Last updated on 31. Oktober 2024
Macht das Sinn den Kanadier nach Irland mitzubringen? Da ist es doch so windig?
Die Frage ist durchaus berechtigt! Kanadier sind in der Regel deutlich langsamer und deutlich windanfälliger als Touren-Kajaks.
Aber schauen wir uns die Sache doch mal etwas näher an:
Inhalt (Zeile anklicken um zum jeweiligen Abschnitt zu springen)
Kanu, Kanadier oder Kajak?
Für alle, die nicht so genau wissen wovon wir hier reden, klären wir mal kurz die Begriffe:
Das Kajak hat seinen Ursprung in den arktischen Regionen Nordamerikas und Kanadas. Es war ein schlankes, flaches und geschlossenes Boot, in dem indianische Jäger und Eskimos an der Küste Jagd auf Robben und Wale machten. Der Paddler hat dabei mit einem Doppelpaddel beidseitig gepaddelt.
Jeder kennt das Indianer-Kanu aus Western-Filmen, oder? Das wird auf Deutsch heute Kanadier genannt, denn dort war wohl vor allem vertreten. Beim Kanadier wird mit einem Stechpaddel auf einer Seite gepaddelt.
Kanu ist heute der Oberbegriff für beide Paddelboote, meint also sowohl das Kajak als auch den Kanadier. Kanuten sind also einfach Paddler – egal womit.
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Eigenschaften des Kajaks
Moderne Kajaks gibt es in allen möglichen Varianten, auch in offener Ausführung und als Zweier oder Dreier-Kajak.
Tourenkajaks sind aber immer noch meist schlanke, lange, geschlossene Boote, die mit einem Doppelpaddel bewegt werden. Durch den schlanken Rumpf und das Doppelpaddel sind sie recht schnell.
Und der flache Aufbau bietet dem Wind wenig Widerstand. Wenn es mal wellig wird, wie auf einem großen See, im Wildwasser, oder an der Küste, bietet das geschlossene Boot mit Spritzdecke dem Fahrer und der Ausrüstung Schutz vor dem Wasser.
Eigenschaften des Kanadiers
Der Kanadier hat oft einen hochgezogenen Bug und ein hochgezogenes Heck. Die Bordwand ragt in der Regel höher aus dem Wasser als beim Kajak. Das der Kanadier schon immer ein Transport-und Lastenboot war, verfügt es über viel Stauraum.
Der Rumpf ist meist lang aber auch breit und gepaddelt wird mit einem Stechpaddel einseitig. Idealerweise wird der Kanadier von mindestens zwei Personen bewegt. Einer paddelt vorne und einer hinten – dann kann einer links paddeln und einer rechts und es ist leichter das Boot auf Kurs zu halten. Der hintere Paddler steuert das Boot auch mit dem Paddel.
Es gibt auch Einer-Kanadier, die mit etwas Übung auch von einer Person gefahren werden können.
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Durch den breiten Boden liegt der Kanadier sehr stabil im Wasser und der geräumige Rumpf bietet sich an um umfangreiche Campingausrüstung zu verstauen. Wer mit Hund oder Kindern unterwegs ist, findet Kanadier mit reichlich Platz für die ganze Familie.
Für einen Campingurlaub mit mehreren Personen an See oder Fluß ist der Kanadier also hervorragend geeignet. Weil er sehr stabil im Wasser liegt, ist das auch ein sehr sicheres Boot auch für weniger erfahrene Paddler.
Man kann den Kanadier natürlich auch an einer ruhigen Küste paddeln, aber auf Binnengewässern ist er in seinem eigentlichen Element.
Kanadier fahren in Irland – Wind und Wetter
Der Kanadier ist vergleichsweise langsamer und bietet dem Wind mehr Angriffsfläche als ein Kajak. Ein offener See mit ordentlichen Böen ist für Kajakfahrer schon eine Herausforderung und für Kanadier-Fahrer noch deutlich schwerer und mühsamer zu fahren.
Und da liegt das Problem: Irland ist eine Insel und es wird dort regelmässig sehr windig!
Ist der Kanadier also kein Boot für Irland?
So schnell würde ich ihn nicht aufgeben. Im Winterhalbjahr, von Herbst bis Frühjahr ziehen starke Winde und heftige Stürme über die Insel.
Woher ich das weiß? Wir haben seit einigen Jahren unseren Zweitwohnsitz in Irland. Da wir die irische Insel viele Male bereist haben, kennen wir sie gut – und das Wetter auch.
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Im Frühjahr oder Herbst würde ich vielleicht nicht unbedingt mit dem Kanadier nach Irland fahren und im Winter schon gar nicht.
Im Sommer sind starke Winde und Regen deutlich seltener. Es kann mal ein Tiefdruckgebiet über den Atlantik ziehen und Wind und Regen bringen, aber meist sind das kurze Intermezzos.
Du magst unser Wetter nicht? Dann warte 20 Minuten!
Würde ich deswegen auf einen zweiwöchigen Paddelurlaub mit Kanadier auf dem River Shannon verzichten? Sicher nicht!
Und damit haben wir schon die Überleitung zum nächsten Thema…
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Geeignete Reviere in Irland für das Paddeln mit dem Kanadier
Wo kannst du in Irland am Besten mit dem Kanadier paddeln?
Der Kanadier ist eher langsam – warum also nicht Flüsse wählen, deren Strömung das Paddeln etwas unterstützt?
Der River Barrow hat eine gute Strömung, ist aber mit dem Kanadier gut befahrbar. Die Wehre lässt du besser aus, aber es gibt auch kleine Schleusen und notfalls kannst du auch umtragen. Am Ufer sind Treidelpfade, heute Wanderwege, die das problemlos möglich machen. Wild campen wird dort auch geduldet.
Der River Shannon ist ein Klassiker für Bootsurlaub aller Art. Die ganz großen Seen, wie den Lough Ree und den Lough Derg lässt du besser aus, oder fährst sie nur bei moderatem Wind. Aber du hast viele Kilometer Fluss zur Verfügung wo du wunderschön paddeln und campen kannst. Ich würde den Oberlauf bevorzugen, da ist der Fluss noch schmaler und es gibt hübsche kleinere Seen auf dem Weg.
Kurz hinter der Grenze zu Nordirland findest du das River Erne System, mit den Seen Upper Lough Erne und Lower Lough Erne. Der Lower Lough Erne hat eine große offene Wasserfläche, aber der Upper Lough Erne ist eine Paddelparadies mit vielen kleinen Inselchen, die Windschutzscheibe geben und sich zum Campen anbieten. Dort wirst du zwar nicht so viel hilfreiche Strömung haben, aber wegen der Inseln kommst du dort trotzdem gut zurecht. Für ein wenig Inspiration, schau dir doch mal dieses Video auf Youtube an: „Canoe & Camp on the islands of Upper and Lower Lough Erne“.
In Nordirland findest du den River Bann, der den großen Lough Neagh zur Nordküste entwässert. Der großen See würde ich nur bei guten Wetter mit dem Kanadier befahren, aber auf dem idyllischen Fluss wirst du gut zurechtkommen.
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Die Kanäle würde ich auch näher ansehen, den dort hast du zwar wenig Strömung, aber bist durch das Kanalufer überwiegend recht geschützt. Wir reden hier übrigens von schmalen und idyllischen Kanälen ohne Transportschiffe auf denen heute vor allem Hausboote fahren und viel gepaddelt wird. Die Treidelwege am Ufer sind schon weitgehend zu Fern-Fahrradwegen ausgebaut worden. Du kannst also ein Fahrrad in den Kanadier packen und am Ende der Paddelfahrt zurückrudern um das Auto nachzuholen – cool?
Der Royal Canal verbindet Dublin mit dem oberen, nördlichen Teil des River Shannon, während der Grand Canal Dublin mit dem unteren, südlichen Teil des River Shannon verbindet.
Und wenn das Wetter im Urlaub dann schön und ruhig ist, brauchst du dich gar nicht beschränken, sondern kannst noch viele weitere wunderschöne Seen befahren.
Welche Kanadier sind für eine Irlandreise zu empfehlen?
Du hast schon einen Kanadier? Dann kannst du das aufladen und diesen Teil überspringen. Wenn du dir noch einen Reisefähigen Kanadier zulegen möchtest, dann habe ich hier noch ein paar Tipps für dich:
Es gibt wuchtige Familien-Kanadier mit sehr hochgezogenem Bug und Heck. Das sieht zwar sehr „Indianer-mässig“ aus, ist aber in Irland wegen der windigen Verhältnisse unpraktisch. Besser geeignet sind Kanadier mit flacheren Aufbauten und nicht zu hoher Bordwand.
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Dabei solltest du auf die Zuladung des Bootes achten: Wenn du einen Dreier-Kanadier alleine fährst, wird er wie ein Segel hoch aus dem Wasser ragen! Auch zwei leichte Personen ohne Gepäck sind dann nicht optimal. Umgekehrt ist das kleine Ausflugsboot mit dem Campinggepäck vielleicht schon zu schwer beladen. Finde also ein Boot, dass in Zuladung und Gepäckvolumen zu deinen Bedürfnissen passt.
Länge läuft, Breite bremst. Auch wenn du es nicht eilig hast, hilft es auf Tour sehr, wenn das Boot leicht zu fahren ist. Schau dir die Längen und Breiten der möglichen Kandidaten an und wähle ein schlankeres Modell.
Kleiner Tipp zum Paddel: Einen schmalen Einer-Kanadier kannst du vielleicht auch mit Doppelpaddel fahren und kommst damit schneller voran? Vor allem vermeidest du so auch zu einseitige Belastungen des Oberkörpers.
Luftboot, Faltboot oder Festrumpfboot? Was ist besser?
In den letzten Jahren hat sich in dem Bereich sehr viel getan und es gibt heute tolle Luft-Kanadier, die mit hohen Luftdrücken gefahren werden und dadurch stabile Bootsrümpfe haben und mit guten Fahreigenschaften aufwarten. Hochwertige Luftboote sind leicht im Kofferraum zu verstauen, sind schnell aufgebaut und fahren dennoch schön geradeaus und relativ flott. Allerdings liegen sie meist hoch im Wasser und sind daher recht windempfindlich. Beispiele: Gumotex Scout oder Gumotex Palava, Grabner Adventure SL.
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Luftboote aus Dropstich-Material sind deutlich steifer und erlauben ausgefeiltere Rumpfformen mit schlankeren Bug- und Heckpartien. Sie werden aus ähnlichen Materialien gefertigt wie SUPs (Stand-Up-Paddleboard). Sie haben oft einen besseren Geradeauslauf und sind etwas schneller als herkömmliche Luftboote. Dafür sind sie oft auch schwererer. Beispiele: Decathlon Itiwit Kanu x500, Vesano Kandier 14.
Falt-Kanadier mit Innengerüst und Außenhaut haben in der Regel noch stabilere Rümpfe und sind dadurch schneller. Sie können auch gut im Kofferraum transportiert werden. Der Aufbau dauert aber meist erheblich länger. Wenn du ein flottes Tourenboot willst, sind sie super, aber wenn du immer wieder mal irgendwo hältst um mal eben ein bisschen zu paddeln, sind Luftboote unkomplizierter. Beispiele: Ally Folding Canoe 16.5, Pakcanoe 165.
Man sieht immer mehr Falt-Kanadier in Origami-Technik. Die haben kein Innengerüst und die Bootswand besteht aus Kunststoffplatten mit Wabenkern, die in wenigen Minuten in Bootsform zusammengefaltet werden. Sie fahren sich etwa wie herkömmliche Faltboote, sind aber nicht ganz so steif. Beispiele: Onak X-Duo,
Besonders stabil und schnell sind Festrumpf-Kanadier. Die kannst du allerdings nur auf dem Dachträger transportieren, wo sie viel Windwiderstand erzeugen (Spritverbrauch!). Dafür sind sie dann schnell und ohne weiteren Aufbau im Wasser. Die Plastik-Rümpfe sind auch sehr stabil und weitgehend unempfindlich gegen Grundberührungen. Beispiele: Liberty 3-Sitzer, Venture Hunter, Venture Ranger, Old Town Peobscot 164.
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Hilfreiche Links zur Buchung deiner Irlandreise
Wenn du deine Reise nach Irland buchen möchtest, dann habe ich hier noch ein paar hilfreiche Empfehlungs-Links für dich:
Übernachtungen und auch Flüge habe ich selbst meist über BOOKING.COM gebucht.
Wenn es um Eintritte, Führungen, Tours und Unternehmungen geht, findest du eine tolle Auswahl auf GETYOURGUIDE.
Meine Reise-Literatur, Karten und Musik kaufe ich super gerne bei THALIA.
Für die Buchung eines Mietwagen empfehle ich auch TUI CARS.
Ein Wohnmobil mieten kannst du gut über TUI CAMPER.
Und alle Fährverbindungen findest du auf DIRECTFERRIES.
Wenn du über einen dieser Links eine Leistung buchst oder kaufst, (zum Beispiel eine Übernachtung,) dann bekommt dieser Blog eine kleine Provision für deine Vermittlung. Deine Preise sind immer genauso, wie du sie auch direkt auf der Plattform des Anbieters finden würdest. So kannst du meinen kleinen Reiseblog auch finanziell unterstützen – ganz herzlichen Dank – und gute Reise!
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Zum Schluss
So, das war eine Menge Stoff zum Nachdenken. Ich hoffe, dass ich dir bei deiner Urlaubsplanung etwas weiterhelfen konnte und wünsche dir mit deinem „alten“ oder neuen Reise-Kanadier einen ganz tollen Urlaub in Irland!
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Bildnachweis Titelbild: Foto von Portij auf Unsplash