Last updated on 27. Januar 2025
Ich gebe zu, der Titel ist nicht ganz von mir. Vor vielen (vielen) Jahren gab es mal ein Buch, das hieß: „Zen, oder die Kunst ein Motorrad zu warten“ – glaube ich.
Mein bester Freund hatte es mir geschenkt, denn ich war damals gerne mit dem Motorrad auf Reisen, aber nicht immer sehr geduldig und so meinte er wohl, daß eine Portion „Zen“ gut für mich sei.
In dem Buch ging es um einen Vater, der seinem Sohn bei der meditativen Motorrad-Wartung über allerhand Lebensweisheiten aufklärte. Ich habe das Buch nur teilweise gelesen, denn es wurde mir bald zu mühsam.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Meine Ungeduld brach durch und vertrieb jeden Schimmer von Erleuchtung durch „Zen“. Völlig unbehelligt von jeder Erleuchtung lebe ich also bis heute…
Aber der Titel kam mir wieder in Erinnerung in einem ganz anderen Zusammenhang – dem Fotografieren. Denn wenn ich fotografiere, dann kann ich tatsächlich in eine Art meditativen Zustand kommen!
Ganz im „Hier und Jetzt“ genieße ich den Blick durch den Sucher und nehme meine Umgebung völlig anders wahr als sonst:
Farben und Kontraste sehe ich viel intensiver, den Wechsel von Licht und Dunkel, Texturen von Oberflächen, auf denen sich das Licht spiegelt.
Der Blick wandert in die Ferne, schweift über den Horizont und kehrt zurück zu einzelnen Menschen, Tieren, oder Pflanzen, die meine Aufmerksamkeit erregen. Ich suche und sehe Details, die ich sonst vielleicht nie wahrgenommen hätte – und ich fotografiere sie auch.
Nutze ich diese Fotos später? Nur teilweise, in meinen Blog-Beiträgen. Viele dieser Fotos enden einfach als Datei auf meiner Festplatte und in der Cloud.
Aber in Zeiten digitaler Fotografie ist das ein viel kleineres Problem als früher, als ich noch mit Film fotografiert und meine Fotos selbst in meiner Keller-Dunkelkammer entwickelt habe. Ich hatte wenig Geld für Filme oder Fotopapier und Experimente wurden damals schnell teuer.
Heute kann ich viele „überflüssige“ Fotos machen und sie ungehemmt geniessen. Warum? Nun, mit jedem Foto übe ich unterbewusst das Fotografieren und werde (hoffentlich) über die Zeit ein bisschen besser.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Es gibt einen Disput unter Fotografen, was besser sei zum Lernen: Qualität, also bewusst und eher sparsam Bilder erarbeiten und gestalten, oder Quantität, also viel fotografieren nach Motto: Viel hilft viel.
Ich glaube, mal ein Foto ganz bewusst erarbeiten und mal einfach so Fotos „knipsen“ gehört beides zum Prozess dazu. Kinder lernen schließlich spielerisch am besten – auch große Kinder. Aber ab und zu etwas Sorgfalt walten lassen macht Erwachsen.
Wenn ich einen schönen Ort besuche und weiss, daß ich darüber einen Artikel schreiben möchte, dann arbeite ich schon bewusst daran eine möglichst sinnvolle und gute Bilderstrecke zu bekommen, die meine Geschichte möglichst gut illustriert. Aber selbst dabei „knipse“ ich „unwichtige“ Details oder mache Street-Fotos von Menschen, die vielleicht zu nah und zu persönlich sind, um sie in in meinem Blog zu verwenden.
Warum tue ich das? Es macht mir in dem Moment Spaß! Und dadurch bin ich voll und ganz in dem Moment, voll konzentriert auf das, was um mich herum vorgeht.
Für mich ist das ein eher seltener Zustand, denn viele zu oft bin ich „mentally pre-occupied“, also in Gedanken verloren. Ich bin geistig woanders und meist in der Zukunft, die ich gerade plane, oder manchmal auch in der Vergangenheit. Es tut mir gut, Zukunft und Vergangenheit loszulassen und einfach mal „hier und jetzt“ zu sein.
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Ich glaube, das ist ein Phänomen, welches viele Menschen betrifft. Vor allem die, die egal wo sie sind die ganze Zeit das Smartphone vor der Nase haben. Und ich bin sicher, daß es gut tut, das ganze geistige Hintergrundrauschen einfach mal beiseite zu fegen und das „Hier und Jetzt“ mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu geniessen.
Wir Menschen sind „Augen-Tiere“, die Augen, oder vielmehr das Sehen ist unser wichtigster Sinn. Und man kann darüber streiten, ob eine Kamera vor dem Auge nicht genauso ablenkt, wie ein Smartphone. Nun, wenn du mit dem Smartphone fotografierst, und dich darauf konzentrierst, dann hilft das auch schon!
Wenn ich fotografiere, habe ich ja auch nicht ständig die Kamera vor dem Auge, sondern ich blicke aufmerksam in die Umgebung und nehme die Kamera nur für das eine oder andere Foto hoch.
Im Nachhinein brauche ich meine Fotos nicht einmal anzusehen um den Ort ganz genau beschreiben zu können. Die bewusst aufgenommenen Bilder haben sich auch ganz ohne Fotos tief in mein Gedächtnis „eingebrannt“.
Der Prozess ist vielleicht sogar wichtiger als das Ergebnis – auch eine spanende Erkenntnis. Aber es ist natürlich auch schön, später die Fotos von der Reise noch mal anzusehen.
In dem Prozess passiert unterbewusst noch etwas: Die Bedienung der Kamera verschiebt sich vom bewussten Handeln ins Unterbewusste, vom Großhirn ins Kleinhirn. Ähnlich wie beim unbewussten Fahrrad fahren, brauche ich immer weniger darüber nachzudenken, WIE ich etwas fotografieren will – ich tue es immer mehr automatisch.
Und ähnlich wie beim unbewussten Spazieren gehen, brauche ich Motive, Perspektiven, Komposition oder Licht und Farbe immer weniger zu suchen – ich sehe sie immer mehr automatisch.
Empfehlungs-Link, siehe: Transparenz
Natürlich bin ich immer noch ein Foto-Amateur und noch lange kein Profi. Das ist total ok für mich, denn der Weg ist das Ziel. Und wenn ich meine Fotos von früher mit meinen heutigen Fotos vergleiche, dann sehe ich immerhin Fortschritte – cool!
Fotografieren ist tatsächlich eine Art Meditation für mich geworden: Einatmen – Licht sehen – ausatmen – Bildausschnitt wählen – ausatmen – Auslöser drücken. Einatmen – wie geht es mir innen – ausatmen – was gibt es Schönes um mich herum – ausatmen – hier und jetzt geniessen.
Ist das Zen? Keine Ahnung, ich habe das Buch nie zu Ende gelesen…
Aber es macht Spaß – versprochen!
Wenn du noch keine Kamera für die Reise hast, dann kann ich dir sehr empfehlen eine zu kaufen und es mal auszuprobieren. Natürlich – mit dem Smartphone kann man auch gute Fotos machen. Ich habe sehr viele Fotos auf meinem Blog mit dem Smartphone gemacht und werde das auch weiterhin tun.
Aber eine gute Kamera kann viel mehr als das Smartphone und macht viel mehr Spaß. Deswegen habe ich mir nach ein paar Jahren ohne Kamera auch gerade wieder eine gekauft. Und sie macht jetzt schon super viel Spaß!
Dies ist nur ein kleiner (und nicht zu ernst gemeinter) Einstieg ins Thema Fotografieren auf Reisen. Ich werde zukünftig auch informativere Artikel zur Reisefotografie schreiben und hoffe dich damit ein bisschen zum Fotografieren auf Reisen motivieren zu können – weil es Spaß macht und weil es das Reisen tatsächlich sooooo sehr bereichert!!!
Bis dahin wünsche ich dir schon mal eine fröhliche Urlaubsplanung.
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Kommen bald….
Bildnachweis Titelbild: Möwe im Flug (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)