Motorradreise Irland – in welche Region soll ich fahren?

Last updated on 3. März 2024

Hallo lieber Motorrad-Reisender oder liebe Motorrad-Reisende! Du möchtest eine Motorradtour in Irland machen und fragst dich wo es schön ist?

Motorrad und freilaufender Esel in den Blackstairs Mountains
Motorrad und freilaufender Esel in den Blackstairs Mountains (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Einführung

Mit der Frage bist du nicht allein. Ich habe eine Motorradvermietung in Irland (siehe: www.easycruiser.tours) und daher höre ich diese und ähnliche Fragen sehr häufig – und beantworten sie natürlich auch. Wir bieten übrigens auch schöne Gästezimmer an (www.the-view-accommodation.ie).

Nachfolgend versuche ich dir die wesentlichen Regionen der irischen Insel aus Sicht von Motorradreisenden im Überblick ein wenig zu beschreiben:

Ireland`s Ancient East

Es gibt des Begriff “The Ancient East“ und es gibt „The Pale“.

Mit the Pale wurde damals, im späten Mittelalter, Dublin und das erweiterte fruchtbare Umland bezeichnet. Der Pale wurde von den Engländern erobert und direkt verwaltet, während in anderen Landesteilen noch irische Clans regierten. Die Engländer brachten ihre Adligen und diese bauten prächtige Anwesen, Burgen und später Forts zur Verteidigung.

Im Laufe der Jahre drängten die Engländer die irischen Clans immer weiter nach Westen, Südwesten und Nordwesten ab, bis die Clanstrukturen praktisch bedeutungslos wurden. Umso weiter breitete sich der Einflussbereich der Engländer aus und mit ihnen auch ihre Bauwerke.

Eigen-Werbung für Easycruiser.tours
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Mit dem Ende des Mittelalters, verloren Burgen an Bedeutung und an ihre Stelle traten prächtige Schlösschen, Mansions mit traumhaften Gärten und Parkanlagen und große Landsitze, außerdem zahlreiche Klöster und Kirchen.

Schon vor den Engländern war die fruchtbare Region des Ostens vielfach Schauplatz von historischen Ereignissen. Es gibt dort keltische Kultstätten, Wikingerstädte und -häfen, normannische Burgen, Schlachtfelder der Jahrhunderte und frühmittelalterliche Klöster.

Dieser kulturell starke Osten geht weit über den Pale hinaus und reicht bis an die nordirische Grenze im Norden, den Shannon River im Zentrum und bis nach Waterford und Cork an der Südküste. Das ist heute der Ancient East, oder historische Osten Irlands.

Wie ist die Geographie? Flachland wechselt mit Hügelland ab, vor allem im Landesinneren. Südlich von Dublin gibt es über 70km herrlicher Sandstrände. Nördlich von Dublin wechseln sich Strände und Klippenlandschaften ab, ebenso an der Südküste.

Von Dublin aus südlich erstreckt sich ein Mittel-Gebirgszug, die Wicklow Mountains, die auch ein Nationalpark sind. Ihre Verlängerung, die Blackstairs Mountains, führen bis nach New Ross und damit fast an die Südküste.

Was kannst du als Motorradfahrer im Ancient East erleben? Historische Stätten aller Art, sandige Strände und einige Felsige Küstenabschnitte und die wunderschönen Wicklow Mountains, die ein wirklich schönes Motorradrevier sind. Es gibt einige hübsche Städte und Städtchen und so ist viel Abwechslung geboten im Ancient East.

Motorrad im Hafen von Courtown
Motorrad im Hafen von Courtown (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Wem würde ich den Osten empfehlen?

Wenn du mit Sozia fährst und nicht nur den ganzen Tag auf dem Motorrad verbringen möchtest, sondern schöne Ziele zum Anfahren suchst, bist du hier richtig.

Auch Kulturinteressierte finden hier viele schöne Besichtigungsmöglichkeiten. Wenn du nur wenige Tage Zeit für Irland hast, würde ich auch nicht in den Westen fahren, sondern im Osten bleiben.

Und wenn du den Westen schon kennst und über eine zweite Irlandtour nachdenkst, ist das vielleicht auch eine gute Idee für dich.

Noch ein Tipp: Im “Sunny South East“, also an der Südostküste, gibt es nur etwa halb soviel Niederschlag, wie an der Westküste. Dies ist die sonnigste und wärmste Region Irlands – daher der Name.

Der südliche Wild Atlantic Way

Der südliche Wild Atlantic Way ist landschaftlich atemberaubend! Im Südwesten zeigen mehrere Halbinsel (Peninsulas) in den wilden Atlantik. Die Klippen sind hoch und schäumend bricht sich die Brandung an ihnen.

Der Wild Atlantic Way ist mit über 2500km Länge eine Aneinanderreihung schöner Küstenstraßen, von der Nordspitze (Malin Head) Irlands, bis nach Kinsale im Süden. Er führt nicht immer an der Küste entlang, aber sehr häufig.

Der Wind kann mitunter gewaltig stark werden, und Regenschauer mit sich bringen, aber im Sommerhalbjahr sind das meist nur kurze Abkühlungen und dann wechselt das Wetter schon wieder.

Wenn du alle Peninsulas abkürzt, weil du ja in einer Woche um die ganze Insel fahren willst, dann hast du deine Reiseplanung ziemlich vergeigt!!! In einer Woche schaffst du knapp den südlichen WAW, für den nördlichen WAW kannst du nochmal eine Woche dazurechnen.

Motorrad in den Bergen von Beara
Motorrad in den Bergen von Beara (foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Lass dir viel Zeit in dieser Region, fahre die Buchten in Ruhe aus und fahre die Peninsulas in Ruhe aus – oder wenigstens einen Teil davon.

Es gibt auch ein schönes Mittelgebirge, den Killarney Nationalpark – sehr schön zu durchfahren, nicht nur zu umrunden (Ring of Kerry).

Die karge “Mondlandschafft“ des Burren ist auch sehenswert – das ist eine kleine karste Hügelregion südlich von Galway.

Es gibt auch ein paar Castles auf dem Weg, aber beim WAW geht es vor allem um die herrliche Küsten. Im Südwesten Wetter etwas milder und hier ist tendenziell mehr Tourismus als im Nordwesten und auch mehr Sehenswürdigkeiten.

Wenn du also spektakuläre Küsten erfahren möchtest, in Kombination mit der einen oder anderen Besichtigung und ein bisschen Menschen, Pubs und Musik am Abend, dann bist du am südlichen Wild Atlantic Way richtig.

Eigen-Werbung für The View Accommodation
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Der nördliche Wild Atlantic Way

Im Nordwesten ist schon ein wenig kühler als im Südwesten und es kann auch mehr regnen.

Es gibt weniger Tourismus, weniger kulturelle Highlights und eigentlich hauptsächlich Landschaften und Küsten.

Wer es geniesst, die Straße ab und zu für sich alleine zu haben, wer den rauhen Charme nördlicher Länder schätzt, wer die schottischen Highlands, oder Skandinavien mag, der ist hier richtig!

Die Küsten und Halbinseln sind wunderschön, und an den Stränden und buchten findest du azurblaues Wasser, das du eher in der Karibik erwarten würdest. Mit etwas Glück siehst du Wale vorbeiziehen.

Schroffe Klippen an der Südküste von Achill Island
Schroffe Klippen an der Südküste von Achill Island (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Die hochmoorigen Berge erinnern schon ein wenig an die schottischen Highlands. Du bist geographisch jetzt auf der Höhe von Südschottland.

In den Flüssen des Ballycroy National Parks laichen Forellen und Lachse und vor den Küsten siehst du die Bojenreihen von Austern- und Muschelfarmen.

Es gibt mehrere schöne Mittelgebirge, die uns Motorradfahrern viel Freude machen: Die Berge von Connemara, das Bergland von Mayo und der Glenveagh National Park.

Im Norden geht es vor allem um das Natur erleben. Hier gibt es auch ein paar nette Städtchen, aber es geht hier mehr um das Fahrerlebnis, die etwas rauhere Natur und das „Nord-Feeling“.

Nordirland

Nordirland gehört zu Großbritannien und ist damit, anders als die Republik Irland, nicht mehr Teil der EU. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind in Meilen pro Stunde und bezahlt wird in Pfund.

Trotzdem hier eine EU-Aussengrenze verläuft, ist sie kaum erkennbar. Nur kleine Schilder markieren die Grenze, man kann sie leicht übersehen. Entsprechend unkompliziert ist es für dich nach Nordirland zu fahren.


Nordirland ist ein gespaltenes Land. Dort leben irisch-stämmige Anwohner (Katholiken) und englisch-schottisch-stämmige Anwohner (Protestanten) nebeneinander, aber nicht unbedingt miteinander.

Der Nordirland-Konflikt von den 1970ern bis in die 1990er Jahre – sagt die das etwas? Damals gab es viele gewaltsame Auseinandersetzungen dieser Bevölkerungsgruppen mit Bombenanschlägen und englischen Militäreinsätzen. Es gibt weniger um die Konfession, sondern mehr um die Frage, ob Nordirland zu Irland, oder zu Großbritannien gehören sollte.

Hotspots dieser Auseinandersetzungen waren Londonderry (nordirischer Name) oder Derry (irischer Name, und Belfast. Ich finde beide Städte trotzdem interessant zu besichtigen, oder vielleicht gerade weil sie speziell sind.

Guitar Player on the Wall of Londonderry / Derry
Guitar Player on the Wall of Londonderry / Derry (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Als Tourist kann man heute in Nordirland sicher reisen, aber die Spuren dieses Konflikts sind immer noch sichtbar und spürbar – eine merkwürdige Stimmung scheint über dem Land zu liegen. Man spürt weniger heitere Unbekümmertheit, wie in Irland.

Die Tourismusindustrie möchte dieses Kapitel lieber vergessen und rührt die Werbetrommel heftig. Vor allem die Causeway Coastal Route, die durchaus schöne Nordküste, wird heftig umworben. ich war mehrmals dort, jedesmal waren so viele englische Touristen dort, dass ich mich am Causeway nicht lange aufgehalten habe – es war mir einfach zu trubelig.

Mein Geheimtip ist die North Antrim Coastal Route, eine kleine, traumhaft schöne Straße direkt am Meer, die sich von Torr Head im Nordosten bis nach Larne, nördlich von Belfast, zieht.

Auch das Hinterland der Nordostküste ist für Motorradfahrer sehr schön zu fahren. Viele kleine Täler und Schluchten durchziehen die hügelig Landschaft.

Auch die Küste südöstlich von Belfast, bis an die Grenze zu Irland, ist sehr schön zu fahren. Vor allem die Bucht von Carlingford mit den Mourne Mountains im Hintergrund ist sehenswert.

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Die Midlands und der Shannon River

Wenn du durch die Midlands fährst, also irische Inland, erlebst du das ursprüngliche Irland, abseits der Touristenströme. Denn die meisten Touristen sind wohl am Wild Atlantic Way unterwegs und dann in den größeren Städten.

Natürlich gibt es auch im Inland B&Bs und andere Übernachtungsmöglichkeiten, aber du spürst schon, dass das Leben um dich herum einen anderen Rythmus hat. Eher gemütlich kreisen die Aktivitäten um das was man in einer Kleinstadt auf dem Land eben so macht – ohne viel Aufhebens um den Tourismus.

Hier ticken die Uhren langsamer und du merkst, wie auch du innerlich zur Ruhe kommst – eine schöne Erfahrung.

Die Städtchen sind oft bunt und gemütlich, das Land ist meist hügelig und die Fahreindrücke wechseln von Weiden mit Hecken und Mauern, über Bäche und Seen, kleine Waldstücke, einsame Gehöfte, winzige Ein-Straßen-Dörfer, bunte kleine Städtchen und wieder Weiden…

Du wirst mehr Schafe, Kühe, Pferde und vielleicht auch Esel sehren als Einwohner und die kleinen Straßen ziehen sich in vielen Kurven durch die Hügel und sind eine Wonne für Motorradfahrer.

Motorrad vor dem Bunratty Castle
Motorrad vor dem Bunratty Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Kann ich eine bestimmte Strecke empfehlen? Nicht wirklich – der beste Tipp, den ich dir geben kann, ist dir Zeit zu nehmen und dich von Autobahnen und Nationalroads (N) fernzuhalten. dann wirst du immer wieder solche Eindrücke sammeln.

Wenn dir das zu langweilig wird, kannst du dich auch an den River Shannon halten. Er ist mit über 360km Länge der längste und wichtigste Fluss Irlands. Über tausende Jahre war er einer der wichtigsten Transportwege der Insel. Heute schippern vor allem Freizeitkapitäne auf ihm, mit dem Hausboot, dem Kajak, oder dem Segelboot.

Dort ist Leben und damit auch Infrastruktur: Städte wie Carrick on Shannon sind nett und lebendig und lohnen sich sicher für eine Übernachtung.

Im Sommer kann es vor allem an den Wochenenden an den Seeufern allerdings sehr trubelig werden, denn auch die irischen Familien nutzen diese zum Baden und als Naherholungs- und Ausflugsziel.

Würde ich dir eine Motorradreise nur durch die Midlands oder entlang des Shannon empfehlen? Ja, in Kombination mit einem Stück Wild Atlantic Way – der ist einfach zu schön und zu spektakulär um ihn völlig auszulassen.

Und wie starte ich jetzt?

Wenn du noch nie in Irland warst und mindestens eine Woche Zeit mitbringst, würde ich dir den südlichen Wild Atlantic Way empfehlen. Auf dem Rückweg kannst du noch eine Übernachtung in Dublin City einlegen und dann hast du einen wirklich tollen Eindruck von Irland gewonnen.

Im nächsten Jahr kannst du wiederkommen und den nördlichen Wild Atlantic Way fahren, vielleicht in Kombination mit Nordirland. Auf dem Weg in den Norden oder zurück kannst du ganz gemütlich durch die Midlands kurven.

Eigen-Werbung für Easycruiser.tours
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Für einen Kurztrip (4-5 Tage) kannst du dir den Ancient East ansehen (in Verbindung mit Dublin)

Wenn du 12 Tage hast, kannst du den ganzen Wild Atlantic Way machen, in 14 Tagen auch einmal um die Insel fahren.

Und wenn du den WAW schon gesehen hast, kannst du auch eine Fahrt nach Nordirland mit Schottland kombinieren – die Überfahrt dauert nur zwei Stunden mit der Fähre. Dafür würde ich uch mindestens 10 Tage empfehlen.

Du merkst, es gibt gute Gründe wiederzukommen auf die Grüne Insel im azurblauen Atlantik zu reisen – ich wünsche Dir eine tolle Reise. Und wenn du dafür noch ein Mietmotorrad suchst, dann findest du uns hier: www.easycruiser.tours.

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Bildnachweis Titelbild: Wegweiser des Wild Atlantic Ways, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tours, www.the-view-accommodation.ie, www.irland-insider.de, www.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg