Irlands Pub-Kultur – oder warum sich jeder in irischen Pubs wohlfühlt

Last updated on 3. März 2024

Ich habe in Berlin studiert, aber das ist schon eine Weile her. Ein ganze Weile schon, um ehrlich zu sein. Berlin hat sehr viele Kneipen, Bars und Pinten und als Student trifft man sich gerne am Abend mit Freunden auf ein Bierchen – wir jedenfalls haben das gerne gemacht.

Besonders gerne habe ich mich mit Freunden in einem irischen Pub getroffen. Ein guter Freund wohnte damals um die Ecke und so war es fast logisch, dass wir regelmäßig dort auftauchten, und auf ein Pint ein bisschen Billard oder Dart gespielt haben.

Die Temple Bar im Viertel Temple Bar
Die Temple Bar im Viertel Temple Bar (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Jeden Freitag gab es dort Life Musik. Das Besondere: Der Eigentümer war selbst Ire und der Pub war Anziehungspunkt für die irische, englische und schottische Community in Berlin. Die Musiker waren auch meist Iren und die Musik dann natürlich auch. Was für eine Stimmung – die Hälfte der Leute im Pub kannte alle Texte und sang lautstark mit – Unterhalten? Freitags Abends nicht mehr möglich. Aber was für eine Stimmung!!!

Spulen wir auf der Zeitleiste „fast forward“: Seit einigen Jahren haben meine Familie und ich unseren Zweitwohnsitz in Irland. Wir betreiben dort im Sommer eine Motorradvermietung, südlich von Dublin (www.easycruiser.tours). Ausserdem bieten wir schöne Gästezimmer für Reisende an (www.the-view-accommodation.ie). Zufall? Meine Frau glaubt nicht an Zufälle – und ich glaube meiner Frau :-).


Wie auch immer wir nach Irland gekommen sind, wir gehen immer noch gerne in irische Pubs. Das geht den meisten unserer internationalen Motorradgäste auch so und vielen anderen Menschen, die wir kennen ebenfalls.

Eigen-Werbung für Easycruiser.tours
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Die irische Insel ist eine magische Insel und irische Pubs sind auf magische Weise besonders anziehend. Damit ist doch alles erklärt. Oder?

Vielleicht liegt es am Guinness, das im Pub immer besser schmeckt als zuhause, obwohl das Guinness aus der Dose, gut gekühlt, erstaunlich gut ist.

Vielleicht liegt es daran, dass in irischen Pubs fast immer ein Fernseher mit Sport läuft, meist Sportarten, die wir in Deutschland normalerweise nicht auf dem Schirm haben: Gaelic Football, Hurling oder Pferderennen – wofür sich die Iren enorm begeistern können, während wir nicht mal die Regeln kennen.

Vielleicht liegt es an der irischen Geschichte: Irland war Jahrhundertelang ein armes Land. Die Leute lebten in kleinen Cottages, die vom Torffeuer kaum wirklich warm wurden. Und Torfstechen war eine schwere Arbeit, also ging man mit dem Brennmaterial sparsam um.

Historischer Pub im Städtchen Donegal
Historischer Pub im Städtchen Donegal (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Der Pub war zu jener Zeit das Wohnzimmer und das „Social Media“ der Iren. Dort traf man sich zum Mittagessen und nach der Arbeit. Das Pint ersetzte auch schon mal die Mahlzeit, viel wichtiger war das Schwätzchen mit den Nachbarn und Verwandten. Über den Pferdemarkt, die Preise für Lämmer, die Kinder und den neuen Pfarrer im Dorf.

Wenn du heute als Tourist in Irland irgendwo auf dem Land in den Pub gehst, erlebst du diese familiäre Pub-Kultur noch immer.

Allerdings immer weniger, wie die Iren selbst feststellen, denn seit Jahren nimmt die Zahl der Pubs in Irland ab. Vor allem in den kleinen Dörfern überlebt nicht mehr jeder Pub. Zu groß ist die Konkurrenz geworden:

Die Häuser sind schön und groß, die Leute besuchen sich mehr gegenseitig und brauchen den Pub weniger dazu. Die Flucht aus dem wenig geheizten Cottage ist auch kein Thema mehr und Netflix und Co. sind auch in Irland inzwischen Alternativen zum Schwatz mit Bekannten.

Wie in Deutschland auch, sinkt auch in Irland der Alkoholkonsum tendenziell. Dazu wird die Einführung strengerer Alkohol-Limits im Straßenverkehr sehr stark beigetragen haben. Gott sei Dank muss man sagen, den die alten Iren haben es damals nicht so genau mit Alkohol und dem Fahren genommen und so einige Trecker hatten am Abend etwas Mühe den heimischen Hof zu finden….

Pub/Inn im Zentrum von Dublin
Pub/Inn im Zentrum von Dublin



Aber trotz moderner Trends, die auch vor der Insel nicht halt machen, haben sich die Iren einen guten Teil ihrer Pub-Kultur bewahrt. In den Pub geht die ganze Familie, auch die Kinder. Allerdings eher Mittags. Am Abend sind die nicht mehr dabei.

Im Pub werden gemeinsam wichtige Sportereignisse geschaut und gefeiert, hier wird gesungen und gelacht und erzählt. Viel erzählt. Das Erzählen ist ein wichtiges Volksgut und eine gute Geschichte ist immer willkommen.

Und im Pub gibt es Musik – irische Musik – lustige Trinkmusik, alte Balladen und schwungvolle Musik zum Feiern und Tanzen. Jam-Sessions und Poetry-Sessions und manchmal auch Commedy, Satire oder ein Theaterstück.

Und damit schließt sich der Kreis zu der Frage, was irische Pubs so unglaublich gemütlich macht:

Die Musik? Das irische Bier? Der Sport? Die Familien? Die Feiern? Die Nachbarn und Freunde? Oder einfach die Mentalität der Iren, die gerne singen, Musik machen, erzählen und lachen und dabei auch Fremden gegenüber so gastfreundlich sind?

Wahrscheinlich alles das. Oder doch die geheime Magie der smaragdgrünen Insel im azurbluauen Atlantik? Wer weiß…

Eigen-Werbung für The View Accommodation
Eigen-Werbung für The View Accommodation



Vielleicht findest du es selbst heraus, bei deiner Rundreise in Irland. Am besten bereist du Irland übrigens mit dem Motorrad. Hatte ich unsere Motorradvermietung schon erwähnt? (www.easycruiser.tours) 🙂

Wie auch immer – ich wünsche dir einen tollen Urlaub und viele sehr gemütliche Abende in den Pubs von Irland!

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Bildnachweis Titelbild: Alter Pub in Connemara, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.the-view-accommodation.iewww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg