An der Ostküste Schottlands thront eine massive und beeindruckende Burg auf einer hohen Klippe. Hoch über den Wellen der Nordsee trotzt sie den Gezeiten – oder…?
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Intro und Reisebericht
Wir verlassen die quirlige Stadt Aberdeen und folgen der Küstenstraße nach Süden. Hohe Klippen und winzige Buchten, sogenannte Coves, bestimmen das Bild. Auf der Landseite ist es grün und leicht hügelig.
Zwischendurch sehen wir kleine Hafenorte und Häuser an der Küste. Weit reicht der Blick auf die Nordsee hinaus.

Im Süden von Stobehaven kommt der Abzweig zum Dunnottar Castle. Fast unscheinbar, denn ausser dem Castle ist hier nicht viel. Ein paar Häuser, viele Schafe, das war es auch schon.
Es gibt einen Besucherparkplatz, aber die Busparkplätze sind schon voll und auf die PKW-Plätze würde unser Wohnmobil sowieso nicht passen – und die sind auch schon voll.

Dunnottar Castle gehört zu den bekannteren Sehenswürdigkeiten der schottischen Ostküste, aber die Parkmöglichkeiten sind begrenzt und die Anlage ist weitläufig, sooo voll kann es also gar nicht werden.
Wir finden einen Parkplatz am Straßenrand, mit direktem Blick auf ein War Memorial auf einem Hügel. An einer riesigen Weide mit unzähligen Schafen vorbei marschiere ich zum Eingang. Hinter den Schafen erhebt sich schon das Castle vor dem weiten Meer.

Ein schönes altes Steinhaus, ein kleiner Eingang und eine Informationstafel folgen. Ein paar Minuten Fußweg sind es zu den Aussichtspunkten am Castle – kein Problem, denn der Weg ist zunächst leicht begehbar.
Zunächst? Ja, denn kurz vor dem Castle geht es einigermaßen steil bergab und dann auf den Felsen, auf dem die Burg steht, wieder hinauf. Ist aber nur ein kurzes Stück und damit sehr problemlos. Weiter rechts gibt es noch einen schönen Aussichtspunkt, auf den man über einen kleinen Weg (runter-rauf) gelangen kann.

Der Blick auf das Castle ist atemberaubend, denn die Lage ist absolut spektakulär! An fast senkrechten Felsen brüten Seevögel und darüber erheben sich, fast bedrohlich, die dunklen Mauern des Castles.
Der kleine gewundene Pfad den Hügel hinab und den Felsen hinauf ist dann auch tatsächlich der einzige und offizielle Zuweg zum Eingangstor der Burg.

Durch diese einmalige Lage war die Burg damals zur Landseite hin, wie auch zur Seeseite extrem gut geschützt und leicht zu verteidigen.
Im Grunde musste ja nur der Felsen verteidigt werden. Die Gebäude und Mauern auf dem Fels- oder Klippen-Plateau konnten dadurch mit weniger hohen Mauern auskommen. Und so gibt es neben einem hohen eckigen Turm, dem Keep, und mehreren kleineren Rundtürmen auch hauptsächlich Wohngebäude in der Burg.

Ach ja, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Burg heute eine Ruine ist. Sie ist aber immer noch beeindruckend und kann besichtigt werden. Es sind auch noch etliche Gebäude zumindest teilweise erhalten.

Ich wandere noch ein Stück zu beiden Seiten der Burg umher und bewundere die Klippenlandschaften der Küste, die winzigen Buchten und die vielen Seevögel. Nach etlichen Fotos verabschiede ich mich von diesem beeindruckenden Bauwerk in seiner unglaublichen Lage und spaziere wieder zum Wohnmobil zurück, mit dem wir unsere Reise fortsetzen. Was für eine Lage!!!

Kurzer Hintergrund zum Dunnottar Castle
Auf dem Felsen des Castle war vermutlich schon sehr lange vorher ein Fort der Pikten gestanden. Im 5. Jahrhundert wurde hier eine Kapelle gegründet und im 12-13. Jahrhundert wurde der Vorläufer der heutigen Burg gebaut.
Die Burg wurde mehrfach erweitert und umgebaut und die heutigen Gebäude stammen vorwiegend späteren Zeiten: Der hohe Wohnturm ist us dem 14. Jahrhundert und die Überreste des Palasts stammen aus dem 16. Jahrhundert.

Burgen, die so spektakulär gebaut sind, kommen um eine bewegte Geschichte gar nicht drum herum.
Im Jahr 900 verteidigte der damalige schottische König Donald II. Die Burg, gegen einfallende Wikinger. Er unterlag, starb und die Burg, vermutlich noch ein Aus Holz gebautes Fort, wurde zerstört.
Im 12. Jahrhundert ist Dunnottar Castle unter normannisch-englischer Herrschaft das Zentrum der Region.

Im 13. Jahrhundert erobert William Wallace das Castle zurück und es fällt wieder in schottische Herrschaft.
Im 14. Jahrhundert wurde das halb verfallene Castle von den Engländern wieder aufgebaut, um bald darauf von Schotten wieder eingenommen und zerstört zu werden.

Danach wurde es ruhiger und das Castle wurde vom Clan Keith wieder aufgebaut und bis ins 18. Jahrhundert als Clansitz genutzt. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau der Burg zu einem komfortablen Schloss.
Die Wirren der Geschichte gingen weiter und so wurden sogar einige Zeit lang die schottischen Kronjuwelen, normal in Edinburgh, im Castle Dunnottar aufbewahrt. Aus Sicherheitsgründen.

Im 17. Jahrhundert gab es die Jacobiten-Aufstände und das Castle wurde von Jacobiten als Standort genutzt, bevor es wieder in englische Herrschaft kam – und so weiter….
Für eine scheinbar uneinnehmbare Lage auf einem hohen Felsen direkt am Meer hat das Castle dann doch einige Eroberungen erleben müssen.

Hilfreiche Links für die Reiseplanung
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Fazit
Wenn du an der Ostküste Schottlands unterwegs bist, kann ich dir einen kleinen Besuch des Dunnottar Castle unbedingt empfehlen.
Auch wenn du das Castle nicht besichtigen möchtest und dich vielleicht nicht für seine Geschichte interessierst, ist der kleine Spaziergang zum Castle wunderschön und die Lage an den Klippen absolut beeindruckend.

Ein schönes Fleckchen schottischer Natur mit einem schönen historischen Sahnehäubchen obendrauf. So habe ich es gerne.
Übrigens hat uns unsere Fahrt an der schottischen Ostküste insgesamt sehr gut gefallen. Die hügelige grüne Landschaft in Verbindung mit den tollen Küsten ist einfach schön!

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Bildnachweis: Dunnottar Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)