Eco-Tourism und Sustainable Travel – nachhaltig und schonend die Grüne Insel entdecken

Last updated on 3. März 2024

Wir alle haben wahrscheinlich irgendwann schon mal Urlaub in einer dieser typischen Massendestinationen gemacht:

Flug in den Süden, Busfahrt zum Hotel, all inclusive, all you can eat buffet, Strand vor der Haustür, Geführte Tagesausflüge per Bus, Geländewagen oder Boot, gefühlte 100 gleiche Hotels am gleichen Strand und tausende Touristen am gleichen Ort.

Foto: blackstairsecotrails.ie
Foto: blackstairsecotrails.ie


Einführung

Wie war der Urlaub? „Das Hotel war gut und das Essen war lecker …“. Was hast du vom Land gesehen? „…(ratloses Schweigen)…….“.

Kommt dir das bekannt vor?

Zum Glück verlief die touristische Entwicklung in Irland sehr viel langsamer – und viel nachhaltiger. Irland ist kein Land für Massentourismus, sondern für Individualreisende und möchte das auch bleiben.

Lange Reihen von Hotelburgen am Strand – Fehlanzeige. Stattdessen kleine, lauschige B&Bs, die von ihren oft älteren Inhabern liebevoll geführt werden. Natürlich gibt es auch größere Hotels, aber genauso auch Glamping inmitten schönster Natur.

In Irland wird der Einzelhandel noch geschätzt. Kleine Städtchen mit vielen kleinen Geschäften, lokale Märkte und craft shops, also kleine Läden in denen Produkte aus der Landwirtschaft oder selbst angefertigte Waren verkauft werden. Die Cafés backen noch selbst und es schmeckt nicht alles nach der gleichen Back-Fabrik.

Ja, es gibt große Discounter und der Preiskampf wird es dem lokalen Einzelhandel auch hier in Zukunft schwer machen sich zu halten. Aber vor allem im ländlichen Irland gehört das Schwätzchen im Laden und an der Kasse noch zur Kultur und auch zur Lebensqualität.

Eigen-Werbung für The View Accommodation
Eigen-Werbung für The View Accommodation


Wie schön ist es als Reisender, sich ganz gemütlich umzusehen und nett und freundlich bedient zu werden – ohne Zeitdruck. wie schön ist es, sich im Café, Pub oder Restaurant willkommen zu fühlen und nicht der 1000. „Gast“ einer völlig überforderten Kellnerin zu sein, die den ganze Laden alleine bedienen muss.


Wie schön ist es, im Urlaub entschleunigen zu können? Ich meine, das ist fast unbezahlbar!

Wir kommen aus Deutschland und leben und arbeiten seit einigen Jahren in Irland (Zweitwohnsitz). Im Sommer betreiben wir hier, südlich von Dublin, unsere Motorradvermietung (https://www.easycruiser.tours) und bieten auch Gästezimmer an (https://www.the-view-accommodation.ie). Wir empfinden das Leben in Deutschland im Allgemeinen als stressig, in Irland dagegen als viel entspannter.

Was haben Motorradreisen denn mit nachhaltigem Reisen zu tun? Nun, wandern oder Fahrrad fahren ist sicher nachhaltiger als die Insel mit dem Miet-Motorrad oder Mietwagen zu erkunden. Aber auch wenn du mit dem Auto oder Motorrad unterwegs bist, kannst du dich so umsichtig wie möglich verhalten und einen kleinen Beitrag zu möglichst nachhaltigem Reisen leisten.

Darüber hinaus gibt es auch Anbieter, die sich Öko-Tourismus auf die Fahne geschrieben haben, Ein paar davon, stelle ich dir weiter unten im Text noch vor.

Aber kommen wir zuerst du den Dingen, was jeder zum nachhaltigen Reisen beitragen kann.

Badende Besucher am Upper Lake von Glendalough
Badende Besucher am Upper Lake von Glendalough (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Was bedeutet nachhaltiges Reisen?

Es gibt Organisationen, die sich mit dem Thema eingehend befassen, Schulungen anbieten und Zertifikate zu nachhaltigem Tourismus verleihen.

Eine davon ist Sustainable Travel Ireland. Sie definieren nachhaltigen Tourismus als einen, der sich vollständig die umwelttechnischen, sozialen und ökonomischen Folgen des Reisens bewusst macht und die Bedürfnisse von Umwelt, gastgebenden Gemeinschaften, Besuchern und der (Tourismus-) Industrie adressiert. Siehe: https://www.sustainabletravelireland.ie/.

Oder umgangssprachlich: Wenn das Reisen für Umwelt, Gastgeber und Gäste dauerhaft funktioniert, dann ist es nachhaltig.

Schauen wir uns mal an, wie deine Reisen für dich, für die Umwelt und für die Iren nachhaltig funktionieren kann:

Weniger fahren und mehr sehen

Es macht in Irland keinen Sinn die Insel in wenigen Tagen umrunden zu wollen. Wegen der schmalen Landstraßen kannst du sowie nicht schnell fahren und du wirst dich wundern wie langsam du voran kommst. Aber du wirst dich auch wundern, wieviel du erleben kannst, wenn du dir nur einen Teil der Insel ansiehst, dir dabei aber viel Zeit lässt!

Lass dich auf die Landschaft ein, halte oft an, mache viele Fotos – du erlebst das Land dann viel intensiver.

Clonmacnoise, mittelalterliches Kloster am Shannon
Clonmacnoise, mittelalterliches Kloster am Shannon (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Nimm dir Zeit vor Ort und unterstütze lokale Geschäfte

Schau dir das Castle an, mache die Führung mit. Mache einen Bummel durch die hübsche Kleinstadt.

Schau dir den kleinen Handarbeitsladen an, kaufe ein bisschen Obst im Farm-Shop und schau dir den Woll-Laden an. Ein kleines selbstgemachtes Andenken? Ist schöner als der Touristen-Quatsch am Flughafen.

Der kleine Fischer-Hafen ist super nett, hol dir einen Kaffee im Café nebenan, der selbstgemachte Apfelkuchen ist auch mega lecker. Setz dich an die Mole und siehe den Möwen zu. Mach ruhig noch die kleine Rundfahrt mit dem Fischerboot zu den Robben mit.

Wenn du die Tagesetappe nicht zu lang planst, hast du Zeit genug. Gönne sie dir, wann sonst hast du denn Zeit, wenn nicht im Urlaub?

Eigen-Werbung für Easycruiser.tours
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Sprich mit den Leuten vor Ort

Die Besitzerin des B&B ist unglaublich nett. Sie kocht sogar am Abend für uns – Menu nach Wunsch! Und leckerer geht nicht! Ihr Mann betreibt eine Austern-Zucht vor der Küste. Er bietet an uns auf seinem Boot mitzunehmen und sie uns zu zeigen. Wir haben leider schon andere Pläne, aber das Thema ist interessant, also fragen wir ihn und er nimmt sich viel Zeit und erklärt uns die Austernzucht vor der irischen Küste.

Im Pub treffen wir einen nicht mehr ganz jungen Nordiren. Er hat die Troubles miterlebt, also die Zeit der gewaltsamen Unruhen in Nordirland in den sechziger und siebziger Jahren. Ich kann mich nur schwach an Meldungen aus Irland in den deutschen Nachrichten von damals erinnern. Er nimmt sich viel Zeit und erzählt uns aus der Zeit – lebendiger Geschichtsunterricht.

Der junge Besitzer des Reiterhofes ist mega-nett. Sein Hobby ist Irish Heritage, also das irische Kulturerbe. Er hat mehrere Bücher mit Schwarzweiß-Fotos aus der Zeit der Landwirtschaft mit Pferdewagen und Pferdepflug und erklärt uns das Landleben von damals, aus der Zeit seiner Großeltern und Urgroßeltern. Außerdem gibt es in der Nähe Überreste von keltischen Siedlungen. Man darf sie aber nicht stören, denn dort wohnen der irischen Sage nach Elfen. Er weiß nicht, ob er an Elfen glauben soll, aber er stört den Ort trotzdem nicht, aus Respekt.

Foto: www.marinetours.ie
Foto: www.marinetours.ie


Ich könnte stundenlang so weiter erzählen – die Iren sind oft neugierig Reisenden gegenüber: Wo kommst du her, wo fährst du hin, was hast du gesehen, was willst du noch sehen – und wenn du an der Stelle nachfragst, geben sie dir die besten Insider-Reise-Tipps, die du dir vorstellen kannst und erzählen dir jede Menge Hintergründe, die in keinem Reiseführer stehen.

Nimm dir Zeit mit den Leuten zu sprechen, du erfährst so viel über das Land!


Verhalte dich rücksichtsvoll

Die Iren sind meist sehr freundlich und hilfsbereit zu Reisenden. Was sie aber gar nicht mögen, sind rücksichtslose Menschen – im Straßenverkehr, oder auch sonst.

Dublin ist da leider ein Großstadt wie viele, aber auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung.

Es wird nicht gedrängelt, es wird nicht gehupt, man lässt sich gegenseitig passieren oder überholen, und wenn etwas länger dauert, seien es die Schafe auf der Straße oder die älteren Leute an der Kasse, dann wird eben geduldig gewartet.

Und immer freundlich Grüßen – nicht vergessen!

Verhalte dich wie die Einwohner, die dich ja auch rücksichtsvoll behandeln, dann bist du als Reisender gerne gesehen – auch in Zukunft.

mountallenecotours.com
mountallenecotours.com


Hinterlasse keine Spuren

Nein, wir werfen keinen Müll in die Landschaft, das sollte wohl selbstverständlich sein.

Wir campen auch nicht wild, denn das ist in Irland genauso wenig erlaubt, wie in Deutschland und wir machen auch kein Feuer im Wald oder am Strand. Soweit nichts Neues, denke ich.

Aber wusstest du., dass die eisten Wanderwege in Irland mindestens teilweise über Privatland verlaufen? Bei Millionen von Schafen auf der Insel sind die Farmer extrem sensibel, was freilaufende Hunde auf ihrem Land betrifft. Nachhaltigkeit bedeutet hier, den Hund immer an der Leine zu führen, auch wenn der ja angeblich nicht jagt. Ich kenne Farmer, die schon Schafe an Hunde verloren haben…

Außerdem wirst du beim Wandern sicher immer wieder Weide-Tore öffnen müssen. Die musst du unbedingt hinter dir wieder schließen, denn kein Farmer hat Lust wegen der dummen Touristen jeden Tag seinen Kühe wieder einfangen zu müssen! Wenn der Wanderweg nachhaltig offen bleiben soll, dann schließe alle Tore hinter dir und wenn der vorige Wanderer das nicht macht, dann schließe sie trotzdem und erkläre ihm die Sache, die Farmer werden dir dankbar sein.

Es gibt die Leave-No-Trace-Ireland Organisation, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. . Auf ihren Seiten erfährst du mehr über „spurloses“ Reisen. Siehe: https://www.leavenotraceireland.org/.

Foto: www.marinetours.ie
Foto: www.marinetours.ie


Nutze Anbieter, die Eco-Tourism im Programm haben

Du musst kein aktiver Naturschützer sein um diese Angebote zu nutzen. Wenn du ein wenig Interesse an Natur und Umwelt hast, dann bist du hier schon richtig. Es gibt Anbieter, die sich viele Gedanken zum Naturschutz machen und ihre Angebote mit viel Liebe Hingabe danach ausrichten. Einige stelle ich dir hier vor:

Sustainable Journeys Ireland

Klein aber sehr persönlich ist das Angebot von Brigid in Nordirland. Sie lebt auf der schönen Ards Peninsula und bietet geführte Walks und Tours an. Sie ist passioniert für Naturschutz und irische Geschichte und gibt ihr Wissen gerne weiter. Ihr Mann Hugh betreibt einen Bauernhof direkt am Meer und hat mehrere Naturschutzprogramme in seine Landwirtschaft integriert. Den Hof kannst du dir auch gerne ansehen und dich informieren. Siehe: https://sustainablejourneysireland.com/.

Foto: sustainablejourneysireland.com
Foto: sustainablejourneysireland.com


Mount Allen Eco Tours

Im Nordwestlichen Irland, am Lough Allen, einem See des Shannon, liegt eine 100 Acres große Farm (ca. 22 Hektar). Der Farmer, Tommy, betreibt die Farm ökologisch und setzt sich sehr für Artenvielfalt und den Erhalt heimischer Flora und Fauna ein. Die Renaturierung alter Moor- und Feuchtgebiete auf seinem Grund ist nur ein Teil seiner Bemühungen, über die er auf geführten Zu-Fuss-Touren gerne informiert Siehe: https://www.mountallenecotours.com/.

Blackstairs Eco Centre

Mary und Robert betreiben das Eco Centre mit ökologischer Unterkunft und mehreren interessanten geführten Walks zu verschiedenebn Themen rund um die umgebende Landschaft, Natur und Naturschutz, aber auch Pilze, Keltische Hintergründe und verschiedenes mehr. Siehe: https://blackstairsecotrails.ie/eco-tourism/.

Foto: www.marinetours.ie
Foto: www.marinetours.ie

Blasket Islands Eco Marine Tours

Es gibt mehrere Anbieter von Bootsfahrten um Wale, Delfine oder Seehunde zu beobachten. Aber dieser ist speziell, denn er wird von einem Wildlife Guide und einem eigenen Zoologen betreut und nimmt an Forschungsprogrammen teil. Der Skipper, ein ehemaliger Fischer, kennt die Gewässer, Fauna und Flora seiner Heimatküsten extrem gut und gibt sein Wissen über Artenvielfalt und Maritime Ökosysteme gerne an seine Gäste weiter. Siehe: https://www.marinetours.ie/.

Fazit

Nachhaltige und ökologisches Reisen findet seinen Weg auch nach Irland. Eigentlich eine ganz natürliche Entwicklung, denn die Iren haben ein gutes Verständnis und einen gesunden Respekt für die Einzigartigkeit ihrer Natur und die Schönheit ihrer Insel.

Eigen-Werbung für The View Accommodation
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Gäste sind willkommen, aber Massentourismus liegt ihnen fern und sie legen großen Wert darauf, das, was Irland einzigartig macht für die Zukunft zu erhalten und zu bewahren.

Ist das nicht eine wunderbare Einstellung? Wir können unseren Teil dazu beitragen, indem wir so nachhaltig wie möglich reisen, mit Rücksicht und Respekt für unsere Gastgeber und die Natur, indem wir uns wie die locals lokal bewegen und die Insel nicht einfach nur abfahren und indem wir alles so wunderbar hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben.

Und dann gibt es da noch die passionierten Öko-Tourismus-Anbieter, die sich freuen, wenn sie ihre Welt auf nachhaltige Weise mit uns teilen und uns davon erzählen dürfen – besuchen wir sie und erleben ihre Welt – nachhaltig.

Viel Spaß in Irland!

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Bildnachweis Titelbild: Schafe bei Keem Bay, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.the-view-accommodation.iewww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg