Drive & Paddel in Irland: Eine Auto-Rundreise mit Tages-Paddeltouren

Last updated on 13. Mai 2024

Bei der Organisation einer Paddelreise gibt es viele Herausforderungen – noch bevor die eigentliche Reise losgeht.

Zum Beispiel: Wie ist das mit der Logistik?

Foto: paddleyourowncanoe.ie
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Einführung

Natürlich kannst du dein Boot am Oberlauf des Shannon parken, 100km den Fluß hinab paddeln und dich von einem Taxi zum Auto zurückbringen lassen, oder einen Bus finden, mit dem du zurück kommst.

Wenn du mit Freunden unterwegs bist, könnt Ihr auch ein Auto am Start parken und eines am Ziel – klar. Wenn du aber alleine paddelst und deine Frau oder Familie andere Interessen hat und etwas mehr von Irland sehen möchte, als nur einen Fluss oder See?

Genau! Jetzt bist du in Schwierigkeiten!

Aber ich lasse dich nicht hängen, denn auch für dieses Szenario finden wir eine Lösung: Macht doch einfach eine Rundreise mit dem Auto entlang vieler Sehenswürdigkeiten und hübscher Städtchen.

Und zwischendurch lässt du dein Boot zu Wasser und paddelst eine Halbtages- oder Tagestour, während deine Begleitung etwas anderes schönes unternimmt.

Cool? Dann lass uns loslegen!

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Welches Kajak für universelle Tagestouren in Irland?

Bei dieser Reise geht es nicht nur um das Paddeln, sondern auch. Das heißt, das Boot soll reinpassen – ins Auto, und sich auch sonst „unauffällig“ in den Urlaub einfügen.

Das 5-Meter-Seekayak auf dem Dach ist unpraktisch bei der Anreise und unhandlich unterwegs. Du brauchst auch nicht soviel Boot und Stauraum, denn du machst ja keine längere Campingtour.

Natürlich kannst du ein mittelgroßes Hartschalen-Kajak auf dem Autodach transportieren, aber da stellt sich gerade in Städten die Frage mit dem Diebstahl und auf der Autobahn ist das auch nicht unbedingt ein Vergnügen.

Ein Faltboot braucht länger im Auf- und Abbau und die Metallteile des Innengestänges mögen kein Salzwasser – nein, auch die Aluminiumgestänge nicht.

Wenn du Flüsse und Kanäle fährst, wirst immer wieder mal eine Schleuse oder ein Wehr umtragen wollen – gut wenn das Boot sehr leicht ist, dann brauchst du schon keinen Boots-Trolli.

Das Kajak sollte schnell und unkompliziert auf- und abzubauen sein, damit auch die kurze Paddeltour „zwischendurch“ Sinn macht.

Foto: kayaking.ie
Foto: kayaking.ie



Ein mittelgroßes Luft- oder Hybridboot im Kofferraum nimmt nicht zu viel Platz weg, ist super schnell aufgebaut, hat genügend Platz für eine wasserdichte Gepäckrolle als Tagesgepäck und ist auf fast jedem Gewässer zuhause.

Bei Wind, Strömung oder Schlechtwetter sollte man damit vielleicht nicht an der Küste fahren, aber das ist vielleicht sowieso ein gute Idee, wenn man die Gegebenheiten vor Ort nicht kennt.

Beispiele für reisefähige gute Schlauchboote: Gumotex Swing1 oder Advanced Elements Advanced Frame / Ultralite oder Nortik Scubi 1.


Anreise nach Irland und Rückreise

Du kannst dein Kajak auch als Sportgepäck mit dem Flugzeug mitnehmen und dann in einen Mietwagen laden, aber wahrscheinlich werdet ihr doch mit dem eigenen Auto anreisen.

Für die Anreise mit dem eigenen Auto gibt es im Prinzip 4 Varianten:

1. Mit Fähre oder Eurotunnel von Calais (Frankreich) nach Südengland (Dover) und dann mit der Fähre von Süd-Wales (Fishguard oder Pembroke) nach Rosslare oder von Nord-Wales (Holyhead) nach Dublin (Irland).

2. Mit der Übernachtfähre von Rotterdam oder Brügge nach Hull und dann mit der Fähre von Nord-Wales (Holyhead) nach Dublin.

3. Mit der Übernachtfähre von Rotterdam oder Brügge nach Hull und dann über Süd-Schottland (Cairnryan) nach Nordirland (Larne oder Belfast).

4. Mit der Übernachtfähre von Cherbourg (Frankreich nach Rosslare oder Dublin.

Ich habe alle Varianten selbst schon mehrfach ausprobiert, weil wir seit etlichen Jahren unseren Zweitwohnsitz in Irland haben. Im Sommer betreibe ich südlich von Dublin eine Motorradvermietung (www.easycruiser.tours). Wir haben auch schöne Gästezimmer.

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Die Variante 1. kann ich nicht empfehlen. Du kommst zwar gut nach Calais, aber der Verkehr in Südengland ist kein Spaß, vor allem um London herum und auch bei Birmingham. Selbst in Wales ist viel los, weil eine unglaubliche Menge and LKWs diese Routen nutzt. Variante 2. ist ähnlich nervig, denn auch hier musst du an vielbefahrenen Großstädten vorbei.

Wenn du aus Süddeutschland oder dem Alpenraum kommst, kann ich dir Variante 4. empfehlen. Fahre aber nicht über Paris, sondern über St.Quentin, Amiens und LeHavre. Die Autobahnen in Nordfrankreich sind sehr gut zu fahren.

Wenn du aus Norddeutschland kommst, kannst du die Variante 3. über Hull und Südschottland fahren. Schöne Strecke, gut zu fahren, wenig Verkehr.

Beste Reisezeit und Reisedauer

Was ist die beste Reisezeit? Statistisch hat der frühe Sommer etwas weniger Niederschlag als der späte Sommer. Soweit die Theorie. Praktisch kann das Wetter in Irland immer wechselhaft sein. Sonne, Wolken, Schauer, Wind, Regen, Sonne – usw…. Wenn du unser Wetter nicht magst, warte 20 Minuten! Alles nicht schlimm, wenn du eine Regenjacke dabei hast – und eine Sonnenbrille und eine Kappe.

Die Temperaturen sind von Mitte Juni bis Ende Juli am wärmsten, da kannst damit 20-25Grad rechnen, selten mehr. Im Mai und August sind es dann eher um die 20 Grad. Der frühe September ist oft auch noch eine tolle Reisezeit, mit milden Temperaturen um 15-18 Grad und oft schönem Wetter. Im Herbst, Winter und Frühjahr kann es kühl, nass und vor allem stürmisch werden.

Die irischen Schulferien erstrecken sich von Ende Juni bis Anfang August. Am vollsten an den Badeorten ist es sicher im Juli. Mein Tipp daher: Reise im Juni oder im August.

Wie lange darf die Reise dauern? Ihr solltet wenigstens zwei Wochen in Irland haben. Für An- und Abreise könnt Ihr je nach Ausgangsort nochmal etwa 4-5 Tage rechnen.

Foto: paddleyourowncanoe.ie
Foto: paddleyourowncanoe.ie


Die etwas andere Reiseroute um die irische Insel

Sagen wir mal Ihr möchtet einmal um die Insel, viele schöne irische Must-See-Locations besuchen aber eben auch paddeln. Wie könnte so ein Trip aussehen?

Tag 1: Beginnen wir mal in Dublin: Die Stadt ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert. Die Altstadt liegt rund um das Viertel Temple Bar und direkt am River Liffey, der sich bis in den Hafen zieht. In Dublin kannst du auch Paddeln, nämlich auf dem River Liffey, auf dem Grand Canal und auf dem Royal Canal.


Tag 2: Die traumhaften Strände der Südostküste: Ihr fahrt die Küste entlang nach Süden. Die schönsten Strände gibt es bei Morriscastle (Kilmuckridge) und bei Curracloe. Wenn das Wetter ruhig ist, kannst du dort auch paddeln, aber Vorsicht mit Gezeiten, Wind und Strömung!
Übernachtung bei Enniscorthy.


Tag 3: Du lässt dein Boot in Enniscorthy ins Wasser und folgst dem River Slaney bis nach Wexford. Wenn das zu lang ist, steigst du später ins Wasser. Derweil hat deine Begleitung viel Zeit Enniscorthy und Wexford zu besichtigen, wo ihr euch wieder trefft.

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Tag 4: In New Ross im Hafen liegt die Dunbrody, der Nachbau eines Segelschiffes, mit dem einst irische Auswanderer nach Amerika segelten. Sehr sehenswert, auch ein kleines Museum und ein Café dabei. Waterford wurde ursprünglich von Wikingern gegründet, wie Wexford übrigens auch. Es gibt dort mehrere Museen, ein bisschen Altstadt und einen netten Hafen. Für den Paddler gibt des den River Barrow und den River Suir – lasse dich mit dem Kajak irgendwo absetzen und mache einfach einen Zielort aus. Weiterfahrt bis Kinsale.


Tag 5: Kinsale ist offiziell der südliche Ausgangsort des Wild Atlantic Ways. Ein nettes Hafenstädtchen mit einer wunderschönen geschützten Bucht (!), einem alten Fort über der Bucht und einem netten Sporthafen – zu Lande und zu Wasser schön. Auf der Fahrt nach Baltimore kommt ihr noch an mehreren schönen geschützten Buchten vorbei, z.B. bei Klonakilty, bei Rosscarbery, bei Glandore und bei Rinneen. Baltimore ist ein wunderhübscher alter Fischerhafen in einer weit zerklüfteten Bucht mit Inseln. Auch wieder ein Traum zu Fuß und ein Traum auf dem Wasser!


Tag 6: Macht eine Rundfahrt rund um die Insel Beara und wenn das Wetter schön its, fahrt auch über den wunderschönen Healy Pass im Inneren der Insel. Beara ist ein Traum! Paddeln kannst du bei guten Wetter in der Bantry Bay oder in der Kenmare Bay. Weiterfahrt durch den Killarney National Park nach Killarney.

Foto: kayaking.ie
Foto: kayaking.ie



Tag 7: Killarney ist ein trubeliger Ort mit zahlreichen Möglichkeiten: Wandern, Mountain Biken, Ausflugsboot fahren auf dem See, Kutsche Fahren, chillen, Wellness, es gibt ein altes Castel und das Muckross House ist sehr schön. Hier ist vieles möglich. Ihr könnt zum Beispiel eine gemeinsame Kutschfahrt zum Upper Lake Killarney machen, dort steigst du aus und paddelst zum Muckross Lake wieder zurück.




Tag 8: Rundfahrt um die schöne Insel Dingle, Übernachtung bei Limerick oder Bunratty. Limerick ist eine interessante Stadt und in Bunratty gibt es ein sehr schönes Castle! Du kannst dich mit dem Kajak am River Shannon oberhalb von Limerick absetzen lassen und ihr trefft Euch später in Limerick wieder.


Tag 9: Ihr fahrt zu den Cliffs of Moher und an der traumhaften Küstenstraße den Burren entlang. Der Burren ist eine karste, felsige Hügelgruppe mit Tropfsteinhöhlen im Inneren. Fahrt auf jeden Fall die R477 um die Landzunge, die ist wirklich herrlich. Galway ist trubelig und man kann dort shoppen, essen, Musik hören und die schöne Strandpromenade geniessen. Ihr könnt auch ausserhalb übernachten und nur zum Essen reinfahren. Nördlich von Galway ist der Lough Corrib, der bietet sich zum Paddeln an, oder auch der River Corrib, der bis nach Galway führt – wo ihr euch wieder treffen könnt.


Tag 10: Das bergige Hinterland von Connemara ist superschnell und ein Muss auf Eurer Reise. Ihr fahrt in Richtung Clifden und fahrt entweder über Clifden oder die R344 am Lough Inagh vorbei (Paddelpause?) bis zur Kylemore Abbey. Die ein wunderschönes Schlösschen mit schön angelegtem Garten in herrlicher Lage am Berg – und es gibt auch einen See auf der anderen Seite der Straße (Kylemore Lough). Weiter geht es nach Clog am Killary Fjord. Dort gibt es etwas zu essen und einen kleinen Wasserfall (Aasleagh Falls) und eine langgelegen Meeresbucht – die tatsächlich der einzige echte Fjord Irlands ist! Übernachtung in Westport.


Tag 11: Westport ist ein nettes Städtchen mit mehreren Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants. Von hier aus fahrt Ihr in Richtung Achill Island. Bei Newport kommt ihr an der Burrishoole Abbey vorbei – eine schöne Abtei, bzw. Ruine, direkt am Wasser. Hinter den keltischen Kreuzen dümpeln Fischerboote (Paddelpause?). Die Bucht von Newport hat hunderte von kleinen Inselchen. Früher war dies ein Rückzugsort von irischen Piraten, die englische Schiffe überfallen haben und dann im Labyrinth verschwunden sind. Bei schönem Wetter auch schön zu paddeln.
Über eine kleine Brücke komm Ihr auf die Insel Achill Island. Die Insel ist einfach nur schön. Fahrt die felsige Südküste entlang bis Keel und dann unbedingt die kleine Passstraße nach Keem Bay. Durch das Innere der Insel könnt ihr wieder zurück fahren. Übernachtung nochmal in Westport.

Foto: shearwaterseakayaking.ie
Foto: shearwaterseakayaking.ie



Tag 12: Sligo ein interessantes Städtchen mit mehreren Sehenswürdigkeiten, z.B.der Sligo Abbey. Nördlich davon gibt es am Fuße des Tafelbergmassivs des Benbulben einen netten Wasserfall (Glencar Waterfall) und direkt davor (so ein Zufall) einen See (Glencar Lough). Östlich von Sligo gibt es einen See, den Lough Gill. An seinem Ufer steht das hübsche Parke`s Castle bei Kilmore. Der Garvoge River verbindet den See mit dem Meer und fließt durch Sligo.


Tag 13: Lass dich in Drumshanbo oder Leitrim Village absetzen und folge dem Oberlauf des River Shannon nach Carrick on Shannon. Dort könnt Ihr Euch für eine Mittagspause treffen und dann fährst du noch ein Stück weiter und lässt dich später wieder einsammeln. So oder so ähnlich wird ein schöner Paddeltag daraus. Für deine Begleitung ist Carrick-on-Shannon ein hübscher netter Ort mit viel Farbe und Leben. Dort machen viele Freizeitkapitäne mit ihren Hausbooten Station und deshalb ist für alles gesorgt was man so braucht und möchte.

Tag 14: Heute geht es zurück nach Dublin. Ihr könnt in Mullingar Halt machen. Das nette Städtchen bietet reichlich Möglichkeiten für eine schöne Mittagspause. Am Lough Ennell südlich der Stadt liegt das Belvedere House Gardens und Park. Ein ehemals herrschaftliches Anwesen mit schönem Park – direkt am See. Noch vor Dublin kannst du dich am Royal Canal absetzen lassen und die letzten Kilometer bis in die City mit dem Kajak zurücklegen – wo Ihr Euch wieder trefft!

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Zum Schluss

So, das waren 14 Tage Paddeln und Nicht-Paddeln in Irland! Die Kombi-Tour für zwei oder für die Familie.

Das ist noch lange keine organisierte Paddelreise, aber es soll einfach mal eine Inspiration sein.

Ihr könnt gemeinsam einen schönen Irland-Urlaub verbringen, auch wenn nur einer von Euch Paddeln möchte!

Ich wünsche euch eine fröhliche Planung und einen tollen Irland-Urlaub!

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Bildnachweis Titelbild: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tours, www.irland-insider.de, www.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg