Ullapool und die wilde North Coast 500

Absolut wilde Landschaften – aber auch dramatisch üble Straßen! So könnte man die North Coast 500 vielleicht zusammenfassen. Im äußersten Nordwesten Schottlands will die Schönheit hart erarbeitet werden….

Im Hafen von Ullapool
Im Hafen von Ullapool (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Intro und Reisebericht

So schlimm hatte ich die NC500 gar nicht in Erinnerung. Ich war sie vor einigen Jahren schon gefahren, mit meinem Motorrad. Das Wetter war damals nass-kalt und ich konnte nur langsam fahren, weil beständiger Nieselregen auf dem Visier meines Helmes und beständiger feuchter Beschlag im Inneren des Visiers die Sicht erschwerten.

Was ich inzwischen weiss: Auch bei idealen Bedingungen hätte ich nicht sehr schnell fahren können, denn die Straßen im Nordwesten Schottlands sind zum Teil in einem gruselig schlechten Zustand. Schmal sind sie hier fast immer, aber großenteils auch noch einspurig.

Irgendwo in den Nordwestlichen Highlands
Irgendwo in den Nordwestlichen Highlands (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Das war mir auf dem Motorrad gar nicht so richtig als Problem aufgefallen, denn auch bei Gegenverkehr ist für ein Motorrad auf einer schmalen oder sogar einspurigen Straße oft immer noch Platz genug, so daß ich nicht ständig anhalten musste. Wahrscheinlich war auch der Straßenzustand damals besser als heute.

Ganz anders gestaltet sich das heute mit unserem (etwas zu grossen) Wohnmobil: Von Ausweichstelle zu Ausweichstelle im stop-and-go quälen wir uns durch die nordwestlichen Highlands. Oft gibt es über längere Strecken gar keine Ausweichbucht oder sie ist viel zu kurz für ein Wohnmobil.

Auf einspurigen Straßen in den Nordwestlichen Highlands unterwegs
Auf einspurigen Straßen in den Nordwestlichen Highlands unterwegs (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Angestrengt blicke ich nach vorne uns versuche abzuschätzen, wie viele Buchten wir überspringen können – eine – zwei – drei – Gegenverkehr.

Uns war das vorher nicht klar und vielen anderen wohl auch nicht, denn uns begegnen immer wieder Wohnmobile, denen es genauso geht. Wenig Platz und immer knapp…

So, das musste jetzt mal raus, denn der Stress während der Fahrt braucht schließlich ein Ventil!

Strand an der Nordküste (NC500)
Strand an der Nordküste (NC500)



Der Fairness halber sollte ich ergänzen, daß es Hinweisschilder für einige Streckenabschnitte gab, wonach die Straße für den Schwerverkehr und Fahrzeuge über 8 Metern nicht geeignet sei. Unser Fahrzeug ist etwas unter 8 Meter, aber sicher schon 2 Meter zu lang und viel zu breit.

Auf den Punkt gebracht: Motorräder haben hier keine großen Schwierigkeiten, für PKW und kleinere VW-Bus-Camper ist die Strecke machbar (aber kein Spass). Für Wohnmobile kann ich die NC500 überhaupt gar nicht empfehlen!!!

Wolken über den Highlands
Wolken über den Highlands (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Es ist sogar eine Frechheit vom schottischen Tourismus diese Strecke als Scenic Route zu bewerben, denn sie ist über große Abschnitte in einem fürchterlichen Zustand: Schlaglöcher und abgebrochene Straßen-Schultern, Teerflicken und Wellen.

Ich bin enge und teilweise schlechte Straßen im Linksverkehr durchaus gewöhnt, aber das war dann doch zu viel. Für den schottischen Tourismus sehe ich zwei Möglichkeiten: Die NC500 grundlegend sanieren und zweispurig ausbauen, oder am besten gar nicht mehr zu bewerben!

Häuser in Ullapool
Häuser in Ullapool (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Sanieren wäre die wünschenswerte Variante, denn die Landschaften im äußersten Nordwesten Schottlands sind sehr wild und sehr schön. Zumindest für die, die den Norden lieben, so wie wir.

Und so wechseln Fluchen und Staunen, Glück und Frust sich ständig ab: Es geht über schroffe Berge, durch schroffe Täler und an kleinen und grossen Seen vorbei. Es gibt hohe Klippen und lange Sandstrände und kleine und größere Wäldchen, die dem felsigen Boden ein bisschen Fruchtbarkeit abtrotzen.

Schmale Straßen in den nordwestlichen Highlands…
Schmale Straßen in den nordwestlichen Highlands…(Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Windgepeitschte Kiefern stehen Wegesrand und Birken und Erlen begleiten die Mooren, deren Farn und Erika jetzt, im Frühsommer noch gar nicht so richtig zu den Farben der Landschaften beitragen.

Besonders auf den Bergpässen dominieren eintönige Grüntönen, während an den milderen Küsten der Ginster gelb blüht und frisches Grün die Gehölze überzieht.

In der nächsten Kurve folgt ein felsiger Küstenabschnitte mit kleinen vorgelagerten Inselchen, kaum mehr als kleine Felsbrocken im Meer.

Was für eine Landschaft! Nein, was für viele und vielseitige wilde und schöne Landschaften!!!

Die Schottische Flagge sieht man fast überall in Schottland
Die Schottische Flagge sieht man fast überall in Schottland (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Die North Coast 500

Was ist die NC500 denn eigentliche – und wo? Gemeint ist eine Rundfahrt über ca. 500 Meilen um den Nordwestlichsten Zipfel von Schottland.

Start und Ziel liegen in Inverness. Von dort aus geht es auf der A9 in Richtung John o Groats, dem nördlichsten Punkt Schottlands.

Dann folgst du der Küstenstraße A838 nach Westen, bis nach Durness und biegst dann nach Süden ab.

Häuser über einem See in den Highlands
Häuser über einem See in den Highlands (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Du folgst der Westküste auf der A838, A837 und A835 in zahlreichen Schleifen bis nach Ullapool. Dabei kommst du teilweise an der Küste vorbei, fährst über längere Strecken aber auch durch die Berge.

Von Ullapool geht es dann auf der A835 wieder nach Inverness. Natürlich kannst du die Runde auch in umgekehrter Richtung fahren.

Die Verbindung von Inverness nach Ullapool ist sehr gut ausgebaut, ebenso die Straßen von Inverness bis nach Thurso. Zwischen Thurso und Bettyhill ist die Straße oft schmal, aber wenigstens zweispurig.

Auf der NC500 unterwegs
Auf der NC500 unterwegs (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Der wirklich schwierige Teil der Strecke liegt zwischen Bettyhill an der Nordwestküste und Ullapool an der Westküste. Auf der Karte mag dieser Abschnitt gar nicht so lang aussehen, aber die Fahrt zieht sich wegen der schlechten Straßen enorm in die Länge (oft einspurig und schlechter Zustand).

Auch gibt es im Nordwesten nicht viele Tankstellen, du solltest also mit ausreichend vollem Tank auf diesen Abschnitt aufbrechen.

Wenn du mit dem Wohnmobil unterwegs bist, kannst du alternativ auch von Inverness nach Ullapool fahren und wieder retour und das gleiche mit einer Fahrt an die Nordküste nach John o Groats oder bis Bettyhill machen.

Destillerie in Ullapool
Destillerie in Ullapool (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Dann fährst du zwar keine Runde, aber die siehst auch so viel von der Landschaft und kannst dabei recht entspannt fahren.

Mit dem Motorrad oder PKW kannst du die Rund-Tour durchaus machen, aber rechne sehr viel mehr Zeit ein, als Google Maps oder dein Navi dir erzählen möchten.

Wenn du die ganze Runde einigermaßen entspannt fahren möchtest, sind 4 Tage nicht zu viel. Siehe auch: https://www.northcoast500.com.

Haltebuchten ermöglichen Gegenverkehr auf einspurigen Straßen
Haltebuchten ermöglichen Gegenverkehr auf einspurigen Straßen (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Warum ist die NC500 vielleicht für dich interessant? Sie ist keine touristische Hauptroute. Hier werden dir keine Busladungen voller Touristen begegnen und die Bevölkerungsdichte im Nordwesten Schottlands ist sehr gering.

Hier geht es vor allem um die Landschaften, die hier, im äußersten Nordwesten Schottlands besonders abgelegen, naturbelassen, karg und wild sind. Wenn du auf wilde nordische Landschaft stehst, bist du hier richtig. Wenn nicht, dann musst du die NC500 nicht unbedingt haben.

Am Achmelvich Beach
Am Achmelvich Beach (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Das Städtchen Ullapool

Jetzt habe ich ja noch gar nicht über Ullapool gesprochen: Ullapool ist cool!

Wir haben in Ullapool einen Zwischenstopp eingelegt und eine Mittagspause und sind eine Runde durch den Ort spaziert und vor allem am Hafen entlang.

Spaziergang im Nieselregen in Ullapool
Spaziergang im Nieselregen in Ullapool (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Der Hafen ist gar nicht so klein und ist Ausgangspunkt für Fähren nach Stornoway auf Lewis, einer Insel der Äusseren Hebriden. Außerdem wird hier offenbar viel Fischerei betrieben und dann gibt es auch noch jede Menge Sportboote, Motorboote und Segelyachten am Anleger.

Die alten Hafenspeicher und die kleinen weiss getünchten Cottages an der Waterfront verraten den Ursprung der kleinen Stadt: 1788 wurde Ullapool als Hafen für den Heringsfang gegründet.

Fischer im Hafen von Ullapool
Fischer im Hafen von Ullapool (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Darüber erfährst du mehr in em kleinen Ullapool Museum, das in einer kleinen alten Kirche untergebracht ist.

Touristen kommen hier oft durch als Station auf der NC500, um auf die Äußeren Hebriden zu fahren, oder um zu Wandern oder einen der Berge der Umgebung zu besteigen.

Ullapool Waterfront
Ullapool Waterfront (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Es gibt hier einen Campingplatz und mehrere Hotels, B&Bs, Restaurants, Cafés, Supermärkte und Shops, so dass sich Ullapool auf jeden Fall für eine Übernachtung anbietet.

Der kleine Ort ist nett zu sehen und zu besuchen und viele der Gebäude sind hübsche kleine, weiße Cottages. Siehe auch: https://www.visitscotland.com/info/towns-villages/ullapool.

In Ullapool wird das Schottische Gälisch gepflegt
In Ullapool wird das Schottische Gälisch gepflegt (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)




Hilfreiche Links zur Reiseplanung

Hier habe ich noch ein paar sehr schöne Tipps für dich, wenn du dich weiter zu Schottland, Wales oder England einlesen möchtest oder auch nach einer entsprechenden Geschenk-Idee für Freunde oder Verwandte suchst. Dies sind Empfehlungs-Links für Produkte bei Amazon – siehe auch Transparenz.


Wanderlust Großbritannien & Irland: Unterwegs auf den Britischen Inseln.

Roadtrips Schottland: Die ultimativen Traumstraßen zwischen Edinburgh und der Isle of Skye.


Unterwegs in Schottland (KUNTH): Das große Reisebuch.


Unterwegs in England und Wales (KUNTH): das große Reisebuch.


Secret Citys England & Wales: Charmante Städte abseits des Trubels.


Schottland 51 bezaubernde Erlebnisse: Aufbruch zu einer unvergesslichen Reise…


Nord- und Mittelengland Reiseführer (Michael Müller Verlag): Individuell reisen…


Vielen Dank für deine Unterstützung dieses kleinen Reiseblogs – und viel Spaß beim Lesen!

Shop in Ullapool am Hafen
Shop in Ullapool am Hafen (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Fazit

Wer den rauen Norden liebt, der wird auf der NC500 viele tolle Landschaften finden: Wunderbare Klippen und Strände an der Nordküste und wilde, karge, raue Berge im Westen. Ullapool ist eine nette Station für deine Reise und Inverness sowieso.

Strand an der Nordküste
Strand an der Nordküste (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Ich war in diesem Artikel ungewöhnlich deutlich, was den Straßenzustand, vor allem auf der Westseite der NC500 angeht. Plane entsprechend, dann wirst du nicht unangenehm überrascht.

Wenn du nicht so viel Zeit für die ganze Runde mitbringst, dann kannst du aber auch einfach eine Stich-Fahrt von Inverness an die Nordküste oder nach Ullapool unternehmen, was auch schön ist und sich schnell und einfach in deine Reiseplanung einbauen lässt.

In den Bergen bei Nieselregen
In den Bergen bei Nieselregen (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



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Kommen bald…



Bildnachweis Titelbild: Am Achmelvich Beach (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Wir leben in Irland mit Zweitwohnsitz und haben die Insel intensiv und viele Male bereist - und auch die benachbarten Britischen Inseln. Und weil Reisen so viel Spaß macht, wird es auf diesem Blog zukünftig auch Artikel zu weiteren spannenden Ländern Europas geben. Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg