Erste Gedanken zum Winter-Camping in England und Irland

Last updated on 9. Januar 2025

Es ist Anfang Januar und ich sitze in unserem Wohnmobil – in Irland. Nach stürmischem, aber mildem Wetter in den vergangenen Tagen, gab es gestern eine unglaublich sternklare Nacht und dann kam ein bisschen Nachtfrost….

Heute morgen lag etwas Raureif auf den Wiesen und die Autoscheiben waren leicht angefroren.

Camper im Winter
Camper im Winter (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Dafür ist es jetzt super schön sonnig draussen. Ich kann das Meer von hier aus sehen, wie es in der Sonne glitzert. Eigentlich zu schade um drinnen zu sitzen, aber ich war heute morgen schon eine Weile draussen und bei aller Sonne ist der Nordost-Wind doch zu kalt um den ganzen Tag Frischluft zu geniessen.

Winter-Camping in Irland? Muss man das haben? 

Das ist aber tatsächlich kein Problem, wenn die Standheizung funktioniert und die Aufbau-Batterie voll genug ist um diese zu betreiben. Ein paar Wärmflaschen für die Nacht und ein Wasserkessel für heißes Wasser sind auch sehr hilfreich!

Im Winter auf der Fähre nach Irland
Im Winter auf der Fähre nach Irland (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Das größere Problem ist die Verfügbarkeit von Camping-Plätzen. Das war schon Mitte Dezember in Nordfrankreich und in England ein wiederkehrendes Thema. Denn nicht jeder Campingplatz in der Camping-App ist auch wirklich ein Campingplatz. Gelegentlich wundern sich die Besitzer des Bauernhofs, sagen Fremden vor ihrem Tor ab und wissen gar nicht, wie sie in die App geraten sind. Da sie die App nicht kontaktieren wiederholt sich das Thema – immer wieder…



„Du hast die falsche App“ – könnte der kritische Leser jetzt sagen. Nun, wir haben mehrere Apps am laufen und keine ist davor gefeit. 

Das andere Problem ist, dass die Angaben in den Apps nicht immer stimmen, die Campingplätze oft keine aktuelle Online-Präsenz (Website oder Facebook) haben, oder man nie weiss, ob die Angaben jetzt gerade aktuell ist. 

Wintercamping in England
Wintercamping auf einem Platz in England (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Da hilft nur vorher (!) anzurufen und zu fragen. Oft genug hat der Besitzer „Winter-Camping“ als Kategorie nicht angegeben, hat aber trotzdem ganzjährig geöffnet und oft genug hat er offiziell ganzjährig geöffnet, aber dann ist das Tor doch verschlossen. Vorher anrufen hilft – immer! Die Iren wollen angerufen werden und die Engländer auch. 

Google, Microsoft, Amazon und viele andere gigantische Software-Konzerne haben ihre Europa-Zentralen in Dublin, aber das heisst noch lange nicht, dass das kleine Geschäft in Irland eine brauchbare Online-Präsenz hat. Oft eben nicht. 



Apropos online – ich in gerade nicht online. Ich habe nämlich das Auslands-Roaming Kontingent meines Handys ausgeschöpft und dieses Alleskönner-Smartphone kann jetzt nur noch Uhr und Wecker. Ach ja, Fotos könnte ich auch noch machen. 

Aber nix geht mehr online – für unbestimmte Zeit. Wenn man online arbeitet, so wie ich, dann ist das schlecht – sehr schlecht sogar. Mich überkam auch prompt eine kleine Welle der Panik. 

Paar mit Hund am Strand in Irland
Paar mit Hund am Strand in Irland (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Aber es ist ja ohnehin noch Ferienzeit: Weihnachten ist immer eine Ausnahme-Situation in Irland – das ganze Land liegt gefühlt still und die Familien treffen sich und essen und trinken. Mehr geht nicht. Fast nicht. Dann hilft nur noch eines: Körperlich und mental herunterschalten. 

Silvester ist auch vorbei, aber das ist in Irland sowieso wenig spektakulär. Niemand darf oder kann in Irland  Feuerwerk kaufen und damit spart sich das Land die jährlichen Toten und Verletzten durch selbstgebaute oder gekaufte Knallkörper, wie es sich leider jedes Jahr  in Deutschland wiederholt. 

Frost am Feldrand
Frost am Feldrand /Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Tote? Ja, das kam gerade erst in den deutschen Nachrichten (meine Frau ist noch online). Es mag ein bisschen professionelles Feuerwerk in Dublin gegeben haben, das weiss ich ehrlich gesagt nicht. 

Überlass das Feuerwerk den Profis – manchmal sollte sich Deutschland eine große Scheibe bei den europäischen Nachbarn abschneiden (beim Tempolimit auch – denn ÜBERALL in Europa ist der Verkehr gleichmäßiger und weniger stressig als auf deutschen Autobahnen).


Ich bin also offline und habe etwas mehr Zeit als sonst ein bisschen nachzudenken. Eine erzwungene Besinnlichkeit der späten Weihnachts-Feiertage sozusagen. Warum auch nicht, ging ja früher (vor den Smartphones) auch. Da habe ich noch gerne in meiner freien Zeit gelesen. Echte Bücher, aus Papier! Im Wohnmobil habe ich aber keine echten Bücher dabei – also schreibe ich. Das geht tatsächlich noch offline – yeah!

Kommen wir zurück zum Winter-Camping in Irland – macht das Sinn? Nun, wir waren über die Jahre schon in vielen Wintern viele Wochen in Irland. Bis vor kurzem hatten wir hier unseren Zweitwohnsitz mit Motorradvermietung. Die haben wir nach vielen Jahren zum Jahresende geschlossen und das Haus verkauft.

Strandzugang
Strandzugang (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Das war vor kurzem. Und dann haben wir uns in Deutschland ein Wohnmobil gekauft und das mit einem Abstecher über Cornwall nach Irland gefahren. Unsere (erwachsene) Tochter lebt und arbeitet permanent in Irland. 

Macht Irland denn Sinn im Winter? Ja, wir finden schon! Wenn du nicht zu empfindlich bist, gerne Zeit draussen verbringst, so wie wir, eine warme Jacke eine Mütze und ein paar warme Schuhe mitbringst, dann ist Irland auch im Winter schön!

Sonnenaufgang über dem Meer
Sonnenaufgang über dem Meer (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


 Im Winter sind nur wenige Touristen hier und die die Insel ist fest in irischer Hand. Authentischer als im Winter wirst du Irland kaum erleben. Und die Strände und Küsten sind im Winter genauso schön wie im Sommer! Auch die winterlichen Berge haben im Winter ihren eigenen Charme. Zuhause wandere ich ja auch gerne im Winter im Schwarzwald, und hier dann eben in den Wicklow Mountains.


Was ist denn schöner, als dich nach einem Strandspaziergang oder einer kleinen Klippen-Wanderung im nächsten Pub aufzuwärmen: Der Kamin flackert, der Tee ist heiß und das warme, kräftige Essen hast du dir heute verdient!

Und Winter-Camping? Ist für uns auch das erste Mal, wir haben es ohne jede Erfahrung einfach mal probiert und machen das jetzt schon ein paar Wochen lang. Eine Standheizung ist allerdings Pflicht. Du wirst auch mehr Gas brauchen als du es vielleicht in der wärmeren Jahreszeit gewöhnt bist.

Spielende Hunde am Strand im Winter
Spielende Hunde am Strand im Winter (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Für irische Propan-Gasflaschen wirst du einen Adapter mitbringen müssen. Den findest du problemlos im deutschen Campinghandel. Die Stromanschlüsse auf dem Campingplatz sind die gleichen (ECE-Stecker), aber Haushaltsstrom verwendet den englischen Stecker – auch dafür solltest du einen Adapter dabei haben. 

Und die Temperaturen? Die liegen in England und Irland meist über Null Grad Celsius, dafür sorgt der Golfstrom an den Küsten. Bis zu 10 Grad Celsius sind auch im Winter nicht selten. Und dadurch kann es zwar mal einen kleinen Nachtfrost geben, so wie heute Nacht, aber es gibt nur sehr selten Schnee oder anhaltenden Frost an der Küste. 

Klippen am Strand bei Sonnenaufgang
Klippen am Strand bei Sonnenaufgang (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Im Inland, auf den Bergen, kann schon mal eine weiße Schneekappe die Gipfel bedecken und für die schottischen Highlands gilt das auch. Wenn du dich vorwiegend an der Küste bewegst, was bei den wunderschönen Küsten Irlands sowieso eine gute Idee ist, dann bist du also recht sicher vor anhaltendem Frost geschützt – durch den Golfstrom. 


Winterreifen sind in Irland keine Pflicht und es gibt hier auch gar keine zu kaufen. Es gibt hier auch kaum Schnee-Räumfahrzeuge und fast kein Streusalz. Und wenn du im Winter Frostschutzmittel für die Scheibe kaufen willst, ist es gerade ausverkauft. Wann neues kommt – weiss keiner…

Was machen die Iren, wenn doch mal ein bisschen Schnee auf den Straßen im Bergland liegt? Sie bleiben zu Hause, denn der Schnee schmilzt noch am gleichen Tag, oder am nächsten – normalerweise. Statistisch gibt es alle 50 Jahre mal einen Schneefall, der auch mal für eine Woche oder so anhält. Was machen die Iren dann? Sie bleiben eben länger zuhause…wie schon gesagt. 

Bade-Schlappen am Dünenzaun
Bade-Schlappen am Dünenzaun (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Wenn du also mit deinem deutschen Fahrzeug mit Winterreifen, Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage und Eiskratzer im Handschuhfach nach Irland kommst, bist du für Irland sensationell gut ausgestattet! Wird hier keiner verstehen…

Übrigens scheint draussen immer noch die Sonne. Sie hat den Raureif längst geschmolzen und die Temperatur um ein paar Grad angehoben. Wieviel? Weiss ich gerade nicht, ist auch egal. 


Apropos Sonne: Ich sehe jetzt im Winter viel mehr Sonnen-Aufgänge und Sonnen-Untergänge, weil die zu viel freundlicheren Uhrzeiten stattfinden als im Sommer – auch schön!

Wie ist denn das Fazit zum Thema Winter-Camping in Irland? Es ist einfach! Selbst für Anfänger wie uns. Und es ist schön.

Ich gehe jetzt wieder raus, die Sonne lockt – und der Strand auch! Ach ja, und mein Roaming-Problem werde ich wohl irgendwann irgendwie lösen – aber nicht mehr heute :-).


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Bildnachweis Titelbild: Wohnmobil an einem kalten Wintermorgen in Irland (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Wir leben und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und haben die Insel intensiv und viele Male bereist - und auch die benachbarten britischen Inseln, über die ich zukünftig auch mehr schreiben werde. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne(n) Insel(n) im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg