Last updated on 14. Mai 2024
Es gibt diese Orte, wo man sich gerne aufhält und wo man sich spontan wohlfühlt. Wo man sich entspannt und innerlich ankommt. Clonmacnoise am River Shannon ist so ein Ort…
Inhalt (Zeile anklicken um zum jeweiligen Abschnitt zu springen)
Intro
Ich war schon fast den ganzen Tag mit dem Motorrad unterwegs gewesen, es war später Nachmittag und ich wurde innerlich etwas unruhig.
Ich wollte das mittelalterliche Kloster von Clonmacnoise noch schnell sehen und dann noch nach Galway weiterfahren, wo ich eine Übernachtung gebucht hatte. Es war später als geplant und ich wusste, dass Clonmacnoise nur noch etwas über eine Stunde geöffnet sein würde.
Warum wollte ich das sehen? Wir haben bei uns in der Nähe, in den Wicklow Mountains eine ähnliche Anlage, das Kloster von Glendalough und ich bin großer Fan davon. Clonmacnoise sollte wohl ähnlich sein.
Endlich angekommen am Shannon – da liegen ja Hausboote am Anleger…schön! Kleiner Parkplatz, ein paar Autos, ein paar Meter zu Fuß, freundlicher Empfang – die innere Unruhe war noch da.
Ein Rundgang durch die Ausstellung – sehr schön gemacht, wunderschön gearbeitete Keltische Kreuze aus dem frühen Mittelalter – das Interesse wächst. Eine Gruppe spanischer Nonnen sind auch gerade da und werden wohl von einem Pfarrer herumgeführt.
Nach der Ausstellung dann nach draußen – wow, was für eine Atmosphäre! Das alte Kloster liegt auf einem flachen Hügel am Ufer des Shannon und die Landschaft und der Blick in die Umgebung sind wirklich sehr schön. Ich werde schon etwas gelassener.
Typisch irische, mittelalterliche Rundtürme, ein paar einfache klösterliche Gebäude aus groben Steinen gemauert und ein paar Ruinen, außerdem weitere keltische Kreuze. Die Ähnlichkeit zu Glendalough ist definitiv gegeben. Eine ähnliche Anlage und auch in einer sehr schönen Umgebung. I love it!
Die Nonnen und ich schlendern über das schöne Gelände, erkunden die Ruinen und lassen die Umgebung auf uns wirken. Die Ruhe der Szenerie überträgt sich, ich bin inzwischen Tiefen-entspannt.
Wir schlendern och ein bisschen herum, dann kommt der freundliche Hinweis, dass die Anlage für den Abend geschlossen wird. Macht nichts, ein paar Minuten habe ich noch.
Eine viertel Stunde später sitze ich wieder auf dem Motorrad -immer noch völlig Tiefen-entspannt. Wo will ich jetzt noch hin? Ach ja, Galway – wird wohl später werden, na ja macht nichts. Der Motor startet und ich tuckere wieder los – ganz in Ruhe und völlig entspannt…
Wir kommen übrigens aus Deutschland, leben aber seit einigen Jahren in Irland (Zweitwohnsitz), wo wir im Sommer (südlich von Dublin) unsere Motorradvermietung betreiben (https://www.easycruiser.tours) und unsere Gästezimmer.
Aber kommen wir zurück zum Kloster von Clonmacnoise:
Ein Besuch im Kloster von Clonmacnoise
Clonmacnoise liegt am Shannon. Von Athlone fährt man ein paar Kilometer flussabwärts, also nach Süden. Neben der Klosteranlage gibt es hier nicht viel, ein paar Häuser und den Fluss.
Am Eingang zum Kloster gibt es einen kleinen Shop und gegenüber die stark verfallene Ruine des Clonmacnoise Castle.
Die Anlage selbst ist überschaubar in ihrer Größe und kann problemlos in einer Stunde besichtigt werden.
Es gibt eine schöne Ausstellung kunstvoller Keltischer Kreuze im Inneren und du erfährst etwas über die Geschichte und den Aufbau des Klosters. Die Ausstellungsgebäude sind im Stil des Klosters aus grobem Stein gemauert und fügen sich sehr harmonisch in die klösterliche Umgebung ein.
Siehe: https://heritageireland.ie/places-to-visit/clonmacnoise-monastic-site/.
Hintergrund zu Clonmacnoise
Das Kloster Clonmacnoise wurde schon im 6. Jahrhundert von St. Ciaran gegründet, der allerdings einige Jahre später jung verstarb. Das Kloster wuchs kontinuierlich und auf dem Gelände wurden vom 7. bis 10. Jahrhundert immer weitere Gebäude errichtet. Bemerkenswert ist, dass es eine Ansammlung kleinerer Kapellen und Kirchen blieb und nie von einer besonders großen Kathedrale dominiert wurde. Die heutige Ansammlung von Bauwerken kommt also aus unterschiedlichen Epochen und wurde auch in unterschiedlichen Stilen gebaut.
Clonmacnoise wurde über die Zeit immer größer und bedeutender. Hier lebten nicht nur Mönche, sondern auch viele Handwerker, Kunsthandwerker, Hilfen der Landwirtschaft und Bedienstete. Hier wurde Handel getrieben und auch Handwerk blühte. In Clonmacnoise wurden auch wertvolle kunsthandwerkliche Dinge geschaffen, wie kirchliche und religiöse Gegenstände, die in Irland, aber auch im Ausland wegen ihrer kunstvollen Gestaltung sehr beliebt waren.
Das Kloster erlebte seinen Höhepunkt im 12. Jahrhundert. Wenn ich mich an die Schautafeln im Kloster richtig erinnere, lebten zu diesem Zeitpunkt bis zu 3000 Menschen auf dem Gelände des Klosters und in der unmittelbaren Umgebung.
Das Kloster ware über mehrere Jahrhundert eines der geistlichen Zentren Irlands, wie auch das Kloster Glendalough, das ich schon erwähnt habe. Diese bedeutenden Klöster hatten im Mittelalter die Rolle von Universitäten, wo Studenten aus ganz Europa ausgebildet wurden. Das waren geistliche Studenten, aber auch Söhne von Adeligen Familien.
Leider wurde das Kloster daraufhin mehrfach geplündert, zunächst von Wikingern, und dann von Anglo-Normannen. Die Rundtürme, die auch in anderen Klöstern Irlands zu finden sind hatten den Zweck Wertgegenstände und auch Menschen im Fall von Überfällen sicher zu verwahren. Auf dem Gelnde sind zwei solcher Rundtürme zu finden.
Über hundert Holzhäuser wurden verbrannt und das Kloster hat sich nie wieder gänzlich davon erholt. Die gleichen Normannen errichteten neben dem Kloster direkt am Fluss eine Burg, das Clonmacnoise Castle, deren Überreste noch zu erkennen sind.
Das Kloster wurde in kleinerem Stil noch eine Weile weiterbetrieben, aber dann in den Feldzügen von Oliver Cromwell im 17. Jahrhundert stark zerstört und nie wieder aufgebaut.
Was du noch in der Gegend ansehen kannst
Hier habe ich noch ein paar Tipps für dich, was du in der Umgebung von Clonmacnoise noch ansehen kannst:
Athlone
Die Stadt Athlone am Shannon liegt geographisch in der Mitte Irlands und ist quasi das Zentrum der irischen Heartlands. Dazu habe ich schon einen Artikel geschrieben, den du hier findest: https://irland-insider.de/athlone-im-herzen-irlands/.
Birr Castle
Das Städtchen Birr liegt ein Stück östlich von CLonmacnoise. Hier findest du ein sehr schönes Castle mit wunderbaren Gärten. Siehe: https://birrcastle.com/.
Portumna Castle und Friary
Portumna ist ein kleiner Ort am Shannon südlich von Clonmacnoise. Dort findest du das Portumna Castle & Gardens, siehe: https://heritageireland.ie/places-to-visit/portumna-castle-and-gardens/. In Sichtweite, ein paar Meter weiter kannst du auch die Ruine der ehemals beeindruckenden Portumna Friary anschauen.
Lough Derg
Portumna liegt am River Shannon und am Lough Derg, der durch den Shannon gebildet wird. Dieser See ist sehr groß und es lohnt sich dort ein bisschen die Ufer zu erkunden und spazieren zu gehen. Das geht übrigens auch im Portumna Forest Park sehr gut, siehe: https://www.coillte.ie/site/portumna-forest-park/.
Fazit
Der River Shannon liegt im Herzen Irlands und bietet viele schöne Ausflugsziele. Eines davon ist das mittelalterliche Kloster von Clonmacnoise.
Auch wenn du dich sonst eher weniger für Klöster interessierst (so wie ich) – dieses wird dir gefallen.
Genieße einfach die wunderbare Lage und die entspannte Atmosphäre auf der weitläufigen Anlage. Schon alleine der Ausblick über die Flusslandschaft lohnt den Besuch.
Du kannst Clonmacnoise in deine Hinfahrt oder Rückfahrt vom Wild Atlantic Way einplanen, oder du machst mal eine Tour am Shannon. Möglichkeiten gibt es viele…
Ich wünsche dir viel Spaß in Clonmacnoise am Shannon
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Bildnachweis Titelbild: Kloster Clonmacnoise am River Shannon, Foto: Ulrich Knüppel-Gertberg (www.easycruiser.tours, www.irland-insider.de, www.ireland-insider.com)