Endlich ist der ersehnte Urlaub da, die Kamera ist mit dabei – und dann gibt es tagelang nur Schmuddelwetter – wie soll man denn da fotografieren…
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Intro
So geht es mir nicht ab und zu, so geht es mir häufig, denn ich reise viel und gerne in Nordeuropa, derzeit hauptsächlich in Irland, Schottland und England.
Und da ist das Wetter nicht immer super und es gibt häufig einen bewölkten Himmel. Nicht immer sind das weiße Schäfchenwolken vor blauem Himmel, oder dramatische Haufenwolken im goldenen Abendrot.

Oft ist das einfach nur ein grauer, bedeckter Himmel, der die Insel unter ihm in ein langweiliges Licht mit schwachen Kontrasten und Farben hüllt. In dann gibt es Nieselregen, oder einen Schauer, dann wieder ein bisschen Sonne, gefolgt von weiteren Wolken.
Selbst wenn die Großwetterlage vielversprechend ist, kann das Mikro-Wetter an meinem Ort heute ganz anders sein, was jede Planung sehr erschwert.
Dazu kommt, dass ich nicht auf Fotoreise gehe und mich nach dem Wetter richten kann, sondern ich gehe auf eine Reise und bin an einem bestimmten Tag irgendwo.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Das ist bei deiner Urlaubsreise wahrscheinlich in der Regel auch so. Es sei denn, du machst eine reine Fotoreise. Aber häufiger wirst du mit nicht-fotografierenden Partnern, Familie oder Freunden unterwegs sein und die haben auch Vorstellungen von ihrer Reise, sie sich nicht nur nach dem Licht und dem Wetter richten.
Wie du (und ich) trotzdem schöne Fotos auf deiner Reise machen kannst, dazu kommen wir jetzt:

Die mentale Grund-Einstellung
Die äußeren Bedingungen waren bei mir noch nie so, daß ich sie als ideale Voraussetzung für epische Reisefotos bezeichnen würde.
Irgendwann habe ich auf den „Ideal-Zustand“, der nie eintritt, gepfiffen und einfach versucht das Beste aus dem zu machen, was ich gerade vor mir hatte. Mit meinen bescheidenen Kenntnissen als Amateur.

Dabei hat mir geholfen, das ich immer wieder von Profi-Fotografen gehört habe, dass sie „zuverlässig liefern müssen“, egal wie die Bedingungen sind. Profis haben bezahlende Kunden, die Ergebnisse sehen wollen und nicht von Problemen hören wollen.

Wir Amateure brauchen es nicht, aber die Grundeinstellung ist gut und hilfreich: Rücken gerade machen, Augen auf und mit dem Strom schwimmen: Wenn die Sonne scheint, mache ich Sonnen-Fotos und wenn es regnet, dann mache ich eben Wolken- oder Regenfotos.
Wie letztere dennoch gut aussehen können, dazu kommen wir jetzt…
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Dauerregen in der Stadt
Nein, das macht mir auch erstmal keinen Spaß und neben der Sorge um meine Kamera, fehlt mir auch etwas die Motivation im Regen zu fotografieren.
Aber erstens gibt es Staub- und Spritzwasser- geschützte Kameras (wie meine) und zweitens gibt es einen Ort, wo Regen gar nicht so schlimm ist: In der City nämlich!

Ich finde schöne Städte auch bei Regen schön. Die Architektur und die Sehenswürdigkeiten sind genauso beeindruckend, es gibt Leben auf den Straßen und in den Geschäften, Cafés oder Museen und wenn es dir draußen zu nass wird, kannst du drinnen weiter fotografieren.
Tatsächlich habe ich an einem regnerischen Tag viel mehr Muße, mir eine Ausstellung, ein Museum oder ein Schloss von innen an zu sehen, als wenn draußen die Sonne lockt! Und ich fotografiere auch drinnen.

Street-Fotografie ist kein Problem bei Regen, denn die Straßen und die Menschen sind ja da. Wenn du Spiegelungen in deine Bilder einbeziehst, hast du sogar ein Element genutzt, das bei Regen besonders gut funktioniert:
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Beleuchtete Gebäude spiegeln sich in Pfützen, aber auch Straßenlichter oder Menschen. Spiegelungen an Glasscheiben sehen oft sehr gut aus, wenn Wassertropfen an den Scheiben hängen. An einem besonders grauen Tag, kannst du Fotos mit künstlichem Licht machen, ähnlich wie in der Abenddämmerung. Das künstliche Licht kommt dabei viel besser zur Geltung als bei hellem Sonnenschein.

Landschaftsfotografie bei Schlechtwetter
Aber auch in der Landschaft bieten sich spannende Optionen: Der Regenbogen, der sich über die Hügel spannt, oder die schäumende Meeres-Brandung an einem stürmischen Tag.

Dunkle Wolken über einer schönen Landschaft können spektakulär wirken, wenn mal kurz die Sonne hindurch bricht.
Tatsächlich fotografieren viele Landschaftsfotografen gerne am Ende eines Sturms oder Schlechtwetters, wenn das Licht wieder hindurch kommt und einzelne, warme Sonnenstrahlen die Landschaft modellieren oder einen dramatischen Himmel erzeugen.

Landschaftsfotografie im Nebel
Regenwetter geht auch gerne einher mit anderen Phänomenen, zum Beispiel mit Nebel, der sich gespenstisch über die Landschaft legt. Jetzt kannst du minimalistisch Fotos machen, weil er Nebel den Hintergrund verschwinden lässt:

Ein einzelner Baum auf einem Hügel, Klippen oder Berge, die teilweise vom Nebel verhüllt sind oder Bäume im Wald, die durch den Nebel aussehen, als würden sie alleine im Nebel stehen. Der Nebel verhüllt – und der Nebel separiert dadurch Objekte – wenn du weniger „ganze Landschaft“ denkst und mehr „Portrait-artige Details“, dann wirst du viele schöne Details sehen und fotografieren können.
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Foto-Strecke
Das ist in Begriff aus der Reportage: Nicht ein gutes Bild erzählt die Geschichte oder Reise, sondern eine gute Auswahl verschiedener Bilder – die Foto-Strecke.
Dabei muss nicht jedes Bild ein „Instagram-Banger“ sein. Du kannst von Bergwelten erzählen, wenn du Einzelheiten und Details fotografierst und zusammenfügst. Vor dem inneren Auge des Betrachters entsteht dann ein Bild der Berge, auch wenn du nicht einen einzigen Panorama-Shot gemacht hast.

Wie erzählst du deine Reisegeschichte in mehreren Bildern? Zum Beispiel auch auf Instagram als Karussell, oder in die WhatsApp-Gruppe als einfache Fotostrecke, oder als Beitrag auf einem Blog (wie diesem), oder als gedrucktes Fotobuch.
Die Frage ist: Was macht deine Reise an diesen Ort aus – und das fotografierst und kombinierst du. Es geht weniger um das Wetter und mehr um die vielen schönen Dinge, die man auch bei schlechtem Wetter dort sehen und genießen kann.

Bewölkter Himmel
In Irland und auf den britischen Inseln isst das Wetter oft mild und angenehm, aber der Himmel ist von einer langweiligen Wolkendecke verschlossen.
Eine Lösung: Nimm weniger Himmel aufs Foto. Mit interessanten Vordergründen oder natürlichen Rahmen kannst du den Blick auf die spannenden Elemente in der Landschaft lenken und weniger auf den uninteressanten Himmel.

Landschafts-Fotografe sind übrigens oft keine Freunde von einfach nur blauem Himmel, weil der genauso uninteressant ist, wie eine geschlossene Wolkendecke.
Eine leicht Wolkendecke wirkt übrigens wie eine riesige Soft-Box: Das Licht wird diffuser, aber auch weicher, als direktes Sonnenlicht. Farben erscheinen etwas kühler und weniger gesättigt, Kontraste werden weniger.

Was zunächst als Nachteil erscheint ist tatsächlich ein Vorteil, wenn du Menschen fotografieren willst! I diesem Licht hast du keine harten Schlagschatten auf dem Gesicht und Hauttöne wirken sehr natürlich.
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Mir hat mal ein Gast bei uns in Irland gesagt: „Es ist unglaublich wie grün alles hier ist – und der graue Himmel scheint den Effekt noch zu verstärken.“ Der Mann hatte recht: Ein dunkelgrauer Himmel lässt das Grün der Natur unter Umständen saftiger, satter und grüner erscheinen – oder dynamischer und gesättigter im Lightroom-deutsch. Du kannst jetzt viel schönere Farben aus der Landschaft bekommen, als wenn das Licht vom Himmel knallt…

Hartes, gleißendere Licht
Die schwierigsten Foto-Bedingungen jemals, hatte ich übrigens mal an der irischen Westküste im Hochsommer: hartes, gleißendes Licht, blauer Himmel ohne jede Wolke und kaum Modellierung der Landschaft durch Licht und Schatten, weil das Licht meist direkt oben kam.
Meine Fotos wurden furchtbar. Ja, blauer Himmel, aber sonst keine schönen Farben – nur harte Bilder ohne Tiefe.

Erst später habe ich von anderen Fotografen gelernt, dass man auch bei hartem Licht gute (oder zumindest bessere) Bilder machen kann:
Am frühen Morgen oder am späten Abend ist das Licht weicher und farbiger. Ja, im Sommer ist das womöglich sehr früh am Morgen oder sehr spät am Abend.

Menschen fotografieren – am besten im Schatten, vielleicht im Gegenlicht mit Vegetation im Hintergrund, die Licht abschirmt, reflektiert und etwas weicher macht.
In den engen Gassen einer Altstadt kann hartes Mittags-Licht durchaus für interessante Schatten sorgen. Street-Fotografen nutzen das gerne für kontrastreiche, fast grafisch anmutende Bilder und das können wir auch.

Nachbearbeitung
Wenn du deine Bilder nachbearbeitest, ich nutze dazu Lightroom, dann spiele doch ein wenig mit den Reglern und schau was für dich funktioniert.
Du wirst feststellen, das deine Anpassungen bei hartem Sonnenlicht, bei grauem Himmel oder bei stürmischem Wetter durchaus unterschiedlich ausfallen werden.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Umgekehrt habe ich die Erfahrung gemacht, daß ich nicht bei unterschiedlichen Wetterbedingungen die gleichen Bildstile in der Nachbearbeitung erzwingen kann – das sieht schnell sehr unnatürlich aus.
Aber so, wie wir beim Fotografieren das Licht am besten so nehmen, wie es fällt, können wir in der Nachbearbeitung diesen Charakter am besten nicht bekämpfen, sondern unterstützen.

Ich mache aus einem Regenbild einfach kein Sonnenbild oder umgekehrt, das wird nichts.
Wenn ich wenig Farbe im Bild habe, aber viel Licht, dann kann ich in der Nachbearbeitung ein bisschen mehr Farbe herausholen, aber ich kann auch versuchen die harten Kontraste zu unterstreichen, die mir beim Fotografieren schon aufgefallen waren.

Fazit
Und wenn das alles nicht hilft? Dann entspanne dich, du bist Hobby-Fotograf und kein Profi und du kannst, musst aber nicht abliefern. „Go with the flow – and take it easy“.
Natürlich ermuntert uns ein bisschen Ehrgeiz dazu uns mehr Mühe zu geben bei der Reisefotografie – aber letztlich bist du im Urlaub und sollst deine Reise ja auch geniessen.

Wenn es mal gar nicht läuft, pack die Kamera einfach weg und mache etwas worauf du mehr Lust hast – Wellness, ein Konzert oder eine Ausstellung, oder einfach nur chillen, gut essen und Kaffee trinken. Nimm ein gutes oder schau einen schönen Film.
Morgen ist wieder ein neuer Tag mit vielen fotografischen Möglichkeiten – viel Spaß bei deiner Reisefotografie!
P.s.:
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Bildnachweis Titelbild: Fanad Head Lighthouse (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)