Die Céide Fields – lange vor den Kelten

Last updated on 14. Mai 2024

Die Céide Fields sind eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten in Irland. Sie zeugt von Menschen, die hier am Rande der Klippen im Nordwesten Irlands lebten. Schon in der Bronzezeit gab es hier schon Siedlungen – und damit lange – sehr lange – vor den Kelten.

Schafe auf den Klippen bei Ceide Fields
Schafe auf den Klippen bei Ceide Fields


Intro

Es war schon ein langer Fahrtag auf dem Motorrad. Am Nachmittag war ich durch den Wild Nephin National Park gefahren. Die Fahrt war schön und einsam. Ich mag schön – und einsam.

Das Wetter war so mittelmäßig schön, Eine graue Wolkendecke bedeckte den Himmel ziemlich vollständig und machte nicht den Eindruck, als wollte sie sich weiterbewegen. Immerhin regnete es nicht – oder fast nicht. Ein bisschen Nieselregen ab und zu zähle ich nicht mit…

Auf der kleinen, einsamen Straße tuckerte ich in weiten Bögen am Atlantik entlang. Ruhiges Meer, wenig Brandung, hohe und steile Klippen. Im Hintergrund abwechselnd braune, torfige Hügel und grüne Weiden. Schön hier – und wenig los! Die Céide Fields liegen nicht im touristischen Mainstream. Ich mag das.

Die Klippen vor dem Gelände sind senkrecht und es gibt einen netten Aussichtspunkt. Möwen kreisten vor der Wand und eher gelangweilt brach sich die Brandung am Fuße der Klippen.

Klippe vor den Ceide Fields
Klippe vor den Ceide Fields (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Ein Besuch bei den Céide Fields

Ein kleiner Parkplatz und eine merkwürdige Pyramide durchbrachen das Muster. Der Parkplatz lud zur willkommenen Fahrpause und die Pyramide entpuppte sich als das Besucherzentrum der Céide Fields. Ich hatte vage davon gehört, nicht wirklich geplant hierhin zu fahren, aber da ich schonmal da war, beschloss ich mir die Geschichte näher anzuschauen.

Die Besucher-Pyramide entpuppt sich als sehr nett. Es gibt ein kleines Café dort, das mir gerade gelegen kam und eine Ausstellung zum Leben der Menschen in grauer Vorzeit an diesem Ort.

Kurzentschlossen schließe ich mich der nächsten Führung an und stapfe in meinen Motorradstiefeln dem Guide hinterher, aus dem Gebäude heraus und den Hügel hinauf.

Hier sieht die kleine Besuchergruppe vor allem ausgegrabene Mauern im moorigen Boden. Lange Linien, Bögen und Kreise aus hellen Felsbrocken zeichnen sich deutlich vor der Vegetation ab.

Neolitische Ring Mauer und Visitor Centre bei Ceide Fields
Neolitische Ring Mauer und Visitor Centre bei Ceide Fields (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Steinkreise gibt es viele in Irland. Kreise aus stehenden Steinen deuten auf Kultstätten hin. Kleinere runde Steinmauer-Reste, sind wahrscheinlich von Beehive-Huts, also kleinen Iglu-förmigen Hütten und große Steinmauern sind wahrscheinlich Ringforts, die die hölzernen Hütten des Clans in ihrer Mitte schützten.

Aber diese Steinkreise sind anderer Natur. Es waren vor allem Einfriedungen für das Vieh der Bewohner, kleine Rinder und Ziegen. Die hölzernen Hütten der Menschen sind längst zerfallen. Aber der moorige Boden konservierte einige der Stellen, wo die Pfähle in der Erde steckten. So kann man sich heute noch ein Bild davon machen, wo die Behausungen standen und wie sie vermutlich aussahen.

Noch mehr Aufschluss, geben Überreste von Feuerstellen und Reste von steinernen Werkzeugen und Geräten, sowie konservierte Pflanzen- und Knochenreste.

Neolithischer Ring Wall bei Ceide Fields
Neolithischer Ring Wall bei Ceide Fields (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



So haben wir heute eine ungefähre Vorstellung von der Fauna und Flora seiner Zeit, und von den Lebensumständen, der Ernährung und den Werkzeugen der Menschen. Wir wissen zum Beispiel, dass diese Menschen auch einfache Segelboote bauten, mit denen sie vermutlich die Küste erkundeten um an geeigneten Stellen zu siedeln.

Wir wissen auch, daß sich das Klima veränderte. Es wurde kälter im Nordosten Irlands und das Weideland litt darunter. Die Menschen lebten von ihrem Vieh und da die Nahrung knapper wurde, waren sie gezwungen wieder weiter nach Süden zu ziehen.

Woher sie kamen, wie lange sie blieben und wohin sie gingen – darüber spekulieren und rätseln die Wissenschaftler bis heute.

Was diese frühen Siedler bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass bis heute keine Burg-oder Wehr-Anlagen gefunden werden konnten. Vermutlich, weil die Menschen hier in Frieden lebten und keine Burgen benötigten. Das ist einmalig auf der Insel, denn alle späteren Funde menschlicher Zivilisation zeugen auch immer von den kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Bewohner.

Friedliche Bauern-Hirten der Bronzezeit – darin waren sie wohl schon mal sehr viel weiter entwickelt, als die heutige Menschheit!

Küste nahe den Ceide Fields
Küste nahe den Ceide Fields (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Informationen zum Besucherzentrum der Céide Fields findest du hier: https://heritageireland.ie/places-to-visit/ceide-fields-neolithic-site-visitor-centre/


Kurzer Hintergrund zu den Céide Fields

Die Entdeckung der Céide Fields verdanken wir einem aufmerksamen Dorfschullehrer und später seinem Sohn.

Auf den moorigen Hängen über den Klippen stachen die Dorfbewohner der Umgebung traditionell Torf. Die Torfsoden wurden an der Luft getrocknet und dann als Brennmaterial für die offenen Kamine der Cottages benutzt. Eine Praxis, die man heute noch in den Bergen und Hügeln von Irland finden kann.

Der Lehrer Patrick Caulfield aus Belderrig entdeckte hier 1930 tief unter dem Torf verlaufende Mauerreste – beim Torf stechen. Gebildet wie er war und offenbar von wissenschaftlicher Neugier beseelt, erkannte er, was er dort fand und grub weiter, mehr oder weniger ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

Ceide Fields Visitor Centre
Ceide Fields Visitor Centre (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Sein Sohn Seamus studierte später Archäologie und machte die Ausgrabungen in den 1970er Jahren wissenschaftlich bekannt. Seitdem graben und forschen Archäologen auf dem riesigen Areal – bis heute. Das volle Ausmaß der Siedlungen ist immer noch nicht bekannt. Aber es lebten recht viele Menschen hier vor etwa 6000 Jahren!


Was du in der Gegend noch sehen kannst

Was du in der Gegend noch sehen kannst? Berge, Meer und Moor! Ernsthaft, die Gegend besticht vor allem durch ihre schönen Landschaften und Küsten.

Südlich von Bangor Erris liegt der Wild Nephin National Park. Ein wunderschöner hügeliger Park mit einer sehr speziellen Fauna und Flora lädt dich zum besuchen und spazieren ein. Siehe: https://www.nationalparks.ie/wild-nephin/.


Südöstlich von den Céide Fields und that nicht weit weg, liegt das nette Städtchen Ballina und ein Stück weiter der Küstenort Enniscrone.

Schöne Strände findest du bei Ballycastle Beach, Lacken Strand und Rinroe Beach.

Downpatrick Head ist eine kleine Landzunge nicht weit von den Fields. Dort findest du eine pittoreske Felsnadel vor den steilen Klippen, das Eire64 Zeichen und auch ein Blowhole, das ist ein Loch im Felsen, durch das die Brandung eintritt.

Killala ist ein kleiner, netter Küstenort. Der Killala Quay liegt in einer großen, sandigen Bucht und ist einfach nur schön. Du finest auch noch einen der typisch irischen Rundtürme aus dem Mittelalter in Killala.

Wild Atlantic Way bei Ceide Fields
Wild Atlantic Way bei Ceide Fields (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Fazit

Wenn dich das ländliche, ursprüngliche Irland interessiert, du gerne tolle Landschaften und Küsten siehst und wenn du gerne etwas abseits des Touristenrummels unterwegs bist, dann bist du im Nordwesten Irlands richtig.

Die Céide Fields sind eine sehr interessante Sehenswürdigkeit auf deinem Weg durch den wilden Nordwesten. Hier lebten die wahrscheinlich ersten Siedler der Irischen Insel, schon vor 6000 Jahren – ursprünglicher geht es nicht!

Eigen-Werbung für Easycruiser.tours
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Ich wünsche dir eine tolle Tour im Nordwesten Irlands und viel Spaß bei den Céide Fields.


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Bildnachweis Titelbild: Ceide Fields Visitor Centre, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg