Tiefe Wracks vor Irland – ein Paradies nicht nur für Tec-Taucher

Last updated on 3. März 2024

Wahrscheinlich hat jeder von uns Pressluft-Tauchern schon ein oder mehrere Wracks getaucht, ohne sich viele Gedanke darüber zu machen.

Foto: wreckdiving.ie
Foto: wreckdiving.ie


Einführung

Das Tauchboot vom Urlaubsressort bringt dich hin, kurze Einweisung, abtauchen, anschauen, auftauchen, fertig. Und im nächsten Tauchgang geht es dann wieder um Korallen.

Wrack nebenbei gesehen, abgehakt, – ja, war ganz schön!

Echte Wrack-Taucher betreiben das ganze natürlich viel ernsthafter!

Zum einen liegen Wracks oft in Tiefen, die für Sporttaucher grenzwertig sind. Zum anderen birgt das Tauchen in Wracks einige Herausforderungen und auch Gefahren, die man kennen sollte.

Und außerdem ist es schön, wenn du etwas mehr über das Schiff und seine Geschichte erfahren kannst. Das Erlebnis wird so einfach eindrucksvoller.

Noch eindrucksvoller ist es, wenn du eine ganze Tauchreise mit Wrack-Tauchen verbringen kannst. Was brauchst du dafür? Genügend gute Wracks in der richtigen Tiefe und eine Tauchbasis, die sich damit auskennt!

Ein Mekka für passionierte Wracktaucher ist Irland, denn hier gibt es mehr Wracks als irgendwo sonst in Europa!

Schau zur Einstimmung doch mal in diese Video auf YouTube: Deep wrecks of Malin Head, Irland, von Jesper Blomqvist Rydström.

Wir leben übrigens in Irland (Zweitwohnsitz) und betreiben hier in den Sommermonaten unsere Motorradvermietung (www.easycruiser.tours). Außerdem haben wir schöne Gästezimmer (www.the-view-accommodation.ie). Wir haben die Insel über viele Jahre immer wieder bereist und kennen sie daher sehr gut.

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Hunderte Wracks vor der irischen Küste

Der Titel ist keine Übertreibung, sondern tatsächlich eine Untertreibung. Tatsächlich liegen über 4000 Schiffswracks vor Irlands Küsten. Viele davon allerdings in Tiefen, die für Taucher unzugänglich sind. Aber einige hundert davon kann man betauchen.

Vom Wikingerboot, über die spanische Galeere, etliche Fischerboote, die Segelschiffe der englischen Marine, irische Lastensegler, Dampf-Passagierschiffe des 19. Jahrhunderts bis zu den Kriegsschiffen und U-Booten des ersten und zweiten Weltkriegs – die Gewässer um Irland haben schon viele Schiffe verschluckt.

Oft waren es einfach die stürmische See, eine unbekannte Untiefe, ein Riff, oder andere unglückliche Umstände. Sehr oft wurde allerdings nachgeholfen, vor allem im ersten und zweiten Weltkrieg. Vor allem die Nordspitze Irlands wurde Zeuge vieler kriegerischer Auseinandersetzungen. Alleine vor Malin Head liegen über 200 Schiffswracks, die meisten davon stammen aus den beiden Weltkriegen.

Foto: mevaghdiving.com
Foto: mevaghdiving.com


Wracks für Sporttaucher

Für Sporttaucher ist meist bei etwa 30 Metern Tiefe Schluss, maximal aber bei 40 Metern. Aber keine Sorge, es gibt wohl kaum in Tauchcenter in Irland, welches nicht auch einige Wracks bis 30 Meter Tiefe anbieten kann. Einige schöne Beispiele:

Die MV Kowloon Bridge ist mit ca. 290 Metern Länge eines der größten Schiffswrack in Europa und wohl auch das schwerste. Es ist ein Erzfrachter, der 1986 kurz vor der Küste in der Bantry Bay sank. Sie liegt schräg auf dem Meeresgrund und die höher gelegenen Teile beginnen bei nur etwa 7 Metern Tiefe, die tieferen Teile liegen deutlich tiefer bis knapp 40 Meter.

Die Julia T ist ein mit 30 Metern Länge ein deutlich kleineres Frachtschiff. Sie versorgte bis in die 1980er Jahre die Inselbewohner von Inishturk und Inishbofin vor der Westküste mit Baumaterialien und anderen Lieferungen.
Heute liegt sie in 27 Metern Tiefe aufrecht auf dem Grund des Killary Fjords, oder Killary Harbours, dem einzigen echten Fjord Irlands. Es gibt wenig Strömung in der geschützten Bucht und so ist die Julia T nicht schwierig zu tauchen.
Sie über und über mit See-Anameonen bewachsen, was sie zu einem besonders schönen Tauchziel macht. Dazu gibt es einen netten kurzen YouTube-Film: Diving the Julia T Wreck at Killary Fjord, Ireland von Diving Squad.

Die HMS Wasp vor Tory Island an der Küste von Donegal ist schon 1884 gesunken. Sie liegt in nur 15 Metern Tiefe. Zwei Kanonen sind noch erkennbar.

Die USS Quebra vor den Blasket Islands ist 1916 auf Felsen aufgelaufen und gesunken. Sie ist etwa 120 Meter lang und liegt in einer Tiefe von etwa 15-30 Metern.

Die MV William Manell war ein Minensuchboot. Ironischerweise ist sie selbst gesunken – versenkt durch eine Seemine im 1.Weltkrieg. Sie liegt heute in 30 Meter Tiefe in der Culdaff Bay in Donegal.

Die SS Castle Eden liegt ebenfalls ind der Culdaff Bay. Der Frachter wurde im 1. Weltkrieg versenkt und liegt heute auf 32 Metern Tiefe (etwas über 30 Meter – ich weiß).

Es gibt noch viele weitere Beispiele – aber das sprengt den Umfang dieses Artikels.

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Wracks für Tec-Taucher

Für Tec-Taucher geht es ab 30-40 Metern erst richtig los und das ist gut so, denn ihnen bietet sich natürlich eine enorme Auswahl an tollen Wracks. Alleine bei Malin Head, aber auch an anderen Orten. Siehe auch den Youtube Film: Wreck Diving the Malin Head ‚classics‘ 2019 von Kieran Hatton.

Die U 260 ist ein deutsches U-Boot aus dem 2. Weltkrieg, das vor Baltimore durch eine Mine versenkt wurde. Die Besatzung konnte sich in Schlauchbooten retten und das U-Boot sank dann auf eine Tiefe von etwa 44 Metern. Es ist noch weitgehend intakt und mit Seeanemonen und Seenelken schön bewachsen. Dazu gibt es einen Film auf Youtube: Wreckdive at U260 at Baltimore von Tauhausflug.eu.

Die RMS Laurentic gehört zu den Klassikern vor der Nordspitze Irlands. Vor Lough Swilly liegt der große Frachter in 40 Metern Tiefe, nachdem sie im 1. Weltkrieg versenkt wurde – ebenfalls durch eine Mine. Siehe auch: The SS Laurentic – Wreck Dive, Donegal, Ireland 2014 HD720 von alanph1.

Die Empire Heritage liegt schon deutlich tiefer, nämlich in 65 Metern Tiefe. Sie ist ein großer Tanker aus dem 2. Weltkrieg.

Auch die Justica liegt in 65 Metern Tiefe. Sie gehörte zur berühmten White-Star Line und war 1918 torpediert worden. Wer ist die White Star Line? Der britischen Reederei gehörte. Unter anderem die Titanic und ihre Schwesterschiffe.

Die Audacious ist ein Schlachtschiff, das im 1. Weltkrieg versenkt wurde. Sie liegt heute auf 65 Metern Tiefe und auch wegen des vielen Meereslebens am Wrack ein taucherisches Highlight.

Die Cumberland ist ein Frachter, der im 2. Weltkrieg versenkt wurde und in einer Tiefe von 50 Metern liegt.

Auch hier gibt es noch viele vieler weitere Wracks die du betauchen kannst. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack!

Foto: mevaghdiving.com
Foto: mevaghdiving.com


Ist Wrack-Tauchen vor Irland gefährlich? Was solltest du wissen?

Wrack tauchen muss nicht gefährlich sein, kann aber – ich weiß, das hilft noch gar nicht – also etwas ausführlicher:

Wenn du bei ruhigen Bedingungen in moderater Tiefe ein Wrack anschaust, einmal darum herum tauchst und nichts anfasst, ist das erstmal nicht gefährlich.

Wenn das Wrack etwas tiefer liegt, kannst du schnell zu tief tauchen, deine Grundzeit überschreiten, oder sogar einen Tiefenrausch bekommen.

Strömung oder Dünung können deinen Tauchgang deutlich erschweren. Der Ausstieg aus dem Boot und der Wieder-Einstieg werden deutlich schwieriger. Schau zum Thema Wellengang mal in dieses YouTube Video: WreckDiving in Donegal Ireland von Tauchsport Pape.

Du kannst die Grundleine verlieren und abtreiben und unter Wasser ist es bei Dünung deutlich schwieriger zu tarieren – du treibst einfach mehr auf und ab. Dadurch kannst du auch versehentlich ans Wrack stoßen und dich verletzen oder deine Ausrüstung beschädigen.

Wenn du ohne Kenntnisse ins Wrack eintauchst kannst du dich verletzten oder deine Ausrüstung an scharfe Metallteilen beschädigen – dumm, wenn das der Schlauch vom Atemregler war!

Außerdem kannst du in dunklen Wracks verloren gehen und nicht mehr herausfinden – das Wrack ist dann wie eine Höhle.

Soll dich das abschrecken? Nein! Du kannst vieles lernen, wodurch dein Wrack-Tauchen sicherer und schöner wird! Dazu kommen wir jetzt:

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Zusatzausbildungen für Sporttaucher

Wahrscheinlich hast du als ersten Tauchkurs deinen PADI Open Water Diver gemacht, oder einen vergleichbaren Open Water Diver? Dann schau doch mal auf der Seite von PADI, oder deiner Tauchorganisation vorbei was die noch für Kurse anbieten.

Folgende PADI Kurse machen viel Sinn für das Sporttaucher-Wracktauchen in Irland:

Beim Advanced Open Water Diver kann du aus 5 Modulen wählen. Die Spezialitäten Bootstauchen, Tieftauchen und Navigation sind super hilfreich, ebenso wie Tarieren (Peak Performance Boyancy und Wrack Taucher. Damit bekommst du einen Vorgeschmack. Du kannst jede der Spezialitäten durch weitere Kurse vertiefen.

Beim Deep Diver erweiterst du deine Fähigkeiten um bis 40 Metern Tiefe sicher zu tauchen (OWD = 18 Meter, AOWD = 30 Meter).

Beim Wreck Diver lernst du Leinen und Reels zu benutzen, sicher ins Innere eines Wracks einzudringen und du lernst Flossenschlag-Techniken mit denen du weniger Sediment aufwirbelst oder dich in engeren Räumen fortbewegen kannst.

Beim Dry Suit Diver lernst du den Umgang mit einem Trockenanzug, der ja gleichzeitig auch Tariermittel und damit Backup zu deiner Tarierweste (BCD oder Wing) ist. Außerdem hilft er dir enorm mit Genuss in kühleren Gewässern zu tauchen, wie zum Beispiel in Irland.

Foto: wreckdiving.ie
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Beim Self Reliant Diver lernst du Alleine zu tauchen, inkl. Tauchgangs-Planung, Navigation, Tauchen ohne Maske, Absetzen einer Boje und redundantem Gassystem.

Alleine Tauchen, wirklich? Das ist doch tabu!

Es ist prima, wenn du einen guten Buddy hast, den du kennt und dem du beim Tauchgang vertrauen kannst. Die Realität an vielen Urlaubs-Tauchbasen ist aber, das man irgendeinen Buddy zugeteilt bekommt. Gut, wenn er erfahren, zuverlässig und umsichtig ist. Oft ist das aber ich der Fall und dann kann der Buddy dein Tauchrisiko sogar vergrößern.

Ich habe beide Fälle viele Male erlebt und bin dann immer öfter mit eigener Ausrüstung und ohne Tauchgruppe getaucht. Im tiefen und oft dunklen Kaltwasser, mit Trockenanzug und Wing-Jacket, Doppelflaschen mit redundanten Atemreglern, zwei Masken, zwei Computern, zwei Lampen, Reels und Boje usw. So auf mich selbst gestellt und konzentriert, habe ich mich oft sicherer gefühlt, als mit unbekannten Buddys.

Damals wurde ich von anderen Freizeittauchern oft für mein Allein-Tauchen kritisiert, heute kannst du sogar einen PADI-Kurs dazu machen – finde ich super!

Warum solltest du? Es macht dich unabhängiger und sicherer, auch wenn dein Buddy sich plötzlich absetzt oder „verloren geht“.

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Warum Tec-Tauchen auch den Freizeit-Taucher weiter bringt

Tec-Tauchen kann gefährlich sein, wenn du deine Grenzen überschreitest. Sporttaucher auch. Allerdings steigt das Risiko beim Tec-Tauchen potentiell, weil du nicht mehr einfach ohne Dekompression auftauchen kannst um deine Probleme zu lösen. Tec-Taucher messen ihre Probleme unter Wasser tauchen und ihre Deko-Zeiten einhalten.

Aber Hand aufs Herz: Wie viele Urlaubstaucher mit OWD-Brevet (bis 18m) machen im Urlaub einen Wracktauchgang auf 36 Metern um dann mit völlig ausgelutschter 10-Liter Flasche gerade noch so den Sicherheits-Stopp abzuhängen? Wer davon hätte bei einem plötzlichen Problem überhaupt einen Plan B gehabt? Genau!

Darum geht es beim Tec-Tauchen: Techniken zu erlernen mit denen man sicherer tiefer tauchen kann. Außerdem lernst du typische Probleme vorher zu planen und Lösungen unter Wasser auszuführen. Du lernst mit Nitrox deine Grundzeit zu verlängern oder sichere Dekos zu planen und du lernst mit Trimix das Risiko des Tiefenrauschs zu managen und sicherer größere Tiefen zu erreichen. Außerdem lernst du deine Ausrüstung auf Redundanz auszulegen und zu optimieren.

Wenn du im ersten Schritt sicherer mit Pressluft auf 30 oder 40 Meter tauchen lernst bist du schon viel weiter als die meisten. Das geht zum Beispiel in den PADI Kursen Discover Technical Diving und Tec 40.

Foto: wreckdiving.ie
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Ausbilder für technisches Tauchen und Wrack-Tauchen in Irland

Du kannst deine Tauchausbildung auch im Ausland machen oder ergänzen. Ich habe zum Beispiel meinen OWD in Venezuela gemacht und meinen AOWD auf Teneriffa (die weiteren dann in Deutschland).

Wenn du in Irland Wrack tauchen lernen möchtest, warum nicht dort auch Wrack- und Technisches Tauchen lernen? Die folgenden Adressen habe ich für dich recherchiert:

WreckDiving ist ein IANTD Trainings Centre in Dublin. Red Fins ist Teil davon und konzentriert sich auf Wracktauchen mit Side Mounts.

Mevagh Diving ist ein PADI Dive Centre, das sich auf Wracks und Wracktauchen spezialisiert hat.

South West Technical Diving bietet Training nach IANTD an.

Praktisch alle PADI Divecentres in Irland bieten die Spezialitäten Trockentauchen, Tieftauchen, Wracktauchen und Orientierung an. Einige bieten auch weiterführende Tec-Kurse.

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Wie geht es weiter?

Ja und wo kannst du jetzt in Irland Wrack-Tauchen? Einen Artikel zu Tauchbasen in Irland verlinke ich dir nachfolgend. Im Prinzip bieten die meisten Basen auch Wracks, einfach anrufen und nachfragen.

Ein Spezialist für Technisches Wrack-Tauchen bei Malin Head ist das Mevagh Dive Centre. Auch hier gilt, wie immer in Irland, einfach anrufen.

Ansonsten kannst du ja mal einen schönen Kurs mit Wrack-Exkursionen bei einer der PADI-Tauchschulen in Irland buchen.

Ich wünsche dir viele tolle Wracks und eine tolle Tauchreise nach Irland!

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Bildnachweis Titelbild: Foto von NOAA auf Unsplash

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg