Gehört Irland zu Großbritannien?

Last updated on 3. März 2024

Irland gehört doch zu England, oder? Irland ist nicht in der EU und mit Nordirland herrscht Krieg? Es gibt zahlreiche interessante Theorien zur smaragdgrünen Insel im Atlantik. In diesem Artikel wollen wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Beginnen wir mit dem Status Quo:

Westküste von Beara
Westküste von Beara (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Die Republik Irland gehört nicht zu Großbritannien

Die irische Insel beheimatet zwei verschiedene Länder. Im Nordosten der irischen Insel gibt es ein relativ kleines Gebiet, welches kein selbstständiger Staat ist, sondern als teilautonomes Gebiet zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland gehört – das ist Nordirland.

Der weitaus überwiegende Teil der irischen Insel gehört zur Republik Irland. Die Republik Irland ist ein selbstständiger und freier Staat und Mitglied in der EU. Da Großbritannien und Nordirland im Rahmen des Brexits die EU verlassen haben, ist die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland seit Januar 2021 zur EU-Außengrenze geworden.

Historisch gesehen, war das allerdings nicht immer so. Die irische Insel hat zahlreiche Eindringlinge über sich ergehen lassen müssen: Kelten, Wikinger, Anglo-Normannen und Engländer – die Liste der Eroberer ist lang und die irische Geschichte ist voll von Kriegen und Besetzungen.

Aber beginnen wir doch in der jüngeren Vergangenheit:

Alte Kanonen auf der City Wall von Londonderry/Derry
Alte Kanonen auf der City Wall von Londonderry/Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Herrscht in Irland Krieg?

Es herrscht aktuell kein Krieg auf der irischen Insel und auch keine Unruhen. Während Irland zu den sichersten Reiseländern in Europa gehört und auch in Nordirland derzeit keine Unruhen herrschen, war das in den 70er bis 90er Jahren in Nordirland allerdings ganz anders:

Viele von uns erinnern sich noch an gewaltsamen Unruhen, von denen in den 70er und 80er Jahren in den Nachrichten berichtet wurde -das war der Nordirlandkonflikt:

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Der Nordirlandkonflikt

Im Nordirland Konflikt versuchten irisch stämmige, katholische Republikaner die Loslösung Nordirlands von Großbritannien, und die Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland zu erreichen.  Die englisch- und schottisch stämmigen, protestantischen Unionisten versuchten dagegen sicherzustellen, dass Nordirland im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland bleibt.

Die Konflikte eskalierten zu Bürgerkriegs-ähnlichen Machtkämpfen, die über viele Jahre, von 1969 bis 1998, gewaltsam ausgetragen wurden. Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 wurden die gewaltsamen Auseinandersetzungen schließlich beendet.

Warum der Brexit in Irland bis heute so schwierig umzusetzen ist

Im Rahmen des sogenannten Brexit hat Großbritannien, also England mit Wales, Schottland und Nordirland, die EU verlassen. Dadurch ist die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland zum 1. Januar 2021 zur EU-Außengrenze geworden.

Peace Bridge in Londonderry/Derry
Peace Bridge in Londonderry/Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Dieses hat auch die Diskussion um eine mögliche Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland neu belebt hat. Die Diskussion wird heute weitestgehend friedlich geführt, wobei es in Nordirland einzelne nicht ganz friedliche Proteste zu dem Thema gegeben hat. In Nordirland besteht daher die Sorge um ein Wiederaufflammen gewaltsamer Unruhen weiter.


Die beiden irischen Länder sind traditionell sehr enge Nachbarn. Eine Grenze ist physisch kaum feststellbar und der Übergang erfolgt vollkommen frei und ungehindert. Nordiren arbeiten in Irland und Iren arbeiten in Nordirland.

Dazu kommen zahlreiche Handelsbeziehungen in beide Richtungen. Die Umsetzung einer EU-Außengrenze zwischen beiden Ländern wäre ein organisatorischer Kraftakt und würde das Verhältnis beider Länder extrem belasten. Auch könnte dies mögliche Unruhen auf Seiten der katholischen Nordiren provozieren.

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Um erneute Unruhen in Nordirland zu verhindern, wurden daher Sonderregelungen zur Durchführung der EU-Außengrenze auf der irischen Insel vereinbart. Demnach solle die Zollgrenze schon außerhalb Nordirlands wahrgenommen werden, nämlich auf See.

Nordirland tut sich allerdings schwer, eine Zollgrenze auf See und damit zwischen Nordirland und England und Schottland umzusetzen, weil England-treue Unionisten dadurch befürchten zu sehr von England abgespalten zu werden.

Und so konnte die durch den Brexit notwendig gewordene Umsetzung der EU-Außengrenze auf der irischen Insel oder irgendwo auf See vor der Insel, nach wie vor nicht befriedigend gelöst und umgesetzt werden. Der längst vergangene Nordirland Konflikt wirft seine langen Schatten bis in die Gegenwart.

Britische Flagge auf einem Turm in Londonderry/Derry
Britische Flagge auf einem Turm in Londonderry/Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

War Irland mal eine britische Kolonie?

Großbritannien beherrschte Irland tatsächlich über mehrere Jahrhunderte in verschiedenen Ausprägungen. So stand Irland zuletzt als Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland von 1801 bis 1921 unter britischer Vorherrschaft. In den irischen Unabhängigkeitskriegen 1919-1921 löste sich Irland gewaltsam von der britischen Vorherrschaft und rief 1922 den Freistaat Irland aus, dem 26 der 32 irischen Grafschaften angehörten.

Aus dem aber immer noch zum britischen Commonwealth gehörenden Freistaat Irland wurde 1949 schließlich die heutige Republik Irland gegründet, die sich endgültig von allen britischen Verbindungen löste. Die übrigen 6 Grafschaften in der Provinz Ulster blieben bei Großbritannien und wurden 1921 zur teilautonomen britischen Provinz Nordirland.

So war es mit der Unabhängigkeit Irlands also auch zur Spaltung von Irland gekommen. Aber wieso blieb das heutige Nordirland bei Großbritannien?

Was hat es mit Protestanten und Katholiken auf sich – und gibt es in Irland religiöse Konflikte?

Das Konfessionsthema geht zurück auf die Machtpolitik Englands in Irland im 17. Jahrhundert: Seit der Christianisierung Irlands im Mittelalter sind die Iren vorwiegend katholisch. Die englische Konfession ist vorwiegend protestantisch. 

Im 17. Jahrhundert waren unter englischer Vorherrschaft zahlreiche Engländer und England-treue protestantische Schotten in Irland angesiedelt worden, um die stets aufsässigen katholischen Iren besser kontrollieren zu können. 

St. Augustine`s in Londonderry/Derry
St. Augustine`s in Londonderry/Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Die meisten dieser protestantischen Engländer und Schotten siedelten sich in der alten Provinz Ulster im Nordosten der irischen Insel an und bildeten dort schließlich eine Mehrheit in der Bevölkerung. Als Irland 1922 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erklärte, wollte diese Nachfahren englischer und schottischer Siedler ihrem Mutterland England weiter zugehören. 

Da sie die Mehrheit der Bevölkerung in ihren Grafschaften bildeten, kam es zur Abspaltung dieser 6 Provinzen von Irland und zur späteren Gründung von Nordirland, welches bis heute zu Großbritannien gehört.

Somit ging es im Nordirland Konflikt vor allem darum, ob Nordirland zu Irland oder zu Großbritannien gehören sollte. Es ging dabei nicht wirklich um religiöse Differenzen.


Die ethnische Abstammung und gefühlte Zugehörigkeit zu England bzw. Irland gehen allerdings eng einher mit der Konfessionszugehörigkeit und der kulturellen Gruppenzugehörigkeit der Bevölkerungsteile.
Daher wird bis heute einerseits synonym von Unionisten, Protestanten und Ulster-Schotten gesprochen und auf der anderen Seite wird synonym von Katholiken oder Iren gesprochen.

Guildhall in Londonderry/Derry
Guildhall in Londonderry/Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Sind Reisen nach Irland oder Nordirland unsicher oder schwierig? 

Irland gehört zu den sichersten Ländern Europas und auch in Nordirland kann man bedenkenlos eine Urlaubsreise machen. 

Da die Republik Irland in der EU ist, genügt für EU-Bürger zur Einreise der Personalausweis. Die irische Währung ist der Euro und Geschwindigkeitsangaben im Straßenverkehr gelten in km/h. Allerdings gilt auf der ganzen Insel Linksverkehr, in Irland und in Nordirland. 

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Da Nordirland seit dem Brexit nicht mehr in der EU ist, sollten auch EU-Bürger dort den Reisepass mitführen. Die Einreise nach Nordirland ist über die offene Grenze völlig problemlos möglich. Die nordirische Währung ist das Pfund und Geschwindigkeitsangaben sind in Meilen pro Stunde (mph).

Abgesehen von diesen kleinen Unterschieden, reisen Iren und Nordiren völlig frei über die gesamte Insel. Wir Motorradreisende und Touristen können diese Reisefreiheit ebenso entspannt genießen.


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Bildnachweis Titelbild: Dächer mit Flagge in Londonderry / Derry, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.the-view-accommodation.iewww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg