Die Wikinger in Irland

Sie kamen um zu plündern und sie blieben um eine neue Heimat zu gründen. Dänische Wikinger haben in Irland ihre nordischen Spuren hinterlassen….

Intro

Noch ein Wikinger-Artikel? Ja, klar, ich bin schließlich ich ein Wikinger-Fan. Sorry, aber da musst du jetzt durch…

Spätestens seit der Serie Vikings wissen wir alle, dass die Wikinger über viele Jahre hinweg England überfallen haben, letztlich aber von den Engländern zurückgeschlagen wurden. Sie blieben nicht lange. Das waren wohl schwedische oder norwegische Wikinger, die von Kattegat aus nach Westen segelten. So genau wissen wir das nicht, denn man rätselt bis heute wo die Stadt Kattegat denn genau lag.

Wellen am Strand
Wellen am Strand (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Die wenigsten wissen, dass überwiegend dänische Wikinger Irland überfallen haben. Aber nicht nur überfallen, Sie haben in Irland auch Handelsstützpunkte, Siedlungen und Städte gegründet, den Raum Dublin über fast 200 Jahre beherrscht und regiert und sich letztlich in die irische Bevölkerung integriert.

Sie kamen um zu bleiben. Dänische Wikinger hinterließen in Irland ihr genetisches Erbe und gehören untrennbar zur irischen Geschichte mit dazu. Und genau darum soll es in diesem Artikel gehen.


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Die Ankunft der Wikinger in Irland

Die ersten bekannten Wikingerüberfälle auf Irland begannen 795 mit dem Angriff auf das Kloster von Lambay Island nahe Dublin und Rathlin Island an der Küste Nordirlands. Diese frühen Überfälle konzentrierten sich auf Klöster und Kirchen, die als Schatzkammern galten.

Nach und nach segelten die Wikinger die Küsten Irlands entlang und fanden weitere Klöster, die sie plündern konnten. Warum Klöster?

Irlands Klöster waren Ausbildungsstätten und Handelszentren. Hier wurde Kunsthandwerk betrieben und wertvolle kirchliche Kunstschätze geschaffen. Gold, Silber, Bronze und Elfenbein, Münzen, kunstvolle Kreuze und Kelche und andere Wertgegenstände waren hier zu finden.

Im Kloster Clonmacnoise am River Shannon
Im Kloster Clonmacnoise am River Shannon (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Die Klöster bewahrten nämlich auch Schätze wohlhabender Bürger in ihren Mauern auf. Denn zu einer Zeit, als die meisten Häuser aus Holz gebaut waren, boten die steinernen Rundtürme der Klöster zumindest etwas mehr Sicherheit.

Die Reaktion der irischen Bevölkerung auf diese Überfälle war zunächst begrenzt. Die irischen Königreiche waren in interne Konflikte und Fehden verwickelt und konnten keine koordinierte Gegenwehr leisten.

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Davon abgesehen war es kaum vorhersehbar, wann die Wikinger an welcher Küste auftauchen würden. So schnell wie sie kamen und raubten, so schnell verschwanden sie auch wieder.

Die Annalen von Ulster und die Annalen der vier Meister (mittelalterliche Chronik) schildern die Wikinger als brutale Eindringlinge – keine Überraschung. Diese frühen Überfälle hatten nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen, sondern auch kulturelle, da sie das Vertrauen in die Sicherheit der Klöster erschütterten.

Klippen an der Copper Coast
Klippen an der Copper Coast (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Die Wikinger siedeln sich an

Mit der Errichtung der ersten Longphorts um 840 begannen die Wikinger, eine dauerhafte Präsenz in Irland aufzubauen. Der Begriff Longphort bezeichnet befestigte Lager oder Siedlungen, die häufig an Flussmündungen oder geschützten Buchten lagen. Vor allem die Sandstrände der Südostküste machten es den Wikingern einfach ihre flachen Boote zu landen.

Diese Stützpunkte boten den Wikingern Schutz und dienten als Basis für weitere Raubzüge und Handelsaktivitäten. Die strategische Lage dieser Lager erlaubte es ihnen, schnell auf Binnenrouten vorzustoßen, die von Flüssen wie dem Shannon oder dem Boyne gebildet wurden.

Kloster Clonmacnoise am River Shannon
Kloster Clonmacnoise am River Shannon (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Dublin, gegründet 841, wurde zur bedeutendsten Wikingerstadt. Zwar lebten hier vorher schon Menschen, diese hatten aber noch keine Stadt errichtet. Ursprünglich ein militärischer Stützpunkt, entwickelte sich Dublin bald zu einem wichtigen Handelszentrum.

Der Standort bot Zugang zu Handelsrouten, die sich von Skandinavien über die britischen Inseln bis nach Byzanz erstreckten. Andere Longphorts wie Waterford (gegründet ca. 914), Limerick (gegründet ca. 922) und Cork spielten ebenfalls eine Schlüsselrolle im Handelsnetz der Wikinger. Lies dazu auch meinen Artikel zu Waterford: https://irland-insider.de/waterford-und-die-wikinger/.

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Das Handels-Imperium der Wikinger

Die Bedeutung Dublins als Zentrum des Wikinger-Handels wird durch archäologische Funde und schriftliche Quellen gestützt. Münzen und Handelsgüter aus der Wikingerzeit weisen auf eine internationale Vernetzung hin. Auch irische Quellen, wie die Annalen von Clonmacnoise, erwähnen wiederholt Sklavenmärkte in Dublin.

Die Wikinger waren so etwas wie die Hanse des frühen Mittelalters. Ein lockeres Netzwerk von Nordmännern verschiedener skandinavischer Länder, die von der Ost- und Nordsee, über den Atlantik bis ins Mittelmeer segelten. Sie hatten Kontakt mit fremden Kulturen und handelten mit exotischen Dingen. Pelze, Bernstein, Silber, Stoffe, Weine, Waffen und Sklaven waren typische Handelswaren jener Zeit.

Wikingerschiff in Waterford
Wikingerschiff in Waterford (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Lange vor Marco Polo und seinem internationalen Fernhandel über die Seidenstraße, hatten die Wikinger schon einen internationalen Seehandel etabliert. Von Russland bis nach Nordafrika erstreckte sich das Handelsimperium der Wikinger.

Irische Gefangene, die bei Überfällen oder in Schlachten gemacht wurden, wurden in Städten wie Dublin auf Märkten verkauft. Diese Sklaven wurden entweder in Irland gehalten oder über Handelsrouten nach Skandinavien, Britannien und die islamische Welt verschifft.

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Der Sklavenhandel war nicht nur wirtschaftlich profitabel, sondern auch politisch bedeutend, da er dazu beitrug, die Macht-Basis der Wikinger zu sichern. Dabei wurden irische Sklaven in den Orient verkauft und orientalische Sklaven in Irland verkauft. Bis dahin hatten die gälischen Iren wenig Kontakte in die Welt, aber an den Wikinger-Stützpunkten entwickelte sich eine zunehmend multi-kulturelle Gesellschaft.

Wexford
Wexford (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Politische Konflikte und Allianzen

Die Expansion der Wikinger führte unweigerlich zu Konflikten mit den irischen Königreichen. Irland war zu dieser Zeit in zahlreiche Kleinkönigreiche (sogenannte tuatha) zersplittert, die oft gegeneinander kämpften. Diese politische Fragmentierung erleichterte es den Wikingern zunächst, Fuß zu fassen. Einige irische Könige, wie Cerball mac Dúnlainge von Osraige, nutzten die Wikinger als Verbündete gegen rivalisierende Herrscher. Andere, wie Máel Sechnaill mac Máele Ruanaid von Mide, betrachteten die Wikinger als Bedrohung und führten Schlachten gegen sie.

Wikingerschiff in Waterford
Wikingerschiff in Waterford (Foto: Ulrich Knüppel-gertberg)

Ab dem 10. Jahrhundert etablierten sich die Wikinger als eigenständige politische Macht in Irland. Sie herrschten über Städte wie Dublin, Waterford, Wexford oder Limerick, sowie ein Netz von Häfen und Niederlassungen, dass sich vor allem entlang der südlichen Küsten Irlands erstreckte. Damit hatten sie eine starke Präsenz und wurden auch eine politische Macht in Irland.

Die Wikinger Männer suchten sich irische Frauen, gründeten Familien, siedelten sich an und bleiben. Überall dort, wo die Wikinger sich ansiedelten kam es zu einer Vermischung von Sprachen und Kulturen. Während in Skandinavien harte Winter das Leben schwer machten und die Ernten auf vielen Böden karg waren, waren die Winter in Irland mild und die Böden der Ostküste gut genug für die Landwirtschaft. Das machte das Auswandern nach Irland für die Nordmänner sehr attraktiv.


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Doch trotz aller Integration, war die Herrschaft der Wikinger nicht unumstritten. In der Schlacht von Tara (980) besiegte Máel Sechnaill mac Domnaill die Wikinger von Dublin und reduzierte ihre Macht für einige Zeit. Ein steter Zustrom von Wikingern, vor allem aus Dänemark, aber auch aus Schweden und Norwegen, half jedoch die Präsenz in Dublin wieder zu stärken.

Die Schlacht von Clontarf – Ein Wendepunkt

Die Schlacht von Clontarf im Jahr 1014 war eine der berühmtesten Auseinandersetzungen zwischen Wikingern und Iren. Brian Boru, der Hochkönig von Irland, führte eine Koalition aus irischen Königreichen gegen eine Allianz aus dänischen Wikingern und ihren Verbündeten aus Leinster.

Die Schlacht endete mit einem Sieg für Brian Borus Streitkräfte, doch der Hochkönig selbst wurde getötet. Obwohl die Schlacht oft als Ende der Wikingerzeit in Irland angesehen wird, blieben die Wikinger weiterhin in Dublin und anderen Städten präsent. Ihr Einfluss war jedoch geschwächt, und ihre politische Macht ebenso.

Wikinger in Waterford
Wikinger in Waterford (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Kulturelle Integration und Einfluss

Nach der Schlacht von Clontarf begann eine Phase der kulturellen Integration. Viele Wikinger konvertierten zum Christentum und nahmen irische Bräuche an. Gleichzeitig hinterließen sie deutliche Spuren in der irischen Kultur. Archäologische Funde zeigen eine Verschmelzung nordischer und irischer Stile in Schmuck, Waffen und Haushaltsgegenständen. Die Wikinger führten auch neue Techniken in der Metallverarbeitung und im Schiffbau ein, die die irische Wirtschaft nachhaltig beeinflussten.

Die Sprache zeigt ebenfalls den Einfluss der Wikinger. Zahlreiche Ortsnamen in Irland stammen aus dem Altnordischen, darunter Wexford (von „Veisafjǫrðr“), Limerick (von „Hlymrekr“) und die Flussnamen Liffey (von „Ló“) und Lee. Die Wikinger führten außerdem neue Handelspraktiken ein, die Irland in ein weitreichendes wirtschaftliches Netzwerk einbanden.


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Die normannische Invasion – Das Ende der Wikingerherrschaft

1169 begann mit der Ankunft der Normannen eine neue Ära in Irland. Die Normannen, hatten in der Normandie ein starkes Feudalsystem entwickelt. Auf Einladung des irischen Königs Dermot MacMurrough kamen sie als Söldner nach Irland, um ihm zu helfen, seinen Thron in Leinster zurückzuerobern. Dermot war kurz zuvor vom irischen Hochkönig entmachtet worden.

Dazu muss man wissen, dass Normann ebenfalls von Wikingern abstammten, die sich auf Einladung des französischen Königs in der Normandie angesiedelt hatten um eine fruchtbare neue Heimat zu finden. Dabei beschützten sie die Nordgrenze Frankreichs, eine fruchtbare Koalition aus Wikingern und Franzosen also.

Vikings Plakat am Reginald´s Tower Waterford
Vikings Plakat am Reginald´s Tower Waterford (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Die gut organisierten Normannen übernahmen schnell die Kontrolle über Städte wie Dublin, Waterford und Wexford. Diese Städte, die ursprünglich von Wikingern gegründet worden waren, wurden in das normannische Verwaltungssystem integriert. Während die Normannen die politische Herrschaft übernahmen, nutzten sie die bestehende Infrastruktur der Wikinger, darunter Handelsrouten, Befestigungen und Siedlungen. Wikinger-Normannen dominierten also über Wikinger-Gälen (Iren).

Allerdings waren die Normannen weisungsgebunden an den englischen König Heinrich II., der zu seiner Zeit auch über mehrere französische Gebiete herrschte, so auch über die Normandie.

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Die normannische Eroberung bedeutete das Ende der unabhängigen Wikingerherrschaft in Irland, doch ihr kulturelles Erbe blieb erhalten. Viele Nachfahren der Wikinger wurden in die normannische Gesellschaft integriert, und die nordische Prägung Irlands blieb in Sprache, Architektur und Kunst sichtbar.

Allerdings waren die Normannen weisungsgebunden an den englischen König Heinrich II., der zu seiner Zeit auch über mehrere französische Gebiete herrschte, so auch über die Normandie. insofern war dies eine Anglo-Normannische Invasion und der Beginn des englischen Einflusses in Irland. Lies dazu auch meinen Artikel: https://irland-insider.de/die-normannische-invasion-irlands/.

Strand im Südosten
Strand im Südosten (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



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Rundturm in Clonmacnoise am Shannon
Rundturm in Clonmacnoise am Shannon (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

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Strand im Südosten
Strand im Südosten (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Fazit – Das Vermächtnis der Wikinger in Irland

Die Wikingerzeit in Irland war eine Phase starken Wandels. Die Nordmänner brachten nicht nur Zerstörung, sondern auch Handel, Urbanisierung und kulturellen Austausch. Städte wie Dublin, Waterford, Wexford und Limerick verdanken ihre Ursprünge den Wikingern.

Die Wikinger in Irland waren zunächst gefürchtete Plünderer, dann aber auch Siedler, Händler und Handwerker, die neue Waren, Materialien und Techniken auf die Insel brachten und zu einer kulturellen und genetischen Öffnung der Insel beitrugen. Im Gegenzug wurden auch Irische Waren und Handelsgüter in ferne Länder verschifft.

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Die abgeschiedene Insel im Atlantik hatte auf einmal Anschluss an die mittelalterliche Welt. Bis heute sind die nordischen Gene im Genpool der modernen Iren nachweisbar verankert. Besonders ausgeprägt in der südlichen Hälfte der Insel, wo die Wikinger sich bevorzugt ansiedelten. Hast du dich mal gefragt, warum es in Irland so viele Menschen mit rötlicher Haarfarbe gibt? Ja genau, das können die nordischen Gene sein. Aber man munkelt, dass auch die Kelten nicht nur dunkle Haare hatten…

Strandgras
Strandgras (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

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Bildnachweis Titelbild: Möwe über dem Meer. Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (https://irland-insider.de, https://ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Wir leben und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und haben die Insel intensiv und viele Male bereist - und auch die benachbarten britischen Inseln. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne(n) Insel(n) im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg