Das Eindrucksvolle Kilkenny Castle

Last updated on 14. Mai 2024

Wie erklärt man ein so schönes und berühmtes Schloss und wird ihm dabei gerecht? Ich versuche es mal und erzähle dir von Isabel und Elizabeth….

Im Garten von Kilkenny Castle
Im Garten von Kilkenny Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)

Intro

Dieses Castle ist ein Kleinod auf der irischen Insel, die an Burgen und Schlössern reich gesegnet ist.

Wir wohnen nicht weit davon entfernt und ich habe es mehrfach von innen und von von außen besichtigt. Und trotzdem fällt es mir schwer, darüber zu schreiben.

Aber fangen wir ein kleines Stück weiter vorne an: Meine Familie und ich stammen aus Deutschland, wohnen aber schon seit mehreren Jahren in Irland (Zweitwohnsitz), wo wir im Sommer unsere Motorradvermietung (https://www.easycruiser.tours) und Gästezimmer betreiben. Die schöne, mittelalterliche Stadt Kilkenny ist nur eine gute Stunde Fahrt von uns entfernt.

Majestätisch thront das Castle über dem Fluss Nore.

Sein Aussehen ist etwas eigenwillig, denn teilweise erinnert es an die mittelalterliche Festung, die es einmal war und teilweise an ein Wohn-und Representations-Schloss, was es auch mal war.

Aber ob nun Schloss oder Burg, auf Englisch heißt es einfach „Castle“.

Springen wir ein Stück zurück in der Zeit um den Geheimnissen des Kilkenny Castles auf die Schliche zu kommen:

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Richard Strongbow und die Anfänge Kilkennys

Flüsse waren schon immer und sind bis heute natürliche Handelswege und zugleich natürliche Hindernisse. Und so ist es kein Wunder, dass vielerorts an Stellen, wo der Fluss überquert werden kann, Siedlungen entstehen. Befestigte Forts überwachen die Handelswege, aus Siedlungen werden kleinere und größere Städte und aus hölzernen Forts werden Burgen. Das ist vereinfacht die typische Entstehungsgeschichte vieler Städte in Europa.

So auch hier geschehen: Der Fluss Nore wurde schon lange als Handelsweg befahren. Die flache Furt über den Fluss ermöglichte es Reisenden zu Land zu passieren. Vermutlich gab es hier schon sehr lange einfache Siedlungen, als vom Bau einer Burg noch niemand etwas ahnte.

Dann kam ein Sturm auf. Diesmal nicht aus Westen, sondern von Frankreich herüber: Die Normannen eroberten England und später, inzwischen waren sie Anglo-Normannen, kamen sie auch nach Irland.

Kilkenny Castle
Kilkenny Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Der Normannische Adlige Richard de Clare, 2. Earl of Pembroke, wurde im Jahr 1170 von König Heinrich II. beauftragt, den irischen König Dermot McMurrough, gegen irische Rebellen zu unterstützen. Eigentlich war er nur Teil-König der südlichen Provinz Leinster, die aber enorm groß war.

Richard machte seinen Job wohl so gut, dass er den klingenden Beinamen „Strongbow“ verliehen bekam und durfte sogar die Tochter von Dermot, Aoife, heiraten – der tapfere Ritter bekommt die Prinzessin – ganz wie im Märchen!

Strongbow erhielt auch Teile der Ländereien zugesprochen, die er eroberte, wie hier, im heutigen County Kilkenny, wo er am Ufer des Nore eine hölzerne Befestigungsanlage errichten ließ, die wohl den Ursprung des Kilkenny Castle markierte.

Ritter William und die mutige Isabel – die Dynastie der Earls of Pembroke

Auf das Märchen von Richard Strongbow und der irischen Prinzessin Aoife folgte bald ein Mädchen mit Namen Isabel.

Diese heiratete später William Marshal, einen Anglo-Normannen und anerkannt guter Ritter und Marshall von England, der einige Jahre auf den Kreuzzügen gegen die Sarazenen gekämpft hatte. Isabel brachte reichte Ländereien in Wales (Pembroke) und Irland (Leinster) und die Ehe mit ein und William wurde verwirrenderweise der 1. Earl of Pembroke (Wales).

In Pembroke wurde ihm der Titel des Earls nicht vererbt, sondern neu vergeben und so wurde er wieder der 1. Earl von Pembroke (Wales), obwohl sein Schwiegervater und Vorgänger schon der 2. Earl von Pembroke gewesen war.

In Leinster lässt William, der ein erfahrener Ritter ist, am Ufer des Nore eine steinerne Burg erbauen. Die hölzerne Befestigung seines Schwiegervaters an gleicher Stelle, war längst durch Aufständische zerstört worden. Die neue Burg wird nach normannischem Vorbild gebaut, mit vier runden Türmen und hohen Mauern, sowie mehreren verschachtelten Vorhöfen zur Verteidigung.

Im Park von Kilkenny Castle
Im Park von Kilkenny Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)



Die Stadt vor der Burg wird ebenfalls erstmals durch steinerne Mauern und Tore befestigt und erhält im Jahr 1207 das Stadtrecht.

Als Ritter William einmal außer Landes weilt, wird die Burg von Kilkenny belagert. Aber die Angreifer haben nicht mit der mutigen Entschlossenheit seiner Frau Isabel gerechnet. Hochschwanger, kommandiert sie die Verteidigung und ist dabei so erfolgreich, dass sie die Belagerung abwehren und zahlreiche Angreifer gefangen nehmen kann.

Die nachfolgende Bestrafung der Gefangenen durch Isabel muss wohl so heftig ausgefallen sein, dass der zurück-eilende William die Urteile sogar abmildern ließ um schlimmere Vollstreckungen zu verhindern. Die Dame war offenbar so richtig wütend!

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Turbulente Zeiten und die weise Elizabeth – die Dynastie der Earls of Ormond

1391 wurde die Burg und die zugehörigen Ländereien nicht weiter in der Linie der Marshals, bzw. Earls of Pembroke weitervererbt.

Stattdessen zieht die englische Krone die Erbschaft ein und verkauft Burg und Land an einen einflussreichen Anglo-Normannischen Adligen, James Butler, den 3. Earl of Ormond. Die Butler-Familie beherrscht die weitere Umgebung fortan über Jahrzehnte.

Im 17. Jahrhundert rebellieren irische Aufständische gegen die englische Vorherrschaft. Sie nutzten auch das Kilkenny Castle und nutzen es mehrere Jahre lang als Zentrum des Aufstand.

Zu der Zeit gehörte das Castle Elizabeth Preston, der Frau des königstreuen James Butler. Während der unbeliebte Hausherr in der Regel in Dublin weilte sorgte seine kluge Frau mit viel Diplomatie und zahlreichen Briefen an mächtige Menschen seiner Zeit für die Bewirtschaftung und den Erhalt von Kilkenny.

Park-Seite von Kilkenny Castle
Park-Seite von Kilkenny Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


1650 marschierte Oliver Cromwell mit seinen Truppen aus England nach Irland und machte in kürzester Zeit den Aufständen ein Ende. Er belagerte nicht nur Kilkenny, sondern auch noch zahlreiche weitere Burgen und Städte. Sie alle fielen, auch Kilkenny im Jahr 1650.

James Butler, 1. Duke of Ormond, hatte gegen Cromwell verloren. Nicht nur in vorangegangenen Schlachten bei Dublin, sondern, in Abwesenheit vertreten durch einen Verwandten, auch in Kilkenny.

Seiner klugen Frau Elizabeth war es schließlich zu verdanken, dass die Familie Butler zumindest einen Teil ihrer Besitztümer zurück erhielt und aus dem Exil zurück kehren konnte. Sie hatte Cromwell mit ihren Briefen offenbar beeindruckt.

In der Folgezeit wird das teilweise beschädigte Schloss von einer Burg zu einem Repräsentations-Schloss teilweise umgebaut und ausgebaut und erlebt in den folgenden etwa 150 Jahren seine Blütezeit

Kilkenny Castle heute

Dreihundert Jahre später: Die ehemals reiche Familie Butler ist verarmt, das Kilkenny Castle ist baufällig und 1967 verkauft Arthur Butler Schloss und Park an die Stadt Kilkenny – für symbolische 50 Pfund.

In der sehr sehenswerten Besichtigungstour im Schloss sind auch Fotos zu sehen, wie das Schloss damals aussah – unvorstellbar.

Heute gehört das Schloss zum Office of Public Works, dass unglaublich viel Zeit, Arbeit und Liebe zum Detail investiert hat um Kilkenny Castle wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen.

Sommer-Spaß vor Kilkenny Castle
Sommer-Spaß vor Kilkenny Castle (Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg)


Top renoviert und wunderschön ausgestattet, mit prächtigen Räumen, phantastischen Wandteppichen und einer beeindruckenden Bildersammlung, führt es dich in die prunkvolle Zeit des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, hat aber seine mittelalterlichen Wurzeln nicht vergessen.

Der Schlosspark um das Castle ist frei zugänglich, die Führung im Inneren kostet einen kleinen Eintritt. Die Öffnungszeiten und Preise findest du hier: https://kilkennycastle.ie/tickets-and-times/

Die Briefe der klugen Elizabeth kannst du übrigens heute noch sehen und lesen, in der Ausstellung des Kilkenny Castle.

Fazit

Kilkenny Castle ist nicht nur ein weiterer Haufen Steine – es ist ein sehr schönes Schloss mit einer wechselhaften und interessanten Geschichte.

Du solltest mindestens einmal um das castle laufen und den Schlosspark mit seiner Aussicht über den Fluss genießen.

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Besser noch: Du machst die sehr schöne, etwa einstündige Führung im Schloss mit.

Noch besser: Du verbringst eine Nacht in Kilkenny und genießt die schöne Stadt – aber dazu wird es nochmal einen eigenen Artikel geben.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß in Kilkenny!

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Bildnachweis Titelbild: Statue im Garten von Kilkenny Castle, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tourswww.irland-insider.dewww.ireland-insider.com)

Uli Verfasst von:

Hallo und schön, dass du hier bist! Irland ist interessant, vielseitig und landschaftlich traumhaft! Woher ich das weiß? Ich lebe und arbeite in Irland (Zweitwohnsitz) und habe die Insel intensiv und viele Male bereist. Vielleicht kann ich dich auch neugierig machen, auf die grüne Insel im Atlantik? Viel Spaß beim Lesen! Dein Ulrich Knüppel-Gertberg