Die uralten Stein-Häuser von Dingle

Häuser sind aus Stein gebaut – Ist ja nichts neues. Aber auf Dingle sind einige Häuser wirklich KOMPLETT aus Stein gebaut – und auch noch steinalt…

Gallarus Oratory auf Dingle
Gallarus Oratory auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Intro

Die Halbinsel Dingle im County Kerry im Südwesten Irlands ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Es zieht jeden Sommer viele Besucher hierhin. Aber keine Sorge, überlaufen ist Dingle deswegen nicht.

So viel Zuneigung hat sich Dingle aber auch wirklich verdient. Die Insel, pardon Halbinsel, ist einfach nur zu schön!

Du kannst wunderbar einfach nur die Küste entlangfahren und die schönen Aussichten geniessen. Vor allem der Slea Head Drive um die Westküste ist traumhaft. Schöner Tag – weiter geht´s…

Du kannst aber auch gelegentlich mal anhalten und dir einige kleine Sehenswürdigkeit ansehen. Jede für sich ist schnell gesehen, erst in Summe geben sie dir ein interessantes Bild dieser sehr speziellen Gegend.

Am Slea Head Drive auf Dingle
Am Slea Head Drive auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Lass dir Zeit im Südwesten, die Gegend ist zu schön um sie nur „ abzufahren“. Du kannst übrigens auch sehr gut eine Übernachtung auf Dingle einlegen. Ich habe Dingle schon mehrmals besucht, mit dem Auto und auch mit dem Motorrad. Und ich komme gerne auch nochmal wieder.

Wir kommen aus Deutschland, leben aber seit einigen Jahren in Irland (Zweitwohnsitz). Im Sommer betreiben wir an unserem Standort südlich von Dublin unsere Motorradvermietung (https://www.easycruiser.tours) und auch unsere Gästezimmer (https://www.the-view-accommodation.ie ).

Warum Dingle so speziell ist? Das hat unter anderem mit steinalten Kulturen zu tun – aber dazu kommen wir gleich…

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Kurzer Hintergrund zur Dingle Halbinsel

Schon mehrere tausend Jahren vor Christus, und damit lange vor den Kelten, lebten hier auf Dingle Menschen. Sie lebten selbst in einfachen Hütten, aber sie bauten mit Steinen und Felsen: Dolmen, Portal Tombs, Standing Stones und aus groben Steinen aufgeschichtete Mauern, die vermutlich Einfriedungen für Vieh waren. Viele dieser steinernen Überreste menschlicher Zivilisation sind heute noch auf der Halbinsel zu finden, vor allem an der westlichen Küste.

Viel später, nämlich um das 4. oder 5. Jahrhundert errichteten Menschen Ogham Steine in der Nähe von Ballintagart. Dort gibt es einen Steinring und mehrere aufrecht stehende Steine mit Symbolen und Schriftzeichen, die aus dem frühen Irische-Gälischen Alphabet stammen und entfernt an Keilschriften erinnern, wie sie auch auf dem europäischen Kontinent gebräuchlich waren.

Blick von den Beehive Huts auf die Küste von Dingle
Blick von den Beehive Huts auf die Küste von Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Etwa zu dieser Zeit, der frühchristlichen Zeit in Irland, wurden voraussichtlich auch die halb-kugelförmigen Beehive Huts erbaut. Sie sind vollständig aus grobem Stein gebaut, ohne Verwendung von Mörtel. Vergleichbare Beehive Huts gibt es auch auf Skellig Micheal. Sie wurden von frühchristlichen Mönchen als bescheidene Unterkünfte genutzt.

Das Gallarus Oratory stammt eher aus dem 7. oder 8. Jahrhundert und war ebenfalls Teil eine Klosters. Dieses Gebäude ist ebenfalls ohne Mörtel komplett aus Stein gebaut, allerdings schon sehr viel feiner und präziser gearbeitet und mit einer länglichen Form.

Die Kleinstadt Dingle bot sich früh als Hafen an und diente als Schauplatz für internationalen Handel mit Butter, Fisch und Tierhäuten aus Irland, sowie Wein und anderen Produkten aus Südeuropa. Spanische und französische Flotten waren Handelspartner und nutzten den Hafen als Basis.

Beehive Hut von innen (Dingle Peninsula)
Beehive Hut von innen (Dingle Peninsula) (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Später florierten die Fischerei, der Leinen-Herstellung und es gab auch diverse kriegerische Handlungen. Der kleine Ort Dingle hat einmal mehr Export betrieben, als das heute viel größere Limerick. Tatsächlich lebten damals auch etwa dreimal so viele Menschen dort als heute.

Heute ist die Halbinsel Dingle eine der wichtigsten Tourismus-Destinationen an der Südwestküste, zusammen mit dem südlichen Nachbarn, der Iveragh-Halbinsel, deren Küstenstraße besser bekannt ist als der Ring of Kerry.


Die Beehive Huts auf Dingle

Die Beehive Huts sind eine Besonderheit der britischen Inseln. Sie sehen tatsächlich ein bisschen aus wie ein Bienenkorb, daher auch der Name.

Sie wurden vorwiegend während der Eisenzeit und auch in der frühchristlichen Zeit gebaut und entstammen wohl noch gälisch traditionellen Bauweisen.

Sie sind an verschiedenen Orten in Irland zu finden, aber auch in Schottland und Cornwall, sowie in verschiedenen Provinzen Frankreichs und Spanien, die ja auch von Kelten besiedelt waren, aus denen vermutlich auch die gälischen Stämme der Britischen Inseln hervorgingen.

Beehive Hut auf Dingle
Beehive Hut auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Viele dieser Beehive Huts waren schlichte Unterkünfte für frühchristliche Mönche, so auch auf Dingle und auf der Felseninsel Skellig Michael vor der Küste von Kerry.

Wenn du den Starwars-Film „Das Erwachen der Macht“ (Englisch: The Force Awakens) gesehen hast, dann kennst du Beehive Huts schon, denn die Szenen mit dem alten Luke Skywalker auf einer felsigen Insel wurden auf Skellig Michael gedreht.

Auf Dingle findest du schöne Beehive Huts an der R559 Slea Head Drive an der südwestlichen Küste vor Slea Head. Siehe auch: https://www.beehivehuts.com/.

Von dort hast du auch eine wunderbare Aussicht auf die Küste (siehe Fotos).


Das Gallarus Oratory auf Dingle

Das Gallarus Oratory liegt nicht direkt an der Küste, sondern zwischen den kleinen Orten Gallarus und Ballynana, im westlichen Teil der Insel.

Gallarus Oratory auf Dingle
Gallarus Oratory auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Es ist eine Kirche, oder Kapelle, die irgendwann im frühen Mittelalter, aber einige Zeit nach den Beehive Huts gebaut wurde. Der Baustil ist sehr viel ausgefeilter und die Steinbearbeitung viel präziser als bei den teilweise sehr primitiv gebauten Beehive Huts.

Das Gallarus Oratory war Teil eines Klosters. Es hat eine längliche Form mit einem Giebel und erinnert an ein umgedrehtes kleines Schiff. Die Bauweise ist komplett aus Stein, wobei Wände und Dach ineinander übergehen.

Das Oratory ist in einem hervorragenden Zustand und einzigartig auf der Insel. Mir hat der Besuch sehr gut gefallen.

Im Gallarus Oratory (Dingle Peninsula)
Im Gallarus Oratory (Dingle Peninsula) (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Great Famine und verlassene Cottages

Mitte des 19. Jahrhunderts lebten über 8 Millionen Menschen auf der Irischen Insel. Die Kartoffel war ein extrem wichtiges Grundnahrungsmittel für die Menschen. Ein aus Amerika eingeschleppter Pilz zerstörte jedoch die Kartoffeln und ganze Ernten fielen aus, über mehrere Jahr ein Folge. Das führte zu einer großen Hungersnot, der Great Famine, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Etwa 1,5 Millionen Iren wanderten nach Amerika, Kanada, Australien und Neuseeland aus um der Not zu entkommen. 1904 lebten auf der Insel nur noch etwa 4,4 Millionen Einwohner. Heute sind es wieder um die 5,1 Millionen in Irland und etwa 1,8 Millionen in Nordirland, also knapp 7 Millionen Menschen auf der Insel – immer noch weniger als vor der Hungersnot.

Famine Cottage auf Dingle
Famine Cottage auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Die Cottages, die die Auswanderer zurück ließen, blieben lehr. Ganze Siedlungen wurden aufgegeben. Heute noch findest man an vielen Orten auf der Insel Überreste dieser aufgegebenen Famine Cottages. So auch hier auf Dingle, wo du einige davon ansehen kannst.

Du findest sie auch am Slea Head Drive, gar nicht weit von den Beehive Huts. Siehe: https://dinglesheepdogs.com/cottage.

Natürlich ist das ganze etwas touristisch, aber ich fand die Cottages trotzdem sehr interessant.

In einem Famine Cottage auf Dingle
In einem Famine Cottage auf Dingle (Foto: Ulrich knüppel-Gertberg)

Was du noch in der Gegend sehen kannst



Dingle Town

Dingle auf der gleichnamigen Halbinsel Dingle ist ein nettes kleines Hafenstädtchen. Du kannst hier auf jeden Fall eine Pause einlegen und einen kleinen Spaziergang durch den Ort und den hafen machen. Es gibt dort auch ein kleines Aquarium, siehe: https://www.dingle-oceanworld.ie/. Du kannst auch eine Dolphin-Watching Tour mit dem Boot mitmachen, und sogar bis zu den Blasket Islands fahren: https://www.dingledolphin.com/.

Inseln vor der Westküste von Dingle
Blasket-Inseln vor der Westküste von Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Castlegregory Beach

An der Nordküste der Dingle Halbinsel liegt der Ort Castlegregory, der einen sehr schönen und sehr großen hat – einfach mal vorbeifahren!

Conor Pass

Du kannst von Dingle aus die R560 über den Conor Pass in Richtung Castlegregory und Tralee nehmen. Obern am Pass hast du herrliche Aussichten auf die Nordküste und die Südküste gleichzeitig. Der Mount Brandon ist mit 952 Metern Höhe der höchste Berg auf Dingle und einer der höchsten Berge Irlands. Er war ein wichtiger Ort der irischen Mythologie und später eine wichtige Pilgerstätte, etwa wie der Croagh Patrick heute noch.

Blick vom Conor Pass zur die Nordküste von Dingle
Blick vom Conor Pass zur die Nordküste von Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Cashel Murphy und die Keltische Siedlung

Am Slea Head Drive, nahe den Beehive Huts, findest du einen kleinen Parkplatz. Ein sehr kurzer Spaziergang den Hügel hinauf bringt dich zu Cashel Murphy und den Überresten einer keltischen Siedlung. Ein Cashel ist der Vorläufer eines Castles, in diesem Fall die Ruine einer kleinen, runden Burg aus groben Steinen, In ihrer Mitte finden sich weitere rund Gebäudestrukturen, die wiederum an Beehive Huts erinnern.

Inch Beach

Der Inche Beach ist ein flache Landzunge am südlichen Ufer, nahe dem Festland. Du kannst sie über die R561 leicht erreichen. Es gibt viel Sandstrand, schöne Sanddünen und ein Surfercafé. Am Strand üben Surfer und du kannst dir ein Board mieten. Im Hintergund siehst du die Berge des Killarney National Parks – eine herrliche Landschaft!

Steinernes Restaurant auf Dingle
Steinernes Restaurant auf Dingle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Fazit

Dingle ist ein spezieller Ort. Kein Geheimtipp, aber auf jeden Fall eine Empfehlung!

Wenn du einfach nur die wunderschönen Küsten der Halbinsel genießen möchtest, bist du hier richtig. Wenn du dich ein wenig für die irische Kultur und Geschichte interessierst, bis du hier auch richtig.

Und wenn du den Ring of Kerry und den Killarney Nationalpark besuchen möchtest, dann bist du sowie schon ganz in der Nähe.

Ich habe meine Besuche auf der Dingle Halbinsel sehr genossen und fahre sicher auch nochmal dorthin. Ich hoffe dir geht es genauso!

Ich wünsche dir viel Spaß auf Dingle!

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Bildnachweis Titelbild: Beehive Huts auf der Dingle Halbinsel, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.the-view-accommodation.iewww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg