Last updated on 4. Februar 2025
Es gibt passionierte Landschaftsfotografen, die stehen mitten in der Nacht auf, steigen stundenlang mit schwerer Ausrüstung auf einen Berg und arbeiten sehr ernsthaft und frierend im Schneeregen an ihrer Komposition – bis endlich die erlösende Blaue Stunde anbricht und sie ein Mega-Foto machen können! Aber es geht auch anders…
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Intro
Ich liebe wunderschöne Landschaften, bin gerne draussen, wandere sehr gerne und mache auch sehr gerne Landschaftsfotos. Aber ich hasse Stative, stehe gerne später auf und überhaupt muss die Landschaftsfotografie in meinen Reiseplanung passen und nicht umgekehrt.
Das ist so ungefähr der Unterschied, ob man eine Fotoreise macht – um zu fotografieren, oder ob man eine Reise macht – und sie fotografisch festhält (dokumentiert).
Ich tue letzteres, wie du sicher schon herausgehört hast. Fotografie ist ein wunderschönes Hobby. Aber für die meisten von uns, muss sie eben auch in unser reales Leben passen.
nd die meisten von uns werden nicht alleine reisen, sondern mit nicht-fotografierenden Ehepartnern (so wie ich auch) oder Freunden, oder mit der ganzen Familie. Es dreht sich auf so einer Reise dann nicht alles um das maximal heldenhaft erkämpfte super-duper-mega-Foto. Richtig?
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
(Die Foto-Reisenden, versierten Enthusiasten mögen mir diese Aussagen verzeihen, aber ihr seid mit diesem Artikel gerade nicht meine Zielgruppe – sorry)
Und dennoch kann man auch mit den genannten Einschränken schöne Landschafts-Reisefotos quasi „nebenbei“ machen.
„Waaaaas? Kann nicht – wie das denn?“
Genau darum geht es in diesem Artikel. Nachfolgend gebe ich dir ein paar einfach Tipps für bessere Landschaftsfotos mit EGAL welcher Kamera (auch mit dem Smartphone). Und diese Tipps sind auch garantiert Familien-verträglich. Legen wir los…
Ach so ja, Landschaften können auch Küsten sein. Im Englischen spricht man von landscapes und seascapes, was eine schöne Bezeichnung dafür ist.
Landschaften können auch Objekte, wie Menschen, Autos oder sogar Burgen in der Landschaft beinhalten, wenn es in dem Bild hauptsächlich um die Landschaft geht.
Und letztlich ist es auch Landschaftsfotografie, wenn du nur einen Ausschnitt der Landschaft fotografierst. Beispiel: einzelne Wellen, einzelne Bäume, einzelne Wolken, einzelne Steine am Strand und so weiter.
Und nun noch ein Wort zu meiner Fotografie: Ich bin ein lernender Amateur, wie du wahrscheinlich auch. Ich behaupte nicht, dass meine Fotos ganz toll sind, aber ich erzähle von meinem Lernprozess und zeige dir meine Bilder.
Mache dir selbst dein eigenes Bild, was du magst und was du nicht magst. Und jetzt kommt der wichtige Teil: Wenn du ein Bild magst, frage dich warum du es magst: Und dann hast du schon einen guten Ansatzpunkt für deine eigene Fotografie gefunden, den du für dich mitnehmen kannst.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Tipp Nummer 1: Es geht auch ohne Stativ und nur mit dem Smartphone
Wer Landschaftsfotos-Fotografie-Kanälen auf YouTube folgt, sieht immer wieder ernsthafte Landschaftsfotografen mit viel Ausrüstung und Stativ arbeiten. Das meine ich gar nicht negativ, denn es hat ja alles seinen Zweck und zu hochwertigen Bildern gehört manchmal eben auch hochwertige Ausrüstung und ein gewisser Aufwand.
Aber wenn du das nicht willst, dann reicht auch die Kamera ohne Stativ, oder nur das Smartphone, auch bei wenig Licht. Denn neuere Geräte sind ziemlich gut geworden mit Langzeit-Belichtungen.
Mit meinem IPhone 13 kann ich bis zu drei Sekunden Belichtung aus der Hand fotografieren – das Gewackel wird dann vom Smartphone zu einem Foto zusammengerechnet.
Aber auch mit meiner Kamera schaffe ich etwa eine halbe Sekunde Belichtung aus der Hand freistehend und auf einen Zaunpfosten oder ähnliches aufgelegt auch länger. Möglich macht das die Sensor-Stabilisierung der Kamera in Verbindung mit der Stabilisierung des Objektivs.
Damit kann man schon einen Wasserfall zum fliessen bringen, die Meeres-Brandung weicher machen, gewollte Bewegungs-Unschärfe erzeugen oder in der Dämmerung fotografieren.
Tipp Nummer 2: Blaue oder Goldene Stunde ohne Schlaf-Entzug fotografieren!
Die golden hour oder Goldene Stunde ist die Zeitspanne vor dem Sonnenauf- oder untergang, wenn der Himmel in schönsten gelben und orangenen Farben erstrahlt.
Die blue hour oder Blaue Stunde ist noch ein bisschen früher, wenn der Himmel sich zunächst bläulich und violett verfärbt, bevor er golden wird.
In diesen Minuten, eher als Stunden, des Tages, hast du wunderschönes Licht zur Verfügung, welches dein Foto von den Klippen oder den Bergen herrlich untermalt und hervorhebt.
Wenn du keine Lust hast im Urlaub um 4 Uhr morgens aufzustehen, oder bis 24 Uhr nachts wach zu bleiben nur um ein goldenes Foto zu machen, dann tue es nicht!
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Mache deine Fotos von der Blauen Stunde oder der Goldenen Stunde doch einfach im Winter! Dann ist in unseren Breitengraden der Sonnenuntergang viel früher am Tag und der Sonnenaufgang viel später.
Auf diese gute Idee bin ich zufällig gestoßen. Beim Spaziergang am Morgen (gegen 8:30 Uhr) mit Frau und Hund am Strand, haben wir die schönsten Sonnenaufgänge erlebt – in Irland im Dezember (wir haben unseren Zweitwohnsitz seit vielen Jahren in Irland).
Genauso funktioniert das am Nachmittag, wenn die Sonne um 17 Uhr schon untergeht. Alles was du brauchst, ist einigermaßen klares Wetter – und vielleicht noch warme Kleidung.
Das funktioniert im Norden besser als im Süden Europas, denn im Norden geht im Winter die Sonne früher unter und später wieder auf.
Tipp Nummer 3: Lerne einfache Kompositionen
Komposition muss nicht kompliziert sein – auch nicht, wenn du Einsteiger bist. Mit ein paar einfachen „Merkern“ kannst du deine Fotos viel interessanter machen – egal mit welcher Kamera (oder Phone).
Komposition meint übrigens nur, wie du Objekte in deinem Bild anordnest, also welchen Ausschnitt zu wählst und welche Elemente du wählst. Was soll wie ins Bild – und was soll nicht ins Bild. Das ist Komposition, klingt einfach, oder? Macht aber einen großen Unterschied!
Hier habe ich ein paar mögliche Kompositionen für deine Landschafts-Fotografie:
Die Drittel-Regel
Lege den Horizont nicht in die Mitte des Bildes, sondern ins obere oder untere Drittel des Bildes. Ja wohin denn jetzt? Das kommt darauf an: Hast du einen tollen Himmel mit viel Struktur und tollem Licht über einer mäßig interessanten Landschaft, dann betone den Himmel und gib ihm mehr Raum. Ist die Landschaft interessanter und der Himmel weniger, dann betone die Landschaft mehr.
Du kannst auch Objekte im Bild nicht in die Mitte, sondern ins rechte oder linke Drittel des Bildes legen. Zum Beispiel ein hoher Baum weiter links und eine Buschreihe weiter rechts. Das macht dein Bild eventuell etwas dynamischer.
Symetrie
Manchmal sieht es aber auch besser aus, wenn der Baum genau mittig im Bild steht. Nämlich dann, wenn er nicht auf der anderen Seite durch etwas anderes ergänzt wird (Buschreihe).
Symmetrie ist auch, wenn du ein starkes Objekt weiter links im Bild hast und ein gleichstarkes Objekt weiter rechts im Bild – das sieht dann aus wie gespiegelt.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Wenn du dein Bild betrachtest und das Gefühl hast, das es zu einer Seite „abkippt“, dann ist es nicht symetrisch. Zum Beispiel die hohe Klippe links und nur flaches Meer rechts. Das kannst du etwas ausgleichen, wenn du dem Meer mehr Raum gibst als der Klippe, oder wartest bis ein Schiff vorbeikommt J. Du verstehst was ich meine…So kannst du den Bild visuell ausbalancieren.
Diagonale: Eine Baumreihe zum Beispiel kann im Bild von links nach rechts verlaufen, von unten nach oben oder von links unten nach rechts oben. Die Diagonale macht das Bild dynamischer. Das gewollt sein, oder nicht. Experimentiere einfach mit verschiedenen Kompositionen.
Fokus im Chaos
Hast du mal versucht Fotos im Wald zu machen? Du siehst am Ende den Wald vor lauter Bäumen nicht – sprichwörtlich!
Statt 100 Bäume aufs Bild zu nehmen, kannst du stattdessen eine tolle knorrige Eiche fotografieren, oder eine Moos-bewachsene Wurzel, oder drei Bäume, die schön zueinander stehen. Nebel oder tiefhängende Wolken können übrigens helfen den chaotischen Hintergrund etwas verschwinden zu lassen – nutze das für ein „konzentriertes“ Bild.
Das gilt auch für Felsen, Berge oder andere Landschafts-Elemente, von denen du viele ins Bild nehmen kannst – oder einen oder wenige.
Nutze (auch) das Teleobjektiv
Wenn du eine Tele hast, manche Smartphones bieten auch eine Tele-Linse, dann nutze es auch in der Landschafts-Fotografie. Die Super-Weitwinkel-Aufnahme von der Bergkette kann wunderbar ergänzt werden durch einzelne Tele-Fotos einzelner schöner Berggipfel oder -Hänge.
Die meisten günstigeren Smartphones haben nur eine Weitwinkel-Linse, oder zwei davon, wie mein Iphone 13. Und durch Social Media haben wir alle uns total an Weitwinkel-Aufnahmen gewöhnt, denn jeder fotografiert so.
Umso mehr kannst du dich mit deinen Fotos von der Masse hervorheben, wenn du ab und zu auch mal näher dran bist – mit dem Teleobjektiv. Der Tipp geht auch an mich selbst, den ich fotografiere auch eher mit dem Weitwinkel (wie so viele).
Führende Linien
Dies ist ein Klassiker in der Landschafts-Fotografie: Eine Reihe Bäume führt zu einem Haus (Toskana), oder eine Reihe Felsen führt zu einem Baum, oder ein Bootssteg führt den Blick in die Ferne auf den See und die Berge dahinter.
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Wo immer du starke Linien erkennst – lasse sie auf dein Objekt zulaufen, oder in die Ferne ins Licht laufen. Das kann auch eine Straße sein, ein Bach, eine Wurzel, die auf einen Baum zuläuft, eine Mauer, oder welche Linien auch immer du finden kannst.
Die Führenden Linien führen übrigens das Auge des Betrachters durch dien Bild – daher der Name.
Vordergrund macht Bild gesund – oder Einrahmen!
Das Foto vom Berg ist schön. Interessanter wird es, wenn du es durch eine Gruppe Bäume hindurch fotografierst (zum Beispiel). Dann wird der Berg schön eingerahmt und der Betrachter bekommt mehr Informationen ins Bild.
Du kannst dich auch hinsetzen oder -legen und die Blumenwiese vor dir und den Berg in der Ferne dahinter auf deinem Foto kombinieren. Das gilt vor allem für die Weitwinkel-Fotografie – sorge für einen Vordergrund: Mehre Steine vor dem Bergsee mit Bergen dahinter, oder Moos im Vordergrund, eine schöne Weide im Hintergrund, oder… es gibt viele Möglichkeiten.
Achte auf das Licht
Der Blick des Betrachters folgt immer dem Licht. Beispiel: Die Wiese im Vordergrund liegt im Licht, der Berghang dahinter im Schatten – wirkt nicht. Wenn du einen Moment wartest, bis Licht auf das Objekt fällt, das zu zeigen willst, dann sieht das schon viel besser aus.
Aber alles im Licht? Wohin soll der Betrachter dann schauen? Besser: Vordergrund etwas dunkler, und die wichtigen Elemente dahinter etwas heller – dann wandert der Blick vom Vordergrund, idealerweise über die Mitte des Bildes bis zum Objekt im Hintergrund. Das kannst du auch gut mit führenden Linien kombinieren.
Farbe und Kontraste im Bild
Du kannst den Blick des Betrachters auch mit Farben führen Beispiel: Dunkelgrüne Pflanzen im Vordergrund, violettes Heidekraut dahinter, oder Dunkelgrüne Bäume als Rahmen, mittelgroßen Wiese dahinter, ein weiss-blühender Kirschbaum dahinter (das Objekt).
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In einer überwiegend einfarbigen Landschaft bringen schon einzelne Farbtupfer oder unterschiedliche Kontraste mehr Reize ins Bild auf denen das Auge des Betrachters verweilen kann. Beispiel: Rote Fischerboote auf blauem Meer, Spaziergänger mit gelben Jacken am Berghang, weiße Schafe im braunen Moor, und so weiter.
Maßstäbe und Menschen im Bild
Wie bitte? Nein, du musst kein Maßband mitnehmen. Es geht nur darum, die schiere Größe der Landschaft besser sichtbar zu machen. Ist der Felsen groß, oder riesig? Stell einen Menschen daneben (oder darauf) und hast einen Masstab!
Das Gleiche gilt für winzige Menschen-Tupfer an einem riesigen Strand, winzige Boote vor hoher Klippe oder winzige Schafe vor massiver Bergkette.
Wenn du keine Menschen zur Verfügung hast, tun es auch Tiere, Autos oder andere Objekte im Bild, deren Größe wir einschätzen können.
Es geht hier aber nicht nur um die Größe, viele Betrachter sehen gerne Menschen im Bild, egal wie groß sie sind. Sie bereichern die Landschaft und machen es leichter sich vorzustellen, selbst gerade dort zu stehen wo es so schön ist.
Tipp Nummer 4: Folge deinem Instinkt
Du findest ein Foto cool, das keiner Regel folgt? Dann ist es auch cool – mindestens für dich. Und wahrscheinlich auch für andere.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Mit digitalen Fotos kannst du nichts falsch machen, schlimmstenfalls werden sie Datei-Leichen oder du kannst sie löschen – alles gut. E xperimentiere, probiere und trau dich Unsinn zu machen. Du musst ja nicht jedes Foto auf Instagram posten (nur die besseren).
Ich habe von einem hervorragenden Profi-Fotografen gelernt, der sagte: 70-90% seiner Bilder seinen „Schrott“. Aber die restlichen guten Bilder werden über die Jahre immer besser!
Tipp Nummer 5: Immer bereit – und nebenbei
Du steigst aus dem Auto, siehst eine tolle Landschaft – und tust nichts damit…Chance vertan.
Du hast doch immer ein Smartphone in der Tasche und du kannst deine Kameratasche griffbereit auf den Rücksitz legen. Ein Griff – und du hast gleich 3-5 Bilder gemacht. Nicht alle werden gut, aber über viele davon wirst du dich hinterher freuen – versprochen.
Oft sind es Zufälle, daß die Kinder genau dort an den Busch müssen, wo du einen grandiosen Blick auf die Küste hast – und das Licht stimmt auch noch!
Wenn du auf deiner Reise immer bereit bist ein paar Minuten zwischendurch zu nutzen – bei jeder Gelegenheit (!!!), dann wirst du mit vielen schönen Fotos nach Hause kommen. Und immer wieder mal ein paar Minuten kannst du immer heraus handeln.
Meine Frau und ich teilen uns oft für eine Stunde oder zwei auf, wenn wir irgendwo hinkommen. Dann kann sie anschauen, was sie mag und ich kann derweil Fotos machen. Das geht in Städten, Dörfern, oder an Sehenswürdigkeiten, das geht aber auch am Strand-Parkplatz oder am Berg-Gasthof. Danach gehen wir essen und die verschiedenen Eindrücke werden geteilt – gut, oder?
Fazit
So, wie immer, sind meine Quick-Tipps ein bisschen länger geworden. Ich hoffe du konntest etwas für dich daraus mitnehmen.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Falls du jetzt als Einsteiger mit der Fülle etwas überfordert bist, dann merke dir doch einfach nur einen oder zwei Punkte, die dich besonders ansprechen, und probiere sie aus. Das geht auch ohne Reisen – mit dem Smartphone beim Spaziergang draussen.
Ich mache das oft so – wenn ich spazieren gehe, probiere ich etwas aus. Die Fotos müssen ja nicht gleich toll werden, vor allem wenn die Landschaft vor der Haustür eher langweilig ist – aber du verinnerlichst deinen fotografischen „Werkzeugkasten“ für den nächsten Ausflug oder Urlaub.
Und mit der Zeit kannst du weitere Tipps ausprobieren und nach und nach verinnerlichen. So baust du deinen fotografischen „Werkzeug-Kasten“ für die nächste Reise auf und deine Augen gewöhnen sich daran, Licht und Farbe, Kompositionen und gestalterische Möglichkeiten besser zu sehen – immer schneller.
Und bis zu deiner Reise geht das dann schon so automatisch, dass du deine schönen Landschaftsfotos schnell, nebenbei und dazu noch Familien-verträglich machen kannst.
Viel Spass mit deiner Reise-Landschafts-Fotografie!
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Kommen bald…
Bildnachweis Titelbild