Fort Augustus war mir schon zweimal als hübsche kleine Stadt aufgefallen. Beide Male hatte ich zu wenig Zeit und bin mit einem bedauernden Seufzen weiter gefahren ohne anzuhalten. Doch dieses Mal sollte mir das nicht wieder passieren…
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Intro und Reisebericht
Auf unserer Tour durch Schottland sind wir diesmal auch von Fort William aus über Fort Augustus nach Inverness gefahren.
Die kleine Stadt Fort Augustus liegt an der Mündung des Caledonian Canal in den Loch Ness. Was sie ausmacht, ist eine Staffel von Schleusen, die den Höhenunterschied zwischen dem Kanal und dem See überbrücken.
Diese liegen inmitten des Städtchens, gesäumt von kleinen, gemütlichen alten Häusern und sind die Haupt-Sehenswürdigkeit hier.

Da diese Route auch von zahlreichen Bustouren genutzt wird, sind hier viele Touristen zu finden, die ihre Pause nutzen um den im Sommer zahlreichen Hausbooten beim Schleusen zuzusehen, in einem der Souvenir-Shops einkaufen zu gehen oder in eines der Cafés einzukehren.
Es gibt hier auch ein grosses Ausflugsboot (oder mehrere), mit dem offenbar viele Besucher eine Tour über den Loch Ness machen.

Der kleine Ort ist eindeutig touristisch geprägt. Aber das hat auch Vorteile: Zum einen gibt es einen sehr großen Parkplatz, wo wIr auch unser (recht grosses) Wohnmobil gut parken können. Und zum anderen ist Fort Augustus in einem guten Zustand: Die kleinen, alten Häuser am Kanal sind gut gepflegt und bieten ein hübsches Bild. Auch die Straßen dahinter sehen überwiegend gut aus.

Da ich Boote mag, halte ich mich überwiegend links und rechts der Schleusen auf, drehe aber auch eine kleine Spazier-Runde durch den Ort, bevor ich wieder zum Parkplatz komme und wir unsere Fahrt fortsetzen.
Hat sich der kleine Aufenthalt denn nun gelohnt? Ich bin keine Freund von Busladungen voller Touristen, aber ja, Fort Augustus ist ein hübsches kleines Städtchen und ich bin froh dieses Mal angehalten und ein paar Fotos gemacht zu haben.

Wir hatten auch überlegt hier zu übernachten, aber weil es erst ganz früher Nachmittag war, sind wir noch ein Stück weiter gefahren. Aber Fort Augustus bietet sich ganz bestimmt auch für eine Übernachtung an. Abends ankommen, ein Bummel durchs Städtchen, ein bisschen Shoppen und schön Essen gehen und am nächsten Tag eine Bootstour über den Loch Ness machen – klingt dich gar nicht schlecht, oder?

Fort Augustus und der Caledonian Canal
Mitten in den Highlands liegt die kleine Stadt Fort Augustus. Genauer gesagt mitten im Kaledonischen Graben, oder Great Glen. Einer tiefen Erdspalte, die Schottland der Länge von Südweste nach Nordosten durchtrennt.
Westlich davon liegen die westlicheren Highlands mit den vorgelagerten Äußeren Hebriden und östlich davon die östlichen Highlands mit dem Cairngorms National Park.

Die Erdspalte ist teilweise von langgezogenen Seen gefüllt, dem Loch Lochy, dem Loch Oich und demmit Abstand größten See, dem Loch Ness und dem kleinen Loch Doufour, kurz vor Inverness. Die Mündungen oder Meeresbuchten Moray Firth bei Inverness und Firth of Lorne bei Fort William gehören auch dazu.
Der Caledonian Canal besteht aus mehreren Abschnitten und überbrückt die Teile der Kaledonischen Spalte, die nicht von Seen gefüllt sind. Dadurch entsteht eine und zusammenhängende Wasserstraße vom Atlantik im Südwesten Schottlands bis in die nördliche Nordsee im Nordosten Schottlands.

Der Kanal wurde Anfang des 19. Jahrhundert gebaut und sollte eine sichere Verbindung zwischen der Westküste und der Ostküste Schottlands schaffen. So konnten Handelsschiffe, die Schottland umrunden wollten zumindest Teile der stürmischen Westküste aussparen.
Da der Kanal relativ schmal ist und die Handelsschiffe immer größer wurden, verlor er seine Bedeutung als Handelsstraße aber sehr bald. Heute wird er vor allem von zahlreichen Sportbooten genutzt, Hausbooten, Motoryachten oder auch Segelyachten.

Der Kanal ist fast 100 Kilometer lang und erreicht eine Höhe von etwa 30 Metern über dem Meer. Diese Höhenunterschiede werden durch 29 Schleusen ausgeglichen, die teilweise einzeln und teilweise als Schleusentreppen angeordnet sind.
Eine solche Schleusentreppe findest du auch in Fort Augustus, wo 5 Schleusenkammern direkt hintereinander angeordnet sind. Die 6 hölzernen Schleusentore werden auch heute noch von Hand bewegt.

Die Lage am Kanal und der Brücke darüber war mal strategisch wichtig und wurde von einem Militär-Fort kontrolliert, daher der Name Fort Augustus. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Fort von einem Adeligen gekauft und für eine Weile als Jagdschloss genutzt, bevor es für eine Weile zu einem Benediktiner-Kloster wurde.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Fort Augustus sind sicher die Schleusen und die umgebenden kleinen alten Häuser, das Clansmen-Centre mit einer Ausstellung über das Highland-Leben (siehe: https://www.clansmancentre.uk) und die Loch Ness- Boots-Touren neben dem Centre (siehe: https://www.cruiselochness.com).

Loch Ness und sein Ungeheuer
Und damit kommen wir zum sagenumwobenen Loch Ness und Nessie, dem Ungeheuer vom Loch Ness.
Der Loch Ness ist 36 Kilometer lang annähernd drei Kilometer breit und etwa 230 Meter tief. Er gehört zur den größten Seen Schottlands und Großbritanniens und führt wegen seiner Tiefe die größte Wassermenge aller britischen Seen.
An seinem westlichen Ufer liegt Urquhart Castle, die Ruine einer spät-mittelalterlichen Burg aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Sie ist heute eine gut besuchte Sehenswürdigkeit.

In den Tiefen des Loch Ness schlummern tausende Jahre alte schottische mystische Wesen, wie überall in Schottland. Und dann gibt es speziell hier noch ein sehr viel moderneres Wesen: Nessie, das Ungeheuer vom Loch Ness.
1933 wurde Nessie wohl erstmals gesichtet und in der Zeitung darüber berichtet. 1934 tauchte ein verschwommenes Schwarz-Weiss-Foto auf, dass einen dunklen Körper im Wasser zeigt mit einem langen Hals und kleinen Kopf. Dies war das erste von zahlreichen Fake-Fotos, die in der Folgezeit auftauchen sollten.

Man kann darüber streiten, ob Nessie eine moderne Geschichte ist, denn in den Annalen des heiligen Columba aus dem 7. Jahrhundert wurde schon von einem Wasser-Monster in dieser Region berichtet, allerdings im River Ness, der den Loch Ness speist. Allerdings gab es zahlreiche Wasser-Monster-Sagen zu jener Zeit, was die Geschichte von Saint Columba dann wohl relativiert.

Die Idee, dass ein seltsames Wesen, möglicherweise ein letzter Dinosaurer in den Tiefen des Loch Ness leben könnte, beflügelte die Fantasien vieler Menschen. Mit Booten, Ferngläsern und Kameras und sogar mit selbstgebauten U-Booten wurde nach Nessie gesucht.
Im Loch Ness Centre in Drumnadrochit am westlichen Ufer des Loch Ness kannst du alles über die Suche nach Nessie erfahren (siehe: https://lochness.com).

Hilfreiche Links für deine Reiseplanung
Hier habe ich noch ein paar sehr schöne Tipps für dich, wenn du dich weiter zu Schottland, Wales oder England einlesen möchtest oder auch nach einer entsprechenden Geschenk-Idee für Freunde oder Verwandte suchst. Dies sind Empfehlungs-Links für Produkte bei Amazon – siehe auch Transparenz.
Wanderlust Großbritannien & Irland: Unterwegs auf den Britischen Inseln.
Roadtrips Schottland: Die ultimativen Traumstraßen zwischen Edinburgh und der Isle of Skye.
Unterwegs in Schottland (KUNTH): Das große Reisebuch.
Unterwegs in England und Wales (KUNTH): das große Reisebuch.
Secret Citys England & Wales: Charmante Städte abseits des Trubels.
Schottland 51 bezaubernde Erlebnisse: Aufbruch zu einer unvergesslichen Reise…
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Vielen Dank für deine Unterstützung dieses kleinen Reiseblogs – und viel Spaß beim Lesen!

Fazit
Die Route durch das Great Glen und entlang dem Loch Ness nach Inverness ist eine der am meisten umworbenen Routen in Schottland. Das liegt sicher auch daran, dass die Straßen gut genug für Reisebusse sind, während sie in anderen, abgelegeneren Gegenden der Highlands mitunter extrem schmal oder sogar einspurig ausfallen.
Im Hochsommer sollte man sich überlegen, ob man sich den Mengen anschließt, die hier durchgeschleust werden. Aber im Frühjahr oder Spätsommer/Herbst kann ich das durchaus empfehlen.

Die Fahrt von Fort William bis nach Inverness ist sehr schön und man kann auf jeden Fall an kleinen Orten und Sehenswürdigkeiten wie Fort Augustus, dem Urquhart Castle oder auch dem Loch Ness Centre eine Pause einlegen und sich mal ein bisschen umschauen.
Der Loch Ness selbst ist schön, nicht unbedingt spektakulär, aber schön. Und wer weiss, vielleicht siehst du auf deiner Boots-Tour ganz unvermittelt einen buckeligen Rücken mit einem langen Hals und einem kleinen Kopf aus dem Wasser auftauchen…?

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Kommen bald…
Bildnachweis Titelbild: Urquhart Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)